Untermhäuser Forum

Quelle: Hermann Luboldt, Tulipan-Lieder, Gera, 1932, S.22

März

März - die Lüfte wehen milder
Auf das Heimattal hernieder,
Und es spiegeln heitre Bilder
Sich auf unsrer netzhaut wider.

Unsre Mienen werden fröhlich
Unterm warmen Hauch der Sonne,
Unser Herze pocht so selig
Ob des Frühlings erster Wonne.

Ach, nur noch ein kleines Weilchen,
Dann wird`s knospen, grünen, sprießen,
Scilla, Krokus, Gras und Veilchen
Werden in die Höhe schießen.

Selig darf ein jeder Busen
In des Lichtes Wellen schwellen,
Und bald tragen helle Blusen
Unsre reizenden Mamsellen.

Keck wird um den Scheitel schmiegen
Sich ein blondes Strohgeflechte,
Schwankes Bambusstöckchen wiegen
Wird die leichtbeschwingte Rechte.

Ja, nun wird`s uns besser gehen!
Keiner denkt vergrämt ans Morgen,
Wenn die Märzenwinde wehen,
Holt der Teufel alle Sorgen.

das folgende gedicht aus dem gleichen buch von 1932 trifft unseren diesjährigen märz wohl eher:

Noch nicht!

Du hoffst, es werde lenzen,
Ich auch, mein liebes Kind,
Doch unsre Nasen glänzen
Blaurot im kalten Wind.
In Pelze eingemummelt,
So wandeln wir im Wald,
Der März hat uns beschummelt,
Es ist noch viel zu kalt.
Ein Vöglein hör` ich piepen,
Sein Lied klingt reichlich matt,
Wer könnte sich verlieben,
Der kalte Füße hat?
Wer Koseworte flüstern
Mit Anmut und voll Geist,
Um dessen steife Nüstern
Der blanke Tropfen kreist?
Wer könnte wen betören
Mit Eis am Lippenrand,
Wer ew`ge Treue schwören
Mit klammgefrorner Hand?
Ach, laß es uns verschieben,
Wenn auch das Herze bricht,
Man soll im Frühling lieben,
Im Winter liebt man nicht!