Untermhäuser Forum

Diese hölzerne Stele, ein Werk des Bildhauers Werner Beese, erinnert an eine Episode der Geraer Arbeiterbewegung.
Die wenigsten von uns haben dieses Denkmal wohl schon einmal zu Gesicht bekommen,
deshalb unserer Bildungsrätsel:
Wo befindet sich das Denkmal, wann wurde es aufgestellt und welche Geschichte
verbürgt sich hinter diesem Ereignis. Es ist heut noch zu besichtigen.

Es steht in Gera Roschütz und ist August Bebel gewidmet,
der in diesem Garten eine Rede hielt.

22.Februar 1965 - Gegenüber von Kochs Gasthof in Roschütz wird eine von Werner Beese geschaffene
Ehrentafel für August Bebel enthüllt.
75 Jahre nach seiner Rede haben ihn die Genossen nicht vergessen.

Da hat Aschemännlein Recht, er hat damals gut im Parteilehrjahr aufgepasst,
aber diese Ereignis war ein Kuriosum, über das man heute noch schmunzeln kann.
Was war da passiert ?

Na, de4r Asche hat es gewusst, und nun kann man den Grund auch nennen. Diese Stelle in Roschütz lag im Fürstentum Sachsen-Altenburg, wenige Meter von der Grenze zu Reuss jüngere Linie entfernt. Die Reussen haben den Auftritt von August Bebel untersagt und ihm drohte die Verhaftung. Also machte er sich die nahe Landesgrenze zu Nutze, in Sachsen-Altenburg durfte er auftreten.
Sehr clever vom ollen August.

Eigentlich hat Archivar schon alles erklärt, hier noch eine Ergänzung von Anno dunnemals:

Im „Heimatgeschichtlichen Kalender des Bezirkes Gera“ habe ich
im Septemberblatt 1990 folgende Erklärung/Eintragung gefunden.

Herausgegeben von der Bezirksleitung Gera
des Kulturbundes der DDR,
Bezirksvorstand der Gesellschaft für Heimatgeschichte

"Diese hölzerne Stele, ein Werk des Bildhauers Werner Beese, erinnert an eine Episode der Geraer Arbeiterbewegung.
Im Herbst 1890 verboten die reußischen Behörden eine Versammlung mit August Bebel in Gera.
Die Zusammenkunft wurde deshalb in Hauschilds Gasthof (heute Kochs Gasthof) nach dem Dorfe Roschütz verlegt,
eine Exklave von Sachsen-Altenburg. Aber die Altenburger Gendarmen waren rasch zur Stelle und griffen ein.
Die Geraer Arbeiter begaben sich daraufhin mit Bebel in den gegenüberliegenden Garten - wieder reußisches Gebiet.
Hier waren die Altenburger Gendarmen machtlos und die reußischen Gendarmen kamen zu spät."

Koch´s Gasthaus existiert immer noch, heißt jetzt "Koch´s Bierstuben"

Das alte Gasthofgebäude vom Koch steht allerdings nicht mehr. Das Haus wurde vor vielen Jahren abgerissen und an dieser Stelle ein Neubau errichtet.
Der jüngste Sohn vom alten Gastwirt Rudi Koch, Uwe Koch, betreibt ein Gasthaus gegenüber dem alten Haus in einem Neubau, übrigens genau gegenüber der Stele.
Ich war allerdings ewig nicht dort und weiß nicht, ob der Uwe das Gasthaus noch betreibt. Er müßte auch schon über 70 Jahre alt sein.
Ein Grund, wieder einmal dort vorbeizuschauen.

...zeigt sich mittlerweile zwar wieder in ganz gutem Zustand, ist aber teilweise hinter einem Zaun verborgen. Ein Foto vom Frühjahr 2025 gibt's hier.

Danke! Der Zaun hat ja extra einen Ausschnitt