Lieber Nikolaus,
ich beginne mal bewusst flach, um mich nach hintenraus noch steigern zu können

-> Das Leben ist kein Ponyhof - und gleich gar keine beheizte Finanzamtsstube.
Die Vorstellung von Frau Hahn, die ich mir inzwischen im (wie Erzigkeit es formulieren würde) Internet der OTZ (*ggg*) angesehen habe, festigt bei mir den Eindruck, dass man eine Kandidatin mit vielen Fähigkeiten gefunden hat, die diese Stadt braucht. Sie festigt aber auch die These, dass die Fähigkeiten, die man als Oberbürgermeisterin benötigt, darin nur marginal enthalten sind.
Meine Überzeugung zum Thema habe ich hier und an anderer Stelle schon öfter dargelegt. Gera stand vor sechs Jahren unter Ralf Rauch auf einem absoluten Tiefpunkt. Schlimmer ging nimmer. Wer versucht, sich
ehrlich zurückzuerinnern, wird das bestätigen. Außer der BUGA, deren pünktlicher Beginn sogar gefährdet war, gab es nix Vorzeigbares. Und wenn sich Rauch im Nachgang dafür feiern läßt, ist das in etwa so wie bei Felix Magath, der die heutigen Schalker Erfolge für sich reklamiert, weil er 2 oder 3 Stars eingekauft hat, die er dann selbst nicht in der Lage war zu trainieren. An diesem Punkt war Norbert Vornehm das kleinste gemeinsame Übel, um Herrn Rauch loszuwerden. Norbert Hein fehlte damals der Mut und wohl auch die (heute Frau Hahn zuteil werdende) Unterstützung offensiver gegen seinen Noch-Dienstherrn anzukämpfen, weswegen das bürgerliche Lager die Wahl mit Pauken und Trompeten vor die Wand fuhr.
Für mich war Norbert Vornehm immer (und auch das habe ich mehrfach beschrieben) ein Feuerwehrmann, um den Verein vor dem Abstieg zu retten. Das ist zweifellos gelungen, denn die Bilanz ist nicht ganz so schlecht, wie sie mancher gern reden möchte. Aber Gera hat sich - um bei den Fußballvergleichen zu bleiben) als Schmuddelstube der Liga, in der es gern spielen möchte, dauerhaft auf Rang 13 bis 15 eingerichtet - eben auch weil der Trainer nicht zu Höherem befähigt zu sein scheint. Und es ist in keiner Weise absehbar, dass sich dies über kurz oder lang ändern könnte. Kreditblockaden aus Erfurt und Weimar, mit denn sich die Erfurter CDU die eigenen Leute demontiert, haben die Stadt (und das Schulbauprgramm zB) in der Entwicklung auch zusätzlich zurückgeworfen. Wenn Frau Hahn angestrebte Entwicklungen in Gera kreditieren möchte, ist das zumindest sehr mutig, wenn nicht gar übermütig. Wenn wir uns darüber einig sind, dass die Tage des Übergangstrainers gezählt sind, sollten wir also einen suchen, der es
deutlich besser machen kann. Dabei Kandidaten zu verheizen, die nach vieler Leute Einschätzung aber eher in die vordere 2. Reihe als auf den Chefsessel gehören, halte ich im Sinne der Sache für kontraproduktiv. Nach etlichen Gesprächen in der Stadt glaube ich auch, dass die bürgerlichen Fraktionen im Stadtrat etwas weit weg von der Basis sind. Denn es gibt mehr als genug Gersche CDU-Mitglieder, die Herrn Porst nie ausgeschlossen hätten und seine Kandidatur sehr wohl befürworten. Es war ja auch ein sehr offenes Geheimnis, dass da noch ein Kandidat nachkommen würde...
Wenn ich den Kreis jetzt schließe und zu meiner etwas platten Anfangsaussage zurückkomme, muss ich feststellen, dass es Gera sich nicht leisten kann, einen Azubi, der den Job lerning by doing ausführen soll, auf den OB-Stuhl zu wählen. Und genau den Eindruck hat der öffentliche Eindruck von Frau Hahn aber bei mir hinterlassen.