vor ein paar tagen hatten wir eine unterhaltung im freundeskreis und kamen irgendwie auf das thema begrüßungsgeld zu sprechen.
ich erinnerte mich noch gut, was ich damals dafür erstanden hatte im goldenen westen...
mit dem zug ging es an einem dezembertag in richtung fulda, ein paar schnittchen und eine thermosflasche tee (ja, die aus weichplastik mit dem ovalen trinkbecher als deckel) im handgepäck und der verhaltenen neugierde eines damals 17-jährigen pennälers. ich fuhr allein, meine freunde waren alle schon mit ihren eltern drüben gewesen und mit meiner mutter wollte ich damals nicht.
ich war spät dran für das begrüßungsgeld, die anderen ossis waren scheinbar alle schon dagewesen oder in bebra oder bad hersfeld ausgestiegen, weil sie es nicht abwarten konnten. fulda klang für mich damals schon etwas mehr in meinen ohren. jedenfalls gab es in der bank nur noch einen schalter mit der aufschrift "begrüßungsgeld für ddr-bürger" und überhaupt gar keine schlange. nach vorlage meines persos hielt ich wenige sekunden später meinen bis dahin größten reichtum in den händen: 100 westmark...
die ersten minuten lief ich planlos durch die erste einkaufsstraße mitten im zentrum und da sah ich auch schon das ziel meiner reise: ein paar weiße knöchelturnschuhe sollten mein eigen werden.
der name des schuhladens war mir bis dahin kein begriff: quick-schuh mit einem frosch als logo. tatsächlich gab es schuhe in meiner schuhgröße, mehr als genug. natürlich achtete ich auf den preis, denn der ausgespähte zug nach erfurt fuhr erst am abend.
glücklich, mit einem froschbeutel und westwerbung in der hand und knappe 30 mark ärmer verließ ich den laden. erst am nächsten morgen stellte ich beim auspacken überrascht fest, dass in dem beutel noch ein frosch-kugelschreiber und schuhpflegemittel enthalten waren. gratis-werbegeschenke, völlig ungewohnt.
mindestens zwei stunden hielt ich mich dann in einem schallplattenladen auf, suchte, fand und betrachtete die cover von bands, deren musik ich auf dt64, hr3, bayern3 oder ndr2 bisher nur in speziellen sendungen auf cassette mitgeschnitten hatte. für meine mutter kaufte ich als weihnachtsgeschenk eine platte mit kuschelsongs. an mir selbst geizte ich überaus kontrolliert.
in einem anderen geschäft kaufte ich ein zehnerpaket 90er maxwell-chromdioxidkassetten für unschlagbare 7,99 dm. im osten kostete eine basf-kassette ende der 80er harte 25-35 ddr-mark und mein kassettenrekorder brauchte ständig unbespieltes band...
den rest der zeit bummelte ich durch die stadt, aß erst am bahnsteig meine leberwurst- und käsebrote und trank nach vollbrachter anstrengung meinen wohlverdienten schwarztee mit zitrone.
von meinem begrüßungsgeld hatte ich etwas mehr als die hälfte mit nach hause gebracht und dennoch meine damaligen grundbedürfnisse gestillt.
erst im märz/april des folgenden jahres fuhr ich wieder in die brd, allerdings in den westerwald zu einem fußballturnier. es hatte sich viel getan in den letzten wochen und monaten. bei meiner gastfamilie benötigte ich die harte währung gar nicht, so dass ich mein begrüßungsgeld auch hier nicht vollends ausgeben konnte/wollte/sollte/musste.
erst ein paar wochen später in mainz beim mehrtägigen open ohr-festival, als viele schüler unserer schule in die stadt unseres partnergymnasiums reisten, ging alles an "ersparten dm" für bier, marlboro usw. drauf...
100 dm als taschengeld für drei besuche im westen, das kann ich mir heute gar nicht mehr so richtig vorstellen, dass das machbar ist...
wie habt ihr eigentlich eure begrüßungsmärker an den mann gebracht? was habt ihr dafür erstanden??? welche kleinen geschichtchen verbindet ihr noch damit???