Kurze Antwort: so einfach geht das nicht. Und ohne Einschränkungen geht es gleich gar nicht. Sat-Signale auf 8 Wohnungen zu verteilen, ist kaum ohne starke Einschränkungen möglich, wenn man nicht alles aufreißen und neu verkabeln will.
Lange Antwort:
Beim Kabelempfang sind alle Programme (analog) oder Programmpakete (digital) gleichzeitig auf dem Kabel. Die Receiver greifen sich, was sie wollen. Man kann das Antennenkabel einfach verteilen mit T-Stücken, Abzweigern oder sonstwie, solange Signalpegel und -qualität in Ordnung bleiben. Man kann damit auch mehrere (Richtkoppler-)Dosen hintereinander setzen, solange man deren Auskoppeldämpfung entsprechend abgestuft wählt und genug Eingangspegel hat. Genau so ist die bestehende Anlage aufgebaut.
Bei Satempfang gibt es schon auf einer Satposition (z.B. Astra 19.2° ost, wo die ganzen deutschen Programme drauf sind) etwa 4 mal so viele Kanäle, wie aufs Kabel passen. Deshalb wird schon im LNB vorne am Arm der Schüssel eine Vorauswahl getroffen. Einfach erklärt bei einem Single-LNB zum direkten Anschluß eines Receivers: es gibt erstmal eine Aufteilung in Kanäle, die horizontal polarisiert zur Erde gefunkt werden und welche, die vertikal polarisiert ankommen. Die Schwingungsrichtung des elektrischen Feldes ist einmal waagerecht und einmal "hochkant". Beide trennt man mit winzigen Antennen im LNB, die senkrecht zueinander stehen - je eine für jede Polarisationsebene. Siehe
dieses alte Foto in der Wikipedia. Die kleinen Antennen siehst Du oben am Loch, wo normalerweise das Feedhorn endet.
Sinn der Übung: die Kanäle (Transponder) auf dem Satellit werden der Frequenz nach aufsteigend abwechselnd H und V polarisiert. Unterdrückt man im LNB eine der beiden "Ebenen", fallen kammartig die Hälfte der Kanäle raus und die Kanalabstände werden dann so groß, daß der Receiver das überhaupt erstmal trennen kann. Die Kanäle liegen sonst nämlich viel zu dicht und überlappen sich. Die Anforderung der jeweiligen Ebene (H oder V, siehe Receiver-Menü) wird über die Betriebsspannung, die der Sat-Receiver über das Antennenkabel zum LNB schickt, getroffen. 13 Volt für vertikal, 18 Volt für horizontal. Schon da ist klar, daß nicht zwei Receiver an einer Leitung hängen dürfen. Welcher würde dann "gewinnen" bei der Ebenenauswahl? Und gäbe es dann einen Kurzschluß, wenn 13 Volt auf 18 Volt treffen bei entsprechender Programmwahl an den Receivern?
Seit etwas über einem Jahrzehnt sind die LNBs auch noch umschaltbar für einen zweiten Frequenzbereich oberhalb des ursprünglich genutzten, dort liegen viele weitere Kanäle (u.a. fast alle öffentlich-rechtlichen in SD). Dieses "Highband" wird vom LNB auf Wunsch anstelle des altbekannten "Lowband" in genau das Frequenzfenster geschoben, in dem die Receiver empfangen können. Die Umschaltung dafür erfolgt auch vom Receiver, und zwar, indem er zusätzlich noch die LNB-Spannung mit einem 22-kHz-Ton überlagert. Auch das geht natürlich nur einmal je Kabel. Abzweige und T-Stücke sowie hintereinandergeschaltete Dosen kannst Du Dir also abschminken.
Jeder Sat-Tuner braucht sein eigenes Kabel ab Verteiler (Multischalter). Twin-Tuner für die unabhängige Aufnahme eines zweiten Programms brauchen also sogar zwei Kabel. Manche Twin-Tuner lassen sich eingeschränkt mit nur einem Kabel betreiben, hat dann z.B. zur Folge, daß während einer Aufnahme in der Kanalliste alles grau ist, was nicht im gleichen Viertel der Kanäle liegt:
Lowband horizontal
Lowband vertikal
Highband horizontal
Highband vertikal
Man ist dann also sehr eingeschränkt.
