strudel hat geschrieben:
@gerhard und pfiffikus: Das Unvermögen ein Problem auch von verschiedenen Seiten betrachten zu können, fällt sicher auch irgendwann auf den Schreiberling zurück. Aber auch das: geschenkt.
Ja das mag sein. Beziehst du das nun auf Leute, die Herrn Naundorf pauschal als Sklaventreiber verunglimpfen oder etwa auf Leute, die den Sachverhalt möglichst tiefgründig analysieren?
Ich bleibe schon dabei. Die Lektüre dieses Themas als Ganzes sollte ein recht umfassendes Bild über die Arbeitsvermittlung geben. Und Einzelmeinungen bleiben Einzelmeinungen, auch meine eingeschlossen.
strudel hat geschrieben:
Hast Du auch schon mal daran gedacht, daß das "knappe Wirtschaftsgut" nicht notwendigerweise der Arbeitsplatz ist, sondern vielleicht der geeignete Bewerber für einen Arbeitsplatz (oder dann eben der Mitarbeiter)?
...
Die Dienstleistung besteht nun aber nicht bloß darin, einen Arbeitslosen in einen Job zu bringen, sondern vor allem darin, für einen Arbeitgeber den richtigen Mitarbeiter zu finden.
Ja, ich hab drüber nachgedacht. Nur nicht so präzise aufgeschrieben. Also holen wir das hiermit nach!
strudel hat geschrieben:
Arbeitslose gibt es doch mehr als zu besetzende Stellen. Darin sind wir uns doch einig oder?
Da sind wir uns schon einig.
Bleiben wir beim Beispiel Versicherungen. Wir hatten bereits festgestellt: Reichlich vorhanden sind Versicherungsgesellschaften und Formulare mit diversen Tarifen. Knapp sind die Versicherungsnehmer, die für einen Vertrag bezahlen wollen.
Ich versetze mich jetzt einmal in meine Rolle als potentieller Versicherungsnehmer, der sein Auto versichern will. Ich könnte mich deutschlandweit bei Versicherungsgesellschaften über deren Tarife informieren - dank Internet heute kein groβes Kunststück mehr. Ich könnte schauen, was da alles aus meinem Briefkasten quillt und könnte sogar den Spam-Ordner meiner Mails genauer unter die Lupe nehmen. Es könnt ja etwas Geeignetes dabei sein. Und dann kommen hin und wieder einige Klinkenputzer, die nichts anderes wollen, als mir eine Versicherung für mein Auto zu verkaufen. Doch alles das könnte ich mit einem Satz zusammenfassen:
Das stiehlt mir meine wertvolle Zeit! Nein, bei mir läuft es anders. Ich bin froh, dass die Versicherungsgesellschaften ihre Vertreter haben. Wenn ich mein Auto versichern will, dann rufe ich den Vertreter meines Vertrauens an. Er kommt zu uns. Bevor er mir irgendwelche Angebote unterbreitet, stellt er erstmal einige gezielte Fragen, um zu erfahren, wie unsere Familie "so tickt", um also genau herauszufinden, welche Art Versicherung wir bräuchten und was für uns geeignet ist.
Erst dann unterbreitet er einige (wenige) Angebote, die mir im Normalfall zusagen.
Doch obwohl ich ihn angerufen habe und obwohl er mir eine Menge Arbeit abgenommen hat, komme ich nicht auf die Idee, der Versicherungsvertreter stünde angeblich in meinen Diensten. Nein, er bleibt in den Diensten seiner Gesellschaft (dem Anbieter des reichlich vorhandenen Gutes) und bekommt seine Provision von dieser, nicht von mir ausbezahlt.
Die Dienstleistung "Vorsortierung von Angeboten" erbringt ein Vermittler aus reinem Eigennutz. Weder ist der Versicherungsvermittler der einzige seiner Profession, noch ist Herr Naundorf der einzige Arbeitsvermittler. Vielmehr stehen sie sich konkurrierend gegenüber. Der Vertreter meines Vertrauens möchte, dass ich ihn auch künftig wieder anrufe. Und Herr Naundorf möchte, dass er am besten schnell und möglichst exclusiv von eventuellen zukünftigen Stellenangeboten informiert wird. Also arbeiten die Vermittler so, dass die (knappen) Nachfrager möglichst gut zufriedengestellt werden.
strudel hat geschrieben:
Was passiert nun? Arbeitgeber erhalten einen Haufen Bewerbungen. Viele davon sicher nur, um nachzuweisen, daß sich der Arbeitslose "gekümmert" hat.
