Erstmal danke für die tollen Fotos! Die aus der Schellingstraße / Untermhäuser Straße kann ich grad gut gebrauchen.
Hier noch eine Story aus dem echten Leben, zu dem Foto mit "der Ingrid" ("geh mal zu Ingrid" hieß das bei uns, wenn was nicht-vegetarisches geholt werden sollte):
Zitat:
Aschemännl hat geschrieben:
In der Verkaufsstelle in der Mitte des letzten Bildes gab es früher lecker Würstchen.
In dem im Frühjahr 2010 abgerissenen Haus Böttgerweg 33 direkt gegenüber an der Ecke zur Schellingstraße wohnte Ende der 1970er Jahre eine Familie mit 3 Kindern. Die Frau war Grundschullehrerin, der Mann war Schwimmeister. Durch meines Vaters einstige Leidenschaft des Schwimmsports kannte man sich seit vielen Jahren.
Irgendwann hatte mein Vater meine Mutter kennengelernt und damit Kontakt zu deren Heimat im Thüringer Wald bekommen. Dort war in den 70er Jahren auf Betreiben der Einwohner ein stattliches Schwimmbad mit 50-Meter-Becken in den Fels eines kleinen Seitentales gehauen worden, idyllisch gelegen zwischen den sanften Rücken einstiger "Handtuch"-Felder, die nun Wiesen waren, und von einem kalten klaren Bach durchströmt. Das Bad wurde irgendwie halbwegs "wild" genutzt, was auf Dauer nicht zu verantworten war, zumal man ein damals touristisch gut besuchter Ort war und auch den Touristen dieses Bad sicher zugänglich machen wollte.
Man suchte also einen offiziell bei der Gemeinde angestellten Schwimmeister für die Sommersaison, der in der Winterzeit an anderen Stellen in der Gemeinde arbeiten kann. Rein zufällig suchte die Schule auch noch eine Lehrerin und Hort-Betreuerin. Auf dem Gelände des Schwimmbades war inzwischen auch ein großes Gebäude errichtet worden, in dem sich unten Umkleiden, Duschen und Toiletten befanden und darüber eine große Wohnung für die Betreiberfamilie.
Irgendwie passte da alles zusammen. Meine Eltern gaben den Leuten aus dem Böttgerweg einen Tip, die fuhren hin, schauten sich das an, fuhren zurück nach Gera, packten ihre Sachen und verschwanden. Naja, irgendwie fast so. Muß wohl in der Sommerzeit passiert sein, die Kinder wechselten wohl zum Schuljahreswechsel in den Thüringer Wald und mussten erstmal ihren Gerschen Dialekt ablegen. Der sorgte dort für Heiterkeit (umgekehrt vermutlich auch) - meine Cousine berichtete damals entsprechend.
Der Mann baute binnen kürzester Zeit eine Rettungsschwimmergruppe in diesem Ort auf. Kein Kind, das da nicht alsbald perfekt schwimmen konnte. Der harte Kern begann dann, die einschlägigen Wettkämpfe zu gewinnen und dem Ort so einen Namen auf diesem Gebiet zu setzen, zuerst im Bezirk Suhl, dann wohl auch darüber hinaus auf DDR-Ebene.
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Ich war in den 80er Jahren dann natürlich auch in den Ferien immer dort im Bad, hier ein Beleg aus dem Jahre 1986 (?).
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Vergleicht mal dieses Wasser-und-Haus-Foto mit dem von der Ecke Schafwiesen-/Schellingstraße. Wer wäre da nicht ebenfalls spontan umgezogen?
Das Bad bestand so bis 2006, dann wurde der Unterhalt des in Schrägwandtechnik mit dicker "Teichfolie" gebauten Beckens zu teuer.
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Statt wie heute leider meist üblich das Bad zu schließen, gelang es, es radikal umbauen und auf modernsten Stand bringen. Nun sind es zwar nur noch 25-Meter-Bahnen, aber immerhin ist das Bad noch da, schöner denn je und der Ausblick beim Schwimmen ist immer noch grandios. Nur die Besucherzahlen sind weit zurückgegangen - der DDR-Bürger fährt zum Urlaub halt nicht mehr in den Thüringer Wald (die FGDB-Ferienheime sind auch weg...). Schade eigentlich. 1983 hatte das Bad 41.850 Gäste (!), derzeit sind es je Saison etwa 14.000 - 15.000 Besucher.
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Und wenn sich in den vergangenen Jahren nichts daran geändert haben sollte (ich war das letzte mal 2012 dort), kümmert sich der große Sohn der Familie inzwischen um das Bad. Und im Ort können immer noch alle Kinder mit spätestens 7 oder 8 Jahren Kraulschwimmen - das kann ich heute noch nicht und werds wohl auch nie mehr lernen. Ich kam mir da 2011 ganz elend vor, als ich den dortigen regionalen Schwimm-Wettkampf der "Waldgemeinden" fotografisch etwas begleitet habe. Hier wurde sehr erfolgreich die Geraer Tradition des Schwimmsports "exportiert".
Nächsten Sommer also: hinfahren!
http://www.schleusegrund.de/tourismus/terrassenbad.htmlDateianhang:
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(Wandertips für die Umgebung gerne bei mir, Übernachtungs-Tips muß ich leider schuldig bleiben.)