Vor einigen Monaten war Wahlkampf. Im Rahmen dieser Diskussion ging es auch ein wenig um die Jugendwerkhöfe.
viewtopic.php?p=49517#p49517pfiffikus hat geschrieben:
jaja, bis vor 22 Jahren gab es für die allerschlimmsten Fälle den Jugendwerkhof. Zu derartigen Gewalttaten, wie sie heute in den U-Bahnen dieses Landes vorkommen, kam es damals nicht. Diese Täter sind ja zumeist keine unbeschriebenen Blätter. Und die hoffnungslosesten Fälle zogen eben damals ins Hummelshainer Schloss ein.
(Heute zählen diese Leute als Opfer des DDR-Regimes)
Pfiffikus,
der trotzdem feststellen muss, dass gemessen an der Anzahl von Jugendlichen nur sehr wenige dort eingewiesen werden mussten
strubbelmiez_1975 hat geschrieben:
jugendwerkhöfe

dort landeten nicht nur die
Zitat:
allerschlimmsten Fälle
, wie ich hin und wieder mitbekommen musste. also für mich noch heute zweifelhaft.
aber zu heute eben ein riesen unterschied wie damals vorgegangen wurde und wie es heute abläuft
pfiffikus hat geschrieben:
strubbelmiez_1975 hat geschrieben:
jugendwerkhöfe

dort landeten nicht nur die
Zitat:
allerschlimmsten Fälle
, wie ich hin und wieder mitbekommen musste. also für mich noch heute zweifelhaft.
Zweifelhaft - mag sein. Richtig ist ganz sicher, dass eine letzte Stufe gab, die die Spitze des Eisberges kappte. Ich bin mir auch relativ sicher, dass ein Wohnen im Jugendwerkhof manche Jugendlichen an einen geregelten Tageslauf gewöhnt wurden, den sie zu Hause mit ihren Eltern nicht so erlernen konnten. Es wurde ihnen eine Schul- oder Berufsausbildung zuteil. Und das müsste einigen von ihnen später einen Aufenthalt in der JVA erspart haben.
Dass die betroffenen Jugendlichen immer einsichtig waren und die Einweisung als gut und richtig empfanden, glaubt wahrscheinlich niemand von uns.
Ob die Stasi solche Einweisungen missbräuchlicherweise vornehmen ließ, um missliebige Familien unter Druck zu setzen, oder ob solche Dinge nicht vorkamen, dafür möchte ich meine Hand natürlich nicht ins Feuer legen.
Dass es in solchen Einrichtungen auch zu Übergriffen jeglicher Art gekommen sein dürfte, wird natürlich niemand abstreiten.
Pfiffikus,
der derartige Dinge sogar aus den allerchristlichsten Einrichtungen erfuhr
Inzwischen habe ich mir mal die Mühe gemacht, die Gedenkstätte in Torgau zu besuchen. Es wird dort sehr anschaulich geschildert, wie streng das Regime im Jugendwerkhof geführt worden ist. Den Jugendlichen wurde sogut wie keine Chance auf Individualität gelassen.
Thematisiert wird auch ausführlich, dass das Personal dieser Einrichtung keine oder nur ungenügende pädagogische Ausbildung genossen hatte. Dadurch muss es auch zu gewaltsamen Übergriffen auf die Jugendlichen gekommen sein.
Beim Rundgang durch das Haus stößt man auf solche Dokumente:
Dateianhang:
JWHTorgau9454.jpg [ 68.74 KiB | 3511-mal betrachtet ]
Die Jugendlichen wurden wegen diverser Delikte eingewiesen. Ein auch häufig zu lesender Grund für Einweisungen war das Schwänzen der Schule genannt. Die erste Einweisung erfolgte offensichtlich relativ wohnortnah. Für unseren Bezirk gab es Hummelshain. In diesen Höfen ging es offensichtlich relativ human zu. Aber Jugendliche, die dort noch Schwierigkeiten machten (beispielsweise aus diesen offenen Jugendwerkhof entwichen sind), schickte man nach Torgau, wo der Jugendwerkhof wie eine JVA gegen Entweichen gesichert war.
Pfiffikus,
der dort keine Anhaltspunkte fand, wie viele gewaltsame Übergriffe es gemessen an der Anzahl von über 4000 Jugendlichen gab