Stimmt. Ich erinnere mich noch genau. Herr Naundorf hat vor einigen Wochen ganz schön Schelte bezogen, als er diesen Anteil auf etwa ein Drittel geschätzt hat.
Es ist logisch, dass eine Arbeitsvermittlung solche "Bewerbungen" schon im eigenen Interesse besser aussortiert und den potentiellen Nachfrager nicht seine Zeit damit stehlen möchte. Denn:
strudel hat geschrieben:
Oder anders ausgedrückt: Das möchte ja wohl auch sein, denn sonst würde doch kein anderer Unternehmer, der einen geeigneten Bewerber für sein Unternehmen sucht, den Lars engagieren.
strudel hat geschrieben:
Nun könnte der Arbeitgeber einfach einen der übrigen "geeigneten" Bewerber einstellen. Macht er aber nicht - warum auch immer.
Das verstehe ich nicht.
Meinen Einblick in diese Branche will ich keinesfalls als repräsentativ bezeichnen. Genauer gesagt kenne ich nur einen Fall näher.
Ein Bewerber sprach bei No-Limits vor und lieβ sich als Bewerber registrieren.
Gleichzeitig hat er sich in Eigeninitiative beworben. Gefunden hat er eine Stelle, die auch Herrn Naundorf zur Vermittlung zur Verfügung stand. Der Arbeitsvertrag kam ohne seine Vermittlung zustande.
strudel hat geschrieben:
Die werden dann nochmal etwas genauer unter die Lupe genommen (siehe
HumanRessources) und dann dem Unternehmer vorgeschlagen.
Hm. Meinst du, dass Herr Naundorf durch die Forenlandschaft wandelt und versucht, noch Näheres über die Bewerber zu erfahren? Gibt es Anhaltspunkte für solcherlei Recherchen?
Ja, da war Herr Beck noch viel zu unpräzise, wenn er kürzlich nur von Waschen und Rasieren sprach.
Rasiert habe ich mich schon lange nicht mehr. Und das heiβt wohl offensichtlich, dass ich auch noch darauf achten muss, dass kein Schnappschuss von mir im Internet erscheint, welches mich Bier trinkend vor dem Supermarkt zeigt. Wer mich kennt, weiβ zwar, dass ein solcher Schnappschuss nur anlässlich eines Himmelfahrtsspatziergangs möglich wäre, doch man weiβ ja nie!
Zitat:
Und den Aufwand, der da betrieben wird, wird auch noch aus den Beiträgen der Arbeitslosenversicherung bezahlt. (Geiz ist) Geil oder?
Das ist einfach nur zu engstirnig gedacht. Der Vermittler erbringt die Leistung für den Anbieter des reichlich vorhandenen Gutes (hier den Bewerber). Dieser und nicht die Agentur bezahlt für die Dienstleistung.
Aus nahe liegenden Gründen hat sich aber die Agentur entschlossen, den Bewerbern die Bezahlung einer solchen Dienstleistung zu subventionieren. Also der Bewerber erhält eine Subvention. (Um Missbrauch einzuschränken erhält er einen Gutschein auf die Subvention in die Hand.)
Kurz gesagt:
Der Bewerber erhält eine Subvention aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung.
Davon (oder aus Eigenmitteln)
bezahlt der Bewerber den Vermittler.
Lebensversicherungen wurden bis vor einigen Jahren auch mit steuerlichen Vorteilen subventioniert. Kam da jemand auf die Idee, es wäre eine Subvention für Versicherungsvertreter gewesen?
Ich kann dir in der Tat zustimmen, dass es Schlüsselqualifikationen gibt, die im Kreise der derzeit Arbeitslosen sehr schwer zu finden sind, obwohl sie dringend gebraucht werden. Ganz einfach deshalb, weil Leute mit diesen Qualifikationen heute nicht arbeitslos sind. In solchen Fällen sollen wohl in der Tat sog. Headhunter engagiert werden, die natürlich von den suchenden Unternehmen bezahlt werden. Doch diese Dinge sollten doch bitteschön nicht mit dem verwechselt werden, was hier in Gera los ist!
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest!