Untermhäuser Forum

wenn ich mich nicht irre, versuchte man es schon mit diversen geldleistungen und vielem anderen. ich glaube, das ist irgendwo hier im forum auch schon diskutiert worden. selbst für zuzügler will man pakete schnüren, die teilweise zwar nicht übel klingen, aber irgendwie doch ein bisschen fett sind, wie ich finde. also ich halte so manches nur für bedingt leistbar. schließlich unterhält man sich hier über geld, welches wir nicht zuviel haben und auch die städtischen betriebe nicht (wie man auch zu lesen bekommt) es kann eben nur anreize namens perspektiven geben, um dauerhaft hier zu bleiben

Geldleistungen wirken gleich wie Schmerzensgeld. Die Leute müssen freiwillig kommen, weil die Stadt ein positives Image hat. Und da sehe ich ein Riesenproblem. Nichtmal die, die anderswo gutes Geld verdienen, wollen nach Gera. Und einige von denen, die sogar in Gera ganz gut verdienen, pendeln lieber stressig woandershin zum Wohnen, obwohl Gera wirklich gute Wohngegenden hat. Das ist doch alles oberschräg und kann weder mit einem fehlenden Mediamarkt oder Saturn (den hats auf dem Land auch nicht) noch mit einer noch nicht gebauten Radrennbahn zu tun. Wenns nach letzterem ginge, müßten große Landstriche Deutschlands ja entvölkert sein, da die sowas auch nicht haben. An Schwimmhalle, Nahverkehr, Versorgungssituation mit Lebensmitteln und Kulturlandschaft kanns auch nicht liegen, wenn man durchschnittliche bundesdeutsche Maßstäbe ansetzt.

Also?

ICH kann dir das auch nicht beantworten. Vielleicht liegt es an den echt besch... Friseuren hier??? Bei denen man dreifarbig wie ein Streifenhörnchen den Salon verlässt und noch nicht mal nen Prosecco zum Schöntrinken gereicht bekommt...

Oder an der fehlenden kulinarischen Abwechslung...

Oder an den fehlenden alternativen Kinos, in denen nicht die viel beworbenen Hollywood-Blockbuster einem die Trommelfelle perforieren???

Oder schnuckligen Cafés in denen man bis zwei Uhr nachts draussen sitzen kann und immer noch viele,viele zivilisierte Menschen sieht, ohne Angst zu haben, dass ein mit Crystal zugedröhnter Typ einem aufs Licht haut und das Handy klaut?!

ICH weiss es auch nicht, aber das sind genau die Gründe, warum wir immer nach Jena fahren...

Hmmm...


Echt, das machen die unaufgefordert?
Also, ich (Mann) wurde sowohl in Gera als auch in Jena immer wunschgemäß bearbeitet ("bitte sommerlich kurz, Nacken ausrasieren"). Der Unterschied war nur halt 6 Euro irgendwas in Gera gegen inzwischen 11 Euro in Jena. Im Damenviertel sind halt nicht nur die Wohnungsmieten höher.

Aber es stimmt schon: wenn ich durch die Arcaden laufe, sehe ich meist die von einem Forenkollegen aus einem anderen Forum dem Osten allgemein zugeordneten "bicolorierten Frettchenfrisuren". In Jena hats die sicherlich auch, aber da vermischt sichs halt besser mit den Gegenbeispielen (Biologin, Outdoorklamotten, mit 35 schon leicht graue Haare, Kinderanhänger am Fahrrad). Und die gefallen auch mir wesentlich besser.


Wo niemand was außer einem Bier und einer Roster essen geht, kann halt nichts umfangreicheres bestehen. Aber ist es wirklich so übel? Ich überlege gerade, wie oft ich in Jena was auswärts essen war. Vielleicht drei, viermal mit Kollegen im Stilbruch, 10 mal mit meinem besten Freund eine Pizza und 2 mal offiziell mit der Firma in der Noll. Und das binnen 5 Jahren. So wichtig scheint mir zumindest dieser Punkt auch nicht zu sein.


Tja.. nicht nur die. Ganz allgemein ist da für mich in Gera nicht viel von alternativen, humanistischen Lebensentwürfen jenseits der übl(ich)en Konsumgesellschaft erkennbar. Da hat Jena schon durch das intellektuelle Niveau weitaus mehr zu bieten. Und da sehe ich auch einen heftigen Standortnachteil für Gera. ich wüßte nicht, mit wem ich hier wirklich gern Zeit verbringen wollte. Die Leute gibt es gewiß auch, aber sie sind dünn gesäht und gehen wohl aus dem gleichen Grund auch gar nicht erst raus. Wie wenige Leute waren im Februar im Comma zum Konzert von Dota? Und dann rannten nicht wenige danach zum Südbahnhof, um Richtung Jena / Weimar abzureisen...

Ich muß aber auch dazusagen, daß ich in Jena bei meinen Arbeitskollegen meist auch nur "nur der FCC!", Auto, Fußball, Bier, Fußball, Dieter Bohlen, Fußball, MDR Jump, Fußball, Antenne Thüringen und manchmal auch Fußball als Themen hatte. Das ist der Bevölkerungsdurchschnitt, leider.


Interessant, daß Du die gleiche Wahrnehmung hast wie ich, bei wohl völlig anderer Lebensrealität. Wobei das offenbar fies täuscht: http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/ ... 1536998497


In gewissem Grade für mich verständlich. Aber alle diese Gründe sind nicht nur Ursache, sondern auch Folge. Folge der intellektuellen Ausblutung Geras (die Stadt hatte irgendwann mal das, was man wohl "Bildungsbürgertum nennt). Ich suche die anderen Ursachen.

@Radiowaves: Zuerst muss sich "Gera" - wer immer sich hinter diesem Sammelbegriff bei unliebsamen Nachrichten und Tatsachen verbirgt - der gegenwärtig und weiterhin sichtbaren Situation stellen. Gera wird älter - na und? Die Senioren von heute sind weitaus agiler als die Rentner von gestern. Lassen sich daraus etwa nicht interessante Aufgaben und Angebote ableiten, die über die flächendeckenden Pflegedienste, Fütterungskommandos und Tagesaufbewahrungskliniken hinausgehen?
.....aber diese Idee und viele, viele anderen sind hier und in anderen Foren ausgiebig vorgetragen und mit Herzblut diskutiert worden. Ergebnis in der öffentlichen Wahrnehmung: Null, nein weniger als Null!
Alles, was in dieser Stadt konstruktiv (und kritisch) vermittelt wird, trifft auf den Hass und Neid der (entweder) ewig Gestrigen, der Machtversessenen oder schlicht der Unterbelichteten, die sich zu Höherem berufen fühlen. Mit diesem "Klientel" vergeude ich nicht eine Minute meiner wertvollen Lebenszeit. Solange über solch absurden Themen wie "Wie wollen wir 2030 in Gera leben?" vor dem Hintergrund der dauerhaften Sinn- und Finanzkrise dieser Stadt ernsthaft diskutiert wird, schaue ich mir lieber das Tanzprogramm unserer Enkelin auf der Dorfkirmes an. Den Kindern kann man ihre Freude am Tun und Handeln wenigstens noch glauben. Sorry, Radiowaves, mehr kann ich auf Deine ganz konkrete Frage nicht antworten. Danke aber für Deine sachlichen Antworten in diesem Block.

@radiowaves:ich kann dir und baumann nur beipflichten

und demnächst gehen wir dann mal auf die jagd nach einem friseur, der unaufgefordet sektchen rausrückt (ich dachte schon, ich wäre großstadtverwöhnt )

und wie wir uns schon einig zu sein scheinen, ist mit angedachten geldleistungen oder sonst sehr fetten anreizen nicht viel gemacht. wir hatten ja dann die perspektive. tja, womit hält man die leute nach ihrem lehr- oder anderem abschluss? mit sonderkonditionen, mit geld? das nimmt man dann mit und zieht dann nach absolviertem studium wieder von dannen. haben wir damit etwas gewonnen? klares nein

Da ist sehr viel dran. Es fasziniert mich immer wieder, wie helle, klar und humanistisch so manche Senioren sind. Ich kenne da vor allem aus Berlin (da habe ich halt nunmal 3 Jahre gearbeitet und da steht auch seit 8 Jahren meine Wohnung) beeindruckende Beispiele. Mein Vorgänger im damaligen Helmholtz-Labor ist nun 73 und hat seinen Ruhestand nur dadurch ertragen, daß er in Berliner Schulen Informatikunterricht gab und daheim das Haus umgekrempelt hat, neue Heizung rein, ständig neuen Elektronik-Spielkram, Programmierung, dann hats ihn gejuckt und er hat für ein Thüringer Solarinstitut nochmal eine Meßanlage gebaut. Seine Frau war Zahnärztin, nun auch über 65, sie hat mich im Herbst noch behandelt, dazu war sie Gast in einer befreundeten Zahnarztpraxis. Unfassbar geniale Leute. Siechtum? Nee, wo denn?

