Bündnisse gegen Nazikonzert in Gera schmieden Pläne für 7. JuliMit Kundgebungen auf Puschkinplatz und Hofwiesenparkplatz, einer Demonstration und einem ökumenischen Friedensgebet wollen die demokratischen Kräfte am 7. Juli dem zehnten Hasskonzert von Neonazis in Gera entgegentreten. Das teilten die Sprecher des Aktionsbündnisses Gera gegen Rechts, des Runden Tischs für Toleranz und Menschlichkeit und eines landesweiten Bündnisses mit.
Gera. Die Geraer hoffen nicht nur auf Unterstützung aus der eigenen Stadt und von Bündnissen aus Jena, Weimar oder Hildburghausen. Sie zählen auch auf Innenminister Jörg Geibert (CDU). "Wir freuen uns, dass er in Gera demonstrieren will und hoffen, dass den Worten Taten folgen", sagte Melanie Siebelist vom landesweiten Bündnis. Skeptischer ist ihr Mitstreiter Sandro Witt . "Augenscheinlich hat die Landesregierung neun Jahre nichts getan und wird ausgerechnet jetzt aktiv, wo Viola Hahn Oberbürgermeisterin wird", sagte Witt. Von der neuen Rathauschefin, die am 5. Juli im Stadtrat offiziell in ihr Amt eingeführt wird, erwarten die Bündnisse eine Stellungnahme zum Hasskonzert.
Als nicht ganz unproblematisch beschreibt das Bündnis, das aus 35 Thüringer Organisationen, Parteien und Gewerkschaften besteht, auch das Verhältnis zum Geraer Ordnungsamt. Das Bündnis hat die Gedenkkundgebungen angemel-
det und wollte dabei auch wissen, wo die NPD ihr Hasskonzert feiern darf. Dass dafür der Bahnhofsvorplatz vorgesehen ist, hat man verschnupft der Zeitung entnommen. Hintergrund des Ortswechsels ist ein Stadtratsbeschluss, wonach auf drei Grünflächen keine politischen Veranstaltungen mehr stattfinden dürfen. Damit entfällt die Spielwiese als Tummelplatz der Neonazis. Wie man auf den neuen Veranstaltungsort reagiert, dazu hielt sich das Bündnis noch bedeckt.
Bei den Gegenaktionen solle jedenfalls nicht der Eindruck entstehen, es handle sich um Auseinandersetzungen zwischen Links und Rechts und einen Aufzug von Demo-Touristen, betont Bernd Stoppe vom Aktionsbündnis. "Wir hoffen, dass alle Parteien Gesicht zeigen und ihre Mitglieder und Wähler mobilisieren", sagte er. Viele Gegenaktionen sind wichtig, findet Michael Kleim vom Runden Tisch. Er glaubt nicht, dass sich Gera des Problems durch Ignorieren entledigt. "Das führt zur nächsten Eskalationsstufe", sagte Kleim und nannte Internetkampagnen und den Sprengstoff-Anschlag auf das Linke-Büro. Rechtsrock sei keine Musikrichtung, sondern ein Einstieg in die Szene. Alle Bands, die beim zehnten Hasskonzert auftreten, haben indizierte Platten, gelten als jugendgefährdend oder tauchen in Verfassungsschutzberichten auf.
Um über die Verbindungen zwischen rechter Musik und rechtem Denken und Handeln aufzuklären, wird am 6. Juli noch einmal der Dokumentarfilm "Blut muss fließen" gezeigt. Die Resonanz auf die Vorführungen Mitte Juni war gut. Aber Bernd Stoppe vom Aktionsbündnis weiß, in Gera sind noch dicke Bretter zu bohren. Fremdenfeindlichkeit niste sich ein in der Mitte der Gesellschaft, Gleichgültigkeit mache sich breit. "Wir haben nicht nur am 7. Juli ein Problem mit Nazis", sagt Stoppe. "Sondern 365 Tage im Jahr."
Katja Schmidtke / 23.06.12 /
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