."...AfKDV c/o
Kreiswehrersatzamt München
Dachauer Strasze 128
80637 München
Aktenzeichen: AfKDV-M-583-02-83
Faktenzeichen: Krieg, Mord, Vergewaltigung
München, den 03. 04. 2003
Sehr zu verachtende Damen und Herren,
In Ihren Schreiben vom 13. 3. 2003 fordern sie mich zum vierten
Mal auf, Ihnen diverse Daten, Tabellen, Lebensläufe,
Führungszeugnisse und sonstigen bürokratischen Schwachsinn
zukommen zu lassen.
Ich habe mich nun, seit der Aufforderung zur Musterung zu
kommen, genug mit Ihnen auseinandergesetzt. Meinen Wunsch,
Zivildienst zu leisten, haben Sie ignoriert - die Unterlagen,
die ich Ihnen geschickt habe sind in Ihrem bürokratischen
Tohuwabohu "verloren gegangen".
Dass das einmal passieren kann, sehe ich ein. Als das zweite
Paket mit Lebenslauf, Verweigerung, Führungszeugnis und
sonstigen Papieren ebenfalls verloren ging, bin ich
misstrauisch geworden.
Nun ist zumindest die dritte Ausfertigung meiner Verweigerung
nicht verloren gegangen. Jedoch, so schreiben Sie, ist diese -
im Hinblick auf die "nicht eingereichten" letzten zwei
Verweigerungen zu unvollständig und lückenhaft. Ich möge doch
bitte - wie sei mir ausführlichst schrieben - eine neue und
ausführlichere Ausfertigung verfassen.
Vor lauter gutem Willen habe ich auch diese Leistung erbracht.
Mit einem vierten Führungszeugnis (Welches mich nun schon zum
vierten mal 10 Euro gekostet hat), einem vierten tabellarischen
Lebenslauf und einer vierten, fünf Seiten dicken Erklärung,
dass ich mich entgültig und unumkehrbar gewissentlich dazu
entschieden habe, keinem Menschen - nicht einmal Ihnen - Gewalt
anzutun.
Eine fünfte Verweigerung - von Ihnen gefordert bis zum 10. 4.
2003 - werde ich nun nicht mehr verfassen. Ich lege es darauf
an, dass sich mich holen kommen, mit Feldjägern,
Militärpolizei, Waffen und Hunden. Ja, ich bitte Sie, mir
diesen letzten Beweis abzuringen, dass ich Pazifist war,
Pazifist bin und Pazifist bleibe, auch wenn Ihre geliebte
Bürokratie aus mir einen Soldaten machen möchte.
Ich werde meinen Spass haben, nicht das zu tun, wass Sie und
Ihr ausgeklügelter hierarchischer Apparat mir zu befehlen
vermögen. Mit Genugtuung werde ich mich von Ihnen wegen
Befehlsverweigerung einsperren lassen und mit Stolz werde ich
meinen Kindern und Kindeskindern erzählen, wie ich unehrenhaft
aus der Bundeswehr entlassen wurde.
Ich finde es durchaus höchst bemerkenswert, wie die Bundeswehr
versucht, Ihr Petto an Soldaten zu erweitern. Die Mittel die
dabei angewandt werden erinnern mich durchaus an jene des 18.
Jahrhunderts. Die Truppen des Kaisers zogen zu jener Zeit aus,
um naive Menschen betrunken zu machen und Ihnen in diesem
Zustand eine Unterschrift unter die Verpflichtungsurkunde zur
Armee abzuringen.
Gerade jetzt in Zeiten des Krieges ist menschliches
Kanonenfutter knapp. Gerade jetzt wird wohl eine Kopfgeldprämie
fällig, für jeden Soldaten, den ein findiger
Bundeswehrsachbearbeiter aus der Kartei zu fischen weiss.
Da Sie mich im letzten Jahr oft genug gefragt haben, warum ich
nicht zum Bund will, erlaube ich mir, Ihnen nun ein paar Fragen
zu stellen.
Ist Ihnen nicht klar, dass PazifistInnen keine SoldatInnen
sind? Was bewegt Sie dazu, Jugendliche dazu zu nötigen, in
einem - wie sie so schön betonen Verteidigungsfall, wie zum
Beispiel während des Angriffskrieges im Kosovo, der
Bombardierung Afghanistans (wo entgegen Ihrer Behauptungen
durchaus Deutsche Soldaten an (verzeihen Sie mir diesen Anfall
von Polemik) Angriffshandlungen teilgenommen haben), oder im
Krieg für billigeres Benzin im Irak, den in der Türkei
stationierte Deutsche AWACS-Einheiten unterstützen - ein Gewehr
in die Hand zu nehmen, und damit auf Menschen zu schiessen? Wie
erklären Sie sich die Widersprüche in Ihren Äusserungen und in
Ihrem Handeln. Ist Gewalt - auch die jungen
Kriegsdienstverweigerern gegenüber - für Sie eher eine Lust
oder eine krankhafte Besessenheit?
Ich erwarte ihre Antwort sowie einen Ausführlichen Lebenslauf
und ein polizeiliches Führungszeugnis bis zum 10. 4. 2003.
Sollten Sie bis zu jenem Zeitpunkt nicht reagiert haben, werde
ich mich Aufgrund der mir vorliegenden Unterlagen dazu
entscheiden, den Kriegsverhinderungsdienst so allumfassend und
ausführlich wie nur möglich zu verweigern.
Und machen Sie sich ruhig die Mühe, mich zu suchen. Ich werde
nicht da sein.
Ein letzter pazifistischer Gruss...."
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