Da muß ich an Frau Dr. Vongehr denken, bei der ich bis vor 2 Jahren in der Küchengartenallee Patient war. Sie ist auch so ein Fall - in Gera. Es gibt vor allem bei den Alten noch echte Lichtblicke, die die Zeit überdauert haben.


Da bringt jemand einfach mal so meine gesamte Wahrnehmung bezüglich Gera auf den Punkt. Vor allem in Zeitungskommentaren (im Netz kann man ja auch anonym, mach ich ja letztlich auch) liest man so viel Gehässigkeit und Galle. In Jena nehme ich das so nicht wahr, zumindest nicht in dieser Ballung. Stattdessen sowas:



Natürlich gibt es auch in Jena viel Frust, vor allem der Enge und des Ausverkaufs der Stadt geschuldet. Es geht etwas unter im allgemeinen Erfolgsgeschrei, aber es ist, wenn man tiefer schaut, vorhanden. Oft findet es aber nur innerhalb der Privatsphäre der Menschen statt.


Da tust Du was wirklich gutes. Wie sang schon Tom Liwa:

"Wovor hat die Welt am meisten Angst?
Vor einem Kind, das die Wahrheit sagt
oder vor ihrem Untergang? "


Wäre nichts drumherum, könnte man die Menschen nur mit hochwertigen Jobs und einem angenehmen, humanistischem und progressiven Klima in der Stadt halten. Also eine vollumfängliche Perspektive, die die Grundbedürfnisse (Einkommen / Wohnung / Essen) einschließt, aber auch weit darüber hinaus geht in den Bereich, in dem es um einen Lebenssinn geht. Gera hats theoretisch sogar leichter: Jobs gibts in Jena. Tendenz steigend. Das Pendeln ist verglichen mit anderen Distanzen gut verkraftbar. Aber es fehlt halt alles andere und vor allem das Straßenbild zeigt mir das Gegenteil von progressiven Menschen, das Gegenteil von Aufbruchswillen, das Gegenteil von der Suche nach einer lebenswerteren Alternative. Stattdessen verlangt man nach einem Elektrogroßmarkt. Die Kombination der zwei bereits vorhandenen Märkte (ein dritter in Bieblach-Ost war ja schon nicht überlebensfähig und Internet hat mir bislang alles ermöglicht. Die neue Waschmaschine als Ersatz für die abgesoffene kam übrigens aus der Braustraße. Mit dem günstigsten (!) Angebot selbst unter Berücksichtigung von idealo und anderen Preissuchmaschinen, inklusive kostenloser Anlieferung und Altgerätemitnahme. Besser hätte es meine Eltern auch mit einem Satan oder einem Blöd-Markt im Stadtzentrum nicht erwischen können.

Also Butter bei die Fische: wo und wie setzen wir an, um Gera etwas Spirit einzuhauchen? Wer muß ins Bott und bei wem ists sinnlos, überhaupt über einen Bootsplatz nachzudenken?

wenn man alle hoffnung auf einen elektronikmarkt gesetzt hat, finde ich es bitter (ganz gleich wie der heißen mag) . die pendelei zwischen gera und jena ist auch gut zu bewerkstelligen, darum gibt es ja so viele. die wohnungssituation in gera gibt es ja ebenfalls her (von der ddr-wismutbruchbude ..oh verzeihung "flächendenkmal") (lazi schrieb schon treffend: bis zur durchsanierten wohnung.