Es gibt zunehmend moderne
Einkabel-Verteilungen. Dort geht man anders ran: der Sat-Receiver bekommt eine feste Frequenz zugewiesen und die Elektronik hinter der Schüssel schiebt immer den gerade gewünschten Transponder genau auf diese Frequenz. Dazu muß der Receiver seinen Wunsch natürlich per digitalem Schaltsignal auf dem Kabel mitteilen. In solchen Netzen kommunizieren also Receiver und Verteiltechnik intelligent miteinander. Da man mehrere solche Kanäle definieren kann, kann man mehrere Receiver ans gleiche Kabel hängen, also auch geeignete (!) Dosen in Reihe schalten. Das vereinfacht die Installation enorm.
Die Sache hat aber auch Probleme und Risiken: die Receiver müssen das erstmal überhaupt können. Du kannst nicht davon ausgehen, daß jeder vorhandene Receiver oder gar TV mit Sat-Tuner dazu in der Lage ist. Je älter, umso seltener. Damit scheidet diese Lösung für Mietshäuser schonmal aus, falls nicht jeder bereit ist, einen neuen geeigneten Receiver zu kaufen oder u.U. sogar auf die Verwendung des im neuen TV eingebauten Satreceivers zu verzichten, wenn dieser untauglich für Einkabelnetze ist. Und dann kann es passieren, daß sich zwei Receiver gegenseitig die Berechtigung für den Kanal klauen. In getrennten Wohnungen am gleichen Strang merkt man das vielleicht nichtmal und sucht sich dämlich. Gestern gings doch noch... Dafür gibt es nun schon wieder programmierbare Antennendosen, die auf den Receiver verheiratet werden und alles andere gnadenlos sperren.
Ich würde davon Abstand nehmen und
lieber konsequent mit Einzelkabeln arbeiten, auch wenns teurer wird. Es ist wesentlich entspannter. Zu jedem Satanschluß ein einzelnes Kabel. Bei zwei Satanschlüssen in einer Dose halt 2 Kabel. Heißt:
radikale Neuverkabelung. In einer Wohnung sollte man 2 Anschlüsse (Vierlochdose) im Wohnzimmer vorsehen, einen im Kinderzimmer, einen ggf. im Schlafzimmer. Macht mindestens 4 Kabel aus jeder Wohnung. Sind auf einer Etage 2 Wohnungen, kann man mit einem Etagen-Multischalter arbeiten, der 8 Ausgänge hat und die 4 Kabel von der Schüssel und ggf. das fünfte von der terrestrischen Dachantenne (UKW, DVB-T) von oben nach unten durchs Haus durchschleift. Auf jeder Etage also ein Multischalter, aus dem untersten Multischalter gehen keine Stammleitungen weiter. Viel Vergnügen...
Eine solche Verteilung könnte damit prinzipiell
so hier aussehen, natürlich auch gerne mit anderen Komponenten als von Spaun, obwohl Spaun sehr hochwertig (und entsprechend teuer) ist. Die Einfach-Variante mit nur 8 Anschlüssen ist dann
so etwas hier.
TechniSat hat ein System
TechniSwitch für 8 oder 16 Anschlüsse bzw.
TechniSystem für mehr als 16 Anschlüsse.
