Das erhaltenswerte am KuK sieht man nicht unbedingt von außen. Wertvoll ist der große Saal, auch wenns gemeinhin nicht so wahrgenommen wird. Einen solchen hochwertigen Mehrzwecksaal mit entsprechend guter Raumakustik sucht man heute oft vergebens. Den Geraern ist das wenig bewußt, die fluchen eher über das Bauwerk als ganzes und verkennen den Wert. Mein Patenonkel, nun 80 Jahre alt, alter Gerscher (sogar Untermhäuser) und in den frühen 60er Jahren (?) nach Berlin gezogen, hatte vor 2 Jahren da drin Besichtigung anläßlich eines Klassentreffens. Der Mann ist Toningenieur, hat im Rundfunk der DDR u.a. an Hörspiel- und experimentellen Musikproduktionen mitgewirkt, kennt sich wie kaum noch ein zweiter heute mit Raumakustik aus, arbeitete mit
Gerhard Steinke und Gisela Herzog. Er mußte bei der Besichtigung massiv für das KuK eintreten, damit der Wert von den anderen (an)erkannt wird.
Der Saal ist auf hohem akustischem Niveau, vergleichbar gebaut wurde auch in den USA zu jener Zeit. Vieles, was heute gebaut wird, kommt da nicht ran, weil massiv gespart wird und Raumakustik ohnehin ein aussterbendes Fach zu sein scheint.
Dazu kommen die Details im Haus, an denen viele achtlos vorbeigehen. Die Türgriffe der Saaltüren beispielsweise

oder das Relief im Treppenhaus.

Als schlimm empfinde ich, wie das Umfeld des Hauses geschändet wurde seit der Wende. Der Platz davor ist elendig, mit den Brunnen war er passend. Auch die Ladenreihe mit dem alten RFT-Laden, dem Schallplattenladen und den "besseren Läden" um die Ecke paßte dazu, war aber doch älter. Und der Märchenbaum ist auch weg... stattdessen nun das grauenvolle Parkhaus und auf der anderen Seite das häßliche Elsterforum (als ob wir nicht genug Einzelhandelsfläche hätten, die nun leersteht) statt der Grünanlage. Es hätte ja gereicht, die Wand mit der Inschrift abzureißen, wenn man denn schon nicht die Größe hat, sie auszuhalten.
Sowieso: wieviel Grün der Innenstadt verlorenging, auch auf der dreieckigen Wiese südlich des Interhotels. Eng und kalt ists geworden zwischen den Shoppingtempeln. Irgendwie oberschräg, paßt aber zur Verwahrlosung einer ganzen Nation. Wenn dann nicht wenigstens die BUGA am Stadtrand etwas rausgerissen hätte, wäre es ganz übel. Das Stadtzentrum hat für mein Empfinden verglichen mit Mitte/Ende der 80er Jahre massiv an Attraktivität eingebüßt. Ich bin da heute sehr ungern, es hat was endzeit-mäßiges. Das Publikum trägt seinen Teil dazu bei.
Ach so: wäre das KuK in Jena, dann sähe die Nutzung auch ganz anders aus, dann gäbe es außer Volksmusik und Schlagern auch andere Veranstaltungen, dann fänden dort wissenschaftliche Kongresse statt. Es steht halt bloß in Gera. Da würden Jenaer nie mit einer Veranstaltung hingehen. Stattdessen geht man halt nach Weimar, da man selbst nichts zu bieten hat.