also "des kaisers neue kleider"

wenn ich mich nicht irre,gab es sicher schon irgendwo ein thema mit vorschlägen. ich hatte aus der einen oder anderen stadt schon einiges aufgeschnappt, um irgendwie (in diesem falle) tourismusbereich z.b. aufzufrischen. bei dieser idee ging es z.B. um einen automaten (optisch ähnelt dieser halt den kaugummi- oder spielzeugautomaten, nur hübscher und etwas größer). was kann man denn hineinpacken, was diese stadt zu bieten hat und was sich touristen mit einem schmunzeln dort kaufen? richtig: wir haben etliche tolle autoren in gera (gut, es ist geschmackssache), diese könnten auf ihre art mit einer kleinigkeit werben , sei es mit kleinen minibüchern oder sprücheklebezettel oder anderen kleinigkeiten. es gibt gebäude, die man doch bewerben möchte wie z.b. das theater. warum also keine minitatur mit einem kleinen programm drinnen (kleine faltbare monatsübersicht zb.) usw usf.
würde man etliche vorschlägen, die man dort oder dort anbringt auch je nach möglichkeiten aufgreifen bzw. auch umsetzen, wäre schon mal ein stück geschafft, gera (von mir aus auch mit der dixerei) zu vermarkten. mir würden noch einige sachen mehr einfallen und ich hatte dort und dort auch einiges eingereicht (auch bezüglich einsparmöglichkeiten) aber nunja ...
hier sagt auch schon baumann:
und auch hier treffend vom baumann:
sehr treffend auch vom baumann: vorausschauend denken ist ja nichts falsches, aber es muss vorwiegend auch ans "jetzt" gedacht werden, man will die leute jetzt halten und dazugewinnen (um an gelder zu kommen oder geht es etwa um den menschen? ), nicht erst "überüber...-morgen" und nicht mit dicken geschenken, die man sich erstens ohnehin kaum leisten kann und zweitens auch nachhaltig nichts bringen. kleine info"pakete" und kleine nachlässe sind in ordnung, aber nicht im hier und da von "oben" veranschlagten maß

und hier -> viewtopic.php?p=63570#p63570 ist das meiste ohnehin schon gebracht worden

euch allen, die sich an der friseur-suche beteiligen möchten - aber wie (oder wer) soll man den denn testen???

3 mal wurde ich schon aufs bitterste enttäuscht und war heilfroh, dass gera ein haufen drogeriemärkte zu bieten hat, die bis 20 uhr geöffnet haben!!!

also raus vom friseur, rein zu DM/Rossmann/Müller haarfarbe kaufen und drauf ('hoffentlich sieht mich keiner so entstellt') - zum glück gab es kein sekt, so konnte ich wenigstens noch fahren...

PS: morgen gehts nach jena zum friseur - komplettprogramm mit rohem fisch vor der nase, schicke farbe auf dem kopf und sektchen im gaumen...
PPS: @asche, mach' doch mal nen HERZ in die smileys

den sektfriseur wirste dir wohl in jena suchen müssen kannst ja mal paar suchmaschinenübungen vollziehen, vielleicht findet sich schon da einer

ich gehe seit 10 jahren zum selben friseur(in) - in JENA - auch als wir in NRW gewohnt haben, bin ich in die heimat gefahren... wenn man das spritgeld mitrechnet hätte ich auch nach düsseldorf auf die KÖ gekonnt...

jetzt dachte ich mir: kind UND arbeiten - da such ich mir hier einen... BÖSER FEHLER

und die hatten nicht mal sekt für die stammkundin übrig? tja ...

gibt in gera sicher noch gute salons (mal unabhängig, ob sie dir sekt reichen oder nicht)

@elisabeth: Du bist offensichtlich nicht die Einzige mit eigenartigem Kopfdesign. Auf dem letzten Stadtrundgang in Gera kam uns eine "junge Frau" entgegen, auf deren Kopf ich ein Skunk verortet hatte. Das Treffen fand allerdings nicht in der Nähe des Waldtierparkes statt.....
Zum Thema: Findet heute nicht die entscheidende Sitzung zum Haushalt 2013 im Rathaussaal statt? Bei uns im Dorf wird erzählt, daß die Geraer Cheerleader den kulturelle Unterhaltungsrahmen stellen

nein, die ist wohl morgen, also die stadtratssitzung (nicht prinzesschen ellis sektfriseursitzung)

falls zur vorstellung der theatersparte nr.6 also wollen,dann wäre das ja mal eine untermalung, aber heute hätte man das wohl als probe deklarieren müssen

falls dir aber sehr nach stadtratssitzungs-tv ist, die TA überträgt heute wohl eine aus EF, da es da um die kita-gebühren und die demo darum geht (man möchte das ganze natürlich kostenlos aber gut, sollen die sich da drum zanken)
mir ist allerdings immernoch schleierhaft (ist doch die selbe zeitungsgruppe oder?) warum man bei der otz erklärt, dass es nicht mehr geht, bei der TA aber weiter macht also irgendetwas ist da faul. ich hatte auch nachgefragt und keine antwort bekommen.

