reallocksley hat geschrieben:
auch wenn man nichts verändern vermag, man sollte schon eine Meinung haben. sonst ist eine Partei für mich überflüssig.
Jeder einzelne Pirat hat schon eine Meinung, auch die die vor die Presse treten (müssen). Allerdings hat die Partei als Ganzes zu bestimmten Themen halt noch keine Meinung bilden können, sowohl aus Zeit- als auch teilweise aus Interessengründen. Die "Meinung der Partei" wird grundsätzlich durch eine Basisabstimmung gebildet, das geschieht idealerweise über
Liquid Feedback 
welches auch durch Gäste beobachtet werden kann. Da findest Du im Bereich "Wirtschaft und Soziales" halt einen Antrag welcher
Doppik 
betrifft. Das wird solange diskutiert und zerpflückt bis man mal auf einen abstimmungsfähigen Nenner gekommen ist, und findet im Anschluss Einzug ins Programm der Partei.
Das dauert natürlich länger als wenn eine Frau von der Leyen sich anmaßt entscheiden zu können dass man Kinderpornografie mit Websperren ausrotten könnte, hat dafür aber auch mehr Hand und Fuß.
Hier 
siehst Du den Entstehungsprozess des damaligen Unsinns aus der Sicht eines beteiligten Informatikers, so funktioniert "Entscheidungs"findung bei etablierten Parteien. Willst Du das wirklich?
reallocksley hat geschrieben:
man Stelle sich mal vor: Angela stellt steht beim g10 Gipfel auf, sagt: "wir hatten dazu noch nie eine Meinung", setzt sich wieder hin und schlürft ihren Kaffee weiter. . . auch sie hätte den Lacher auf ihrer Seite.
Dann schau genau hin, wer lacht.

Für mich wäre sie dann immerhin glaubwürdiger als durch ihre von der Leyen-Unterstützung vor ein paar Jahren.
reallocksley hat geschrieben:
deiner Argumentation das sie sich eigentlich mit anderen Thematiken nicht beschäftigen wollten/wollen, kann ich nicht folgen.
Hab mich vielleicht nicht eindeutig ausgedrückt: Damit beschäftigen
wollen schon, auf jeden Fall, aber sie muss sich damit auch beschäftigen
können, d.h. entsprechendes Fachwissen mitbringen. Damit das halt Hand und Fuß hat und nicht zu Rohrkrepierern wie die Internet"strategien" der etablierten Parteien verkommt. Und das kommt nur durch die Leute die sich entsprechend einbringen.
Bei etablierten Parteien läuft die wissenschaftliche Arbeit durch Organisationen im Hintergrund, die Konrad-Adenauer- und Friedrich-Ebert-Stiftungen sind z.B. Teile davon. Deren Erkenntnisse werden von den Parteien zur Entscheidungsfindung genutzt.
Die Piraten haben noch keine solche Institute in der Hinterhand, hier müssen noch die Mitglieder alles einbringen - und zwar ehrenamtlich, keiner kriegt da Geld dafür!
reallocksley hat geschrieben:
wieso lässt man sich dann zur Wahl aufstellen?
Na weil man Einfluss gewinnen will, um seine Ideen einbringen zu können.
reallocksley hat geschrieben:
wenn man A sagt, so muss man auch B sagen können, ansonsten hätte es auch eine Interessengemeinschaft getan.
Einen einfachen Verein zu gründen war durchaus auch Thema, allerdings hat dieser nie die Macht wie eine Partei wirklich politisch verändern zu können.
reallocksley hat geschrieben:
die grauen Panther hatten aber auch nie eine solche temporäre Zustimmung in der Bevölkerung.
Das aktuelle Hoch ist durchaus auch ein Problem für die Piraten, wie Du schon erkannt hast: Man erwartet jetzt anhand irgendwelcher Zahlen dass die Leute dahinter auch entsprechend umfassend kompetent sind. Diese Erwartungshaltung, die auch noch von den Medien geschürt wird, können die Piraten aber aktuell auf keinen Fall erfüllen, weil erstens ganz einfach Leute fehlen und auch die Zeit für umfassende Kompetenzbildung zu kurz war. Dass sich aber etwas bewegt, siehst Du in den Diskussionsrunden der Arbeitsgemeinschaften und im Liquid Feedback. Es dauert halt noch etwas.
reallocksley hat geschrieben:
ne, man soll nicht auf den putz hauen und dann sagen: da halten wir uns raus. das bestätigt wieder meine momentane Meinung. viel heiße Luft.
Die eigentliche Innovation der Piraten sehe ich nicht darin für alle möglichen Probleme, die die etablierten Parteien über die letzten Dekaden verursacht oder einfach nur sehenden Auges zugelassen zu haben, nun eine völlig andere und innovative Lösung parat zu haben, sondern in der Art und Weise ihres Arbeitens. Es geht um die Ziele, nicht um Personen oder Macht (zumindest laut ihrem Selbstbekenntnis) - wenn irgendwann mal die anderen Parteien die Ideen der Piraten aufgreifen und umsetzen dann hat sie ihren Zweck schon erfüllt. Wenn es gelingt, ein Liquid Feedback in den normalen Alltag z.B. bei Bürgerentscheidungen zu etablieren, hat sich die Arbeit der Partei gelohnt. Und wenn sie es schafft, ansonsten politikverdrossene Leute zu begeistern sich irgendwo wieder einzubringen, weil die sehen dass ihre Stimme und ihre Arbeit wieder eine Wirkung haben, ist auch wieder ein Zweck der Partei erfüllt. Mehr als die Hälfte der engagierten Gerschen Piraten z.B. hatte vorher keinen Bock sich politisch zu betätigen, machen jetzt aber feste mit.
Wenn Du das alles nicht so gut findest, brauchst Du die Piraten auch nicht zu wählen, damit gehörst Du immerhin zu knapp 90% der Bevölkerung, also stehst nicht ganz so alleine da.