Die Einkabel-Lösung, falls dennoch so gewünscht, könnte auch an den bereits verlegten Kabeln scheitern: terrestrischen Signale und Kabelfernsehen liegen zwischen 40 und knapp 900 MHz, das Signal von der Satschüssel beginnt bei 950 MHz und geht weiter hoch bis 2150 MHz. Da trennt sich Spreu vom Weizen. Alte Kabel mit hohen Dämpfungswerten können die oberen Kanäle regelrecht verschlucken, da kommt dann nix mehr an an den Dosen. Kabel mit schlechter Schirmung (weniger als 90 dB Schirmdämpfung) lassen gern DECT-Telefone und ähnliches rein, das stört dann massiv manche Programmpakete. Die alten Verteiler und Abzweiger dürften auch alle zu wechseln sein. Auch bei Einkabellösung wäre also u.U. neue Verkabelung fällig. Ich erwarte sogar zwingend Probleme, wenn die Kabel wirklich noch aus der Gründerzeit der Anlage stammen. Das Zeug ist kaum geschirmt, schon auf UKW (100 MHz) habe ich hier im Garten und auf der Straße guten Empfang von Programmen, die eigentlich nur im Kabel drin sind. Das kann Tecosi ohnehin noch die Betriebserlaubnis kosten, wenn die BNetzA dann auch anfängt, die kleineren Städte straßenweise abzufahren und auf Kabellecks zu untersuchen. Derzeit ist man noch in den Metropolen unterwegs.
Meines Wissens nach können auch nur 8 einzelne Receiver mit den Einkabel-Steuersignalen nach EN50494 bedient werden. Will man mehr als 8 Receiver (und 8 Receiver bekommt man mit Pech schon in 3 Wohnungen locker zusammen), muß man mehrere solche Einkabel-Netze im Haus legen, also ein vorhandenes Netz z.B. etagenweise auftrennen, auf der Etage jeweils eine teure Einkabellösung legen und zwischen den Netzen dann doch jeweils 4 oder 5 Stammleitungen ziehen. So ein Einkabel-Schalter für 8 Receiver kostet um 200 Euro. Einer. So etwas gibt es z.B. von
Jultec oder von
TechniSat.
Eine weitere Möglichkeit gibt es, wenn man bewußt auf den freien Zugriff auf alle Sat-Transponder verzichtet. Es gibt
selektive Einkabellösungen, die nur eine Auswahl der auf Astra vorhandenen Transponder umsetzt. Diese Kanäle werden dann aber dauerhaft angeboten und erfordern nicht diese intelligente Ansteuerung durch die Receiver. TechniSat bietet so etwas neuerdings an: die
TechniSelect 12 setzt 12 ausgewählte Transponder ins Kabel um. Damit könnte man für jeden Satreceiver an diesem Kabel (Aufsplittung und Dosen-Hintereinanderschaltung ist prinzipiell möglich, die Dosen müssen allerdings Gleichspannungsblocker eingebaut haben und die Kabel müssen es dämpfungs- und schirmungstechnisch hinbekommen) z.B. folgendes im Haus verteilen:
10744 H
Tagesschau 24, Einsfestival, Eins Plus, ARTE Deutsch, Phoenix
11347 V
3sat HD, KI.KA HD, ZDF info HD
11362 H
ZDF HD, ZDF neo, ZDF Kultur
11494 H
Das Erste HD, ARTE Deutsch HD, SWR HD
11582 H
Bayerisches Fernsehen HD, NDR Fernsehen HD, Phoenix HD
11836 H
Das Erste, Bayerisches Fernsehen, WDR Fernsehen Köln, SWR Fernsehen Baden-Württemberg
11954 H
ZDF, 3sat, KI.KA, ZDF info, ZDF neo, ZDF Kultur, Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk, DRadio Wissen
12110 H
RBB Brandenburg, RBB Berlin, NDR Fernsehen (alle 4), MDR Fernsehen (alle 3), SWR Rheinland-Pfalz
12266 H
SR Fernsehen, BR Alpha, 60 Radioprogramme der ARD
12188 H
RTL, RTL 2, Super RTL, RTL Nitro, Vox, N-TV, Channel 21
12545 H
Sat 1, Pro 7, Kabel Eins, N24, Sixx
12480 V
Tele 5, DMAX, Sport 1, ...
Da sind wir noch nichtmal mit allen Privaten durch, haben keinerlei Private in HDTV (HD+), da passen die künftigen öffentlich-rechtlichen HD-Kanäle nicht mehr rein und Sky haben wir davon auch noch nicht. Da muß ein recht großer Konsens unter den angeschlossenen Haushalten bestehen... 600 Euro sind dennoch schonmal weg.
Schwaiger hat eine
solche Anlage, die immerhin 21 Transponder aus bis zu 6 Sat-Ebenen umsetzt. Das gute Teil soll extrem heiß werden. Langzeiterfahrungen liegen anscheinend noch keine vor. Immerhin könnte man damit zusätzlich noch einiges mehr einspeisen, u.a. etliches von Sky und die Privaten in HD.
Die Verteilung von allen relevanten Programmpaketen geht natürlich auch, siehe jede Kabelanlage. Dazu benutzt man Umsetzer von Sat auf Kabel (DVB-S -> DVB-C). So ein Umsetzer kostet je Kanal etwa 300 - 500 Euro. Also schonmal Geld sammeln gehen, um die etwa 10 kEUR zusammenzubekommen, die eine anständige Kanalaufbereitung kostet. So etwas lohnt erst ab etwa 100 angeschlossenen Haushalten.
Und dann wäre ganz allgemein bei einer Schüssel auf dem Dach bei einem Mehrfamilienhaus die Blitzschutzrichtlinie zu beachten. Beim Eigenheim kann man die evtl. noch ignorieren, wenn man das Risiko von Personen- oder Sachschäden eingehen will und wenn einem auch egal ist, ob die Versicherung im Schadensfall zahlt oder wegen Versäumnissen bei der Installation verweigert zu zahlen. Im Klartext: neben der Schüssel sollte eine Fangstange installiert werden, in deren Schutzbereich die Schüssel steht. Wenn nicht mit Fangstange gearbeitet wird, ist wenigstens statt der Fangstange der Schüsselmast mit 16 mm^2 Massivkupfer (!) auf kürzestem Wege senkrecht die fassade runter an einem ordnungsgemäß verbuddelten und gut erdfühligem Staberder zu erden. Weiterhin sind die Kabelschirme aller abgehenden Kabel zum Multischalter sowie die abgehenden Kabel zu den Anschlußdosen auf Haus-Potentialausgleich zu legen. Allein das Erden der Schüssel kostet nochmal gut Geld.
Beantworte mir bitte lieber eine andere Frage: worunter leiden die Mieter bei Dir im Haus?
Zu schwaches Signal / schlechte Qualität?
Muß nicht sein, die Signalqualität ist prinzipiell in Ordnung und wo nicht, kommt Tecosi vorbei und klärt das. Bis hin zur Theaterstraße soll das Signal anständig sein, also besteht da eine gute Möglichkeit, das gerichtet zu bekommen im gesamten Netz. Es lief vor dem 30.4. ja auch.
Keine/wenig Programme im automatischen Suchlauf gefunden?
Dann bitte manuell kanalweise suchen mit der Liste hier aus dem Forum, Seite 5 oder 6 irgendwo.
Seltsames Verhalten der Receiver? Ständiges "Abschießen" der gespeicherten Programme, dauerndes automatisches wirres Umbelegen des Receivers? Es gehen keine öffentlich-rechtlichen? Der Receiver verhält sich seltsam?
Dazu hatte ich heute Kontakt mit einem Mitarbeiter von Tecosi. Eventuell besteht die Chance, da nochmal was zu versuchen. Meine Vermutung (fehlerhafte NIT) konnte ich mangels entsprechender Technik zwar noch nicht bestätigen, aber ich stieß schonmal auf einen interessierten Zuhörer. Vielleicht schaffen wir kommende Woche einen Test. Ich bleibe da dran und habe eine Telefonnummer, die ich kommende Woche nutzen kann.
Bis dahin versuche ich mich technisch fit zu machen, was NIT-Manipulation mit der Wisi OH85 betrifft. Das sind die Umsetzer, die hier im Netz seit 30.4. laufen.
Bitte noch etwas Geduld, auch wenns langsam ätzend wird.