Nun, in den letzten "Live"-Übertragungen haben die Redner Dinge angesprochen, die in der Erwiderung durch die anderen, anwesenden Stadträte eben nicht an die Öffentlichkeit gehörten (z.B. Schuldenstand Eigenbetrieb Stadtgrün und Friedhöfe). Aber als die Zurechtweisung kam, war die Botschaft schon über dem Bildschirm.....
Das der OK sich dieser Geheimniskrämerei widerspruchsfrei beugt, zeigt doch, daß da offensichtlich auch nur die Generation von Gestern das Regime führt.
....dann doch lieber Live über TA oder die PK´s im PHOENIX.....auch wenn dort auch mal der eine oder andere stottert und abliest.

Elisabeths Friseur-Frust kann ich voll und ganz verstehen. Ich wohne seit 1 1/2 Jahren wieder in Gera und bin immer noch auf der Suche nach "MEINEM" Friseur. Habe inzwischen viele ausprobiert von preiswert bis sehr teuer. Und dabei brauche ich nicht mal Farbe ... nur eine/n Friseur/in, der/die mit meinen eigensinnigen Haaren zurechtkommt ... hab ich bislang nicht gefunden hier.

ja,merkt man bei so manchen videobeiträgen ich wette, dass auch der köstliche versprecher bei der letzten dezernentenwahl, dass die wahlzettel schon "ausgefüllt" sind ( ) herausgeschnitten worden wäre.
dass man sich verhaspelt ist menschlich, aber das passte so derart klasse zusammen und stottern oder ablesen... na sei es drum

tja so ist das mit der "neutralität" bei der einen oder anderen zeitung oder so sendern.... da und da ....

@Barbara: Bei meinem Stadtrundgang bin ich aber an gefühlt 25 Salons vorbeigelaufen. Dieser Dichte folgen die Studios für Nagelpflege, Farb- und Stilberatung.
In Anlehnung an Lothar Späth: Hier schneiden sich alle gegenseitig die Haare......

...zumindest passen ja die exotischen Frisuren zum Pelz des Murmeltieres...wobei wir (hoffentlich) wieder beim Thema sind.

Da hast du völlig recht. Die Vielzahl der Friseursalons sagt allerdings nichts aus über das Können der dort arbeitenden Friseure und Coiffeure. Das macht ja die Suche nach dem "Richtigen" so schwierig ....

Zumindest könnte doch die IHk ihre Schnellbesohlungskurse in dieser Branche einstellen und zu "anderen" Handwerken wechseln.
Aber bitte, Mädels, zurück zum Thema (oder einen Extralink zum Thema erstellen, so mit Heidi, Sylvie (NL und Marzahn, Daniela....)

Sorry, da mußte ich vorhin lachen. In dieser widerlichen Westbahnhofstraße, potthässliche Häuser, stickige Luft, diese neue Betonburg gegenüber, sowas an die Wand zu klatschen, das geht nur unter Drogen. Meinetwegen auch unter Naturdrogen, haben ja viele Jenaer/Jenenser im Blut. Die finden auch Dinge toll, bei denen sich die Gerschen auskotzen würden ohne Ende...

(Also ich würde nie, nie, nie in dieser Straße wohnen wollen. NIE!)

du bist so damit beschäftigt das negative an jena hervorzuheben, dass du die botschaft nicht richtig zu verstehen scheinst: es geht nicht um die westbahnhofstrasse (die wirklich nicht sooo paradiesisch ist) - es ist einfach ein wortspiel (ein ziemlich nettes wie ich finde), das sich auf das jenaer "paradies" bezieht...

Zitat Radiowaves:
"Ich muß aber auch dazusagen, daß ich in Jena bei meinen Arbeitskollegen meist auch nur "nur der FCC!", Auto, Fußball, Bier, Fußball, Dieter Bohlen, Fußball, MDR Jump, Fußball, Antenne Thüringen und manchmal auch Fußball als Themen hatte. Das ist der Bevölkerungsdurchschnitt, leider."

so hat halt jeder seinen bekanntenkreis... bei meinem sind schillerhof, cleanicum, portwein, fahrrad, KEIN fussball aber kulturarena vorherrschende themen.

man kann also nicht verallgemeinern. jeder hat (hatte) sein leben/erfahrungen - ich liebe jena und werde das wohl auch immer tun, einfach weil ich dort die schönste zeit meines lebens verbracht habe. in einer wundervollen wohnung mit wundervollen freunden und einer absolut befriedigenden arbeit.

in diesem sinne:
(Und in Jene lebt sich's bene
|: Und in Jena lebt sich's gut.
Bin ja selber drin gewesen, ...)

http://www.youtube.com/watch?v=MjovrC-Wi1Q

@ Elisabeth

Ich kann Dir genausogut auch supertolle Ecken in Gera zeigen. Das schafft man vermutlich mit fast jeder Stadt. Ok, bei Hanau müßte ich nochmal in mich gehen...

Ich war auch mal Jena-Fan. Habe dort vermeintlich schöne Jahre verbracht (die aus Abstand betrachtet gar nicht so toll waren, sondern die pure Entfremdung im akademischen Laufrad, heute zahle ich einen hohen Preis dafür) und ließ meine Wohnung (die aus heutiger Sicht eine Unverschämtheit war, was ihren Zustand und die Nachbarn betraf) noch lange nach meinem rein berufsbedingten Weggang stehen, bevor sich sie mit Herzweh auflöste und die Tür hinter mir zuzog. Was folgte (Berlin) war wohnungsmäßig um Längen besser und auch mit den Nachbarn hatte ich Glück. Das angesagte Szene-Berlin mußte ich erst hinter mir lassen (also erkennen, daß es nicht meins und jeder Kontaktversuch dort zum Scheitern verurteilt ist). Menschlich hing ich aber weiterhin in Jena (wegen eigentlich nur einem Freund) und der Job in Berlin war übel. Nach 3 Jahren also Chance ergriffen und zurück.

Ich hätte vorher mal auf mich hören sollen. Mein Leidensdruck war in Berlin so groß, daß es auch mal zu einer systemischen Aufstellung kam, während der sich "Jena" (ein Stellverteter, den ich für diese Stadt aufgestellt hatte) von mir abwandte. Aussage des Aufstellers: "Jena will dich nicht mehr." Und genau so wurde es. Es folgten 5 Jahre auf Asylanten-Niveau, 4 WGs mit allem Elend, was man erleben kann: eiskaltes Zimmer im Hinterhof in der Planetariumsstraße mit zusammengeklautem Mensa-Geschirr in der vergammelten Küche, 9 qm für 250 EUR mit einer Psychopathin im Nebenzimmer, Auseinandersetzungen mit Rauchern in WG-Küchen, demütigende Castings, widerwärtige Makler, wochenlang keine Unterkunft und in Geschäftsräumen eines Freundes gepennt, derweil meine Sachen in 2 Umzugskartons im Serverraum auf Arbeit. Und immer fein einen 10-12-Stunden-Tag in der Jenaer Wirtschaft und sich den ganzen Tag anhören, wie supertoll doch alles wäre. Das ist wie real existierende DDR-Propaganda: man sagt dir, wie supertoll und heil die Welt ist, in der du leben darfst.

Ich würde es als Einzelfall abtun, wenn ichs nicht von manchen Kollegen wüßte. Da hausten promovierte Mittvierziger mit Familie und Kindern anderswo in befristeten WGs. Da lebten manche monatelang aus dem Kofferraum ihres Autos. Da zog einer in eine Kellerwohnung und einer übernahm die recht baufällige Bude des ehemaligen Produktionsleiters. Schön, wenns Dich nicht so erwischt hat. Wenn man das Glück einer repressalienfreien intakten Wohnung hat, ist Jena durchaus auszuhalten, solange man nicht mit den Amtsmühlen zu tun bekommt. Noch extremer: die Bonzen, denen man in Jena dann auch mal den Garten einer KiTa zuschanzt, damit sie dort ihre Villa bauen können, die diktieren doch dem Homestory-Schreiberling der OTLZ auch euphorische Geschichten in den Block. Wie toll Jena doch auch nach Jahren in den USA und anderswo sei, wie grün und doch städtisch, ... und haben für sich auf ihren Grundstücken doch auch Recht mit dieser Aussage. Das betrifft aber nicht ihre Arbeitskräfte.

Nimm Jena 10.000 Einwohner und gib den alten Jenensern ein paar Grundrechte wieder, z.B. das auf Wohngesundheit und Nutzung ihrer Stadt (statt Verkauf und Zubetonierung des letzten Quadratmeters an/durch externe Finanzjongleure) oder das auf ungehinderten Zugang zu Informationen (die benehmen sich in diesem Ghetto weitaus schlimmer als es die FDJ mit der Aktion "Ochsenkopf" jemals getan hat und dennoch sagt seltsamerweise keiner, wir lebten heute in einem Unrechtsstaat) und die Stadt ist wieder lebenswert. Aber das, was dort abgeht, dieser Mißbrauch der Einwohner als Zählvieh im Namen irgendwelcher "Exzellenz", das ist widerwärtig.

Ich habe es an Berlin sehr schätzen gelernt, daß man mich in Ruhe läßt, daß ich ihnen egal bin, daß mir niemand in mein Leben reinpfuscht. In Jena ist jeder Schritt geregelt und die ganze Stadt marschiert im Gleichschritt. Überreizte Menschen mit extremen Wohlstandsproblemen, viele erlebe ich als übel aggressiv, vor allem, wenn man ihnen den Spiegel vorhält. Es wirkt ungemein "glaubwürdig" glücklich und zufrieden, wenn nach 2 Minuten Kontakt eine einem bis dato unbekannte Akademikerin (Dr. med.) beinahe Prügel androht, weil man Dinge benennt, wie sie sind. Und sowas war bei mir kein Einzelfall. Um das Bild nochmal zu bemühen: auch der Kaiser Jena ist in mancher Hinsicht sehr, sehr nackt.

Klar, wenn man sich ein Umfeld einreichten kann, in dem man abgeschlossen sein eigenes Ding macht und die Stadt da draußen auf das allernötigste reduziert, dann gehts auch in Jena gut. Ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder in Jena zu leben und zu arbeiten, wenn ich eine liebevolle Familie hätte und z.B. das Haus meiner einstigen Russischlehrerin (mal googeln: Reinholdweg). Da ich keine Familie haben werden kann und mich in Jena in die Schlange derjenigen einreihen müßte, die ihre Grundrechte an irgendeiner Wohnungstür abtreten wollen, rückt das aber in weite Ferne.

Ich kenne in Jena natürlich auch andere Leute. Welche ohne Fernseher, welche, die sich als Selbstversorger versuchen, in einem üblen Loch hausen und froh darüber sind, weil sie sich nichts anderes leisten könnten (mit 3 Kindern). Da, wo ich gerade bin, ists völlig anders. Da gehts nur um den Komplettausstieg, um Landbau und Permakultur, um Gemeingüter und Allmende. Die leute haben teils fast nichts, wissen nicht, wovon sie in einem Jahr leben werden, aber sie haben etwas, das mir fehlt und das ich mir unbewußt auch in den Jenaer Jahren (1988-2005) abtrainiert habe: sie haben Zugang zu ihrer Seele, sie spüren, was ihnen guttut und was sie wirklich im Leben brauchen. Und sie suchen danach und wagen auch Wege ohne Sicherheit. Meine Jenaer Bekannten sind bis auf eine alle weit davon entfernt. Viele haben Jena nie verlassen, sitzen seit der Diplomarbeit faktisch auf dem gleichen Stuhl und rühren in den gleichen Kübeln, fahren dann nach 12 Stunden in Akademien raus nach Lobeda in den unsanierten 70-qm-Plattenbau zu Frau und Kindern. Und sagen, in 6 Jahren ist die Große doch schon raus, dann ist wieder mehr Platz.

Nee, dann lieber hier, wo ich jetzt bin. Bei aller Zukunftsangst.