Um unser kleines Sommerloch der Forumsaktivitäten zu überbrücken habe ich euch einmal wieder etwas über
die „Numismatische Geschichte Geras“ herausgesucht.
Im Stammtischforum habe ich es schon einmal angedeutet, diesmal ist es aber kein Forumsrätsel und es gibt auch nichts zu gewinnen.
Es geht wieder um die Epoche von Heinrich den XXX.
Habe zu diesem Zweck eine Medaille herausgesucht, die an das Ereignis seiner Hochzeit erinnern soll.
Avers:
Silbermedaille 1773 von Johann Leonhard Oexlein (Stempelschneider).
Auf die Vermählung mit
Heinrich XXX. von Reuss-Gera. HEINRICH XXX . LUISE CHRISTIANE. Die Brustbilder des Brautpaares einander gegenüber, im Abschnitt
AUF DEM SCHLOSSE HUNGEN / VERMæHLT. D: XXVIII. OCT: / MDCCLXXIII. Revers:
HERR! SIEHE AUG DIESE BEIDE UND SEEGNE SIE. Weinumrankte Palme, darüber l. aus Wolken die Hand Gottes mit Segensgeste, darüber das Auge Gottes im strahlenden Dreieck,
r. unten Schloss Osterstein, l. Ansicht von Gera,
im Abschnitt
AUFS SCHLOSS OSTERSTEIN / ZURUCK GEKOMMEN. D: III. NOV: / MDCCLXXIII. 47,46 g. 55 mm.
Geschichte der Medaille:
Heinrich XXX. von Reuss-Gera (* 24. APR 1727 + 25. APR 1802) heiratet am 28.10.1773 auf Schloß Hungen
die 25 jährige Luise Christiane, (* 17.08.1748 + 31.01.1829), die Tochter des Pfalzgrafen Johann von Birkenfeld-Gelnhausen.
Nach dem die Feierlichkeiten in Hungen vorüber waren zog der Hofstaat, nach mehrtätiger Reise, auf Schloß Osterstein in Gera ein.
Zurückgekommen am 3.November 1773 wurde vermutlich noch einmal ein Fest gefeiert, zu welchem auch diese Medaille als Erinnerung an geladene Gäste verschenkt oder anderweitig verausgabt wurde. Ein interessantes Abbild der damaligen Kleidungs- und Perückenmode, auf der Rückseite Schloss Osterstein, die Stadt Gera und Alt-Untermhaus vom Weinberg aus gesehen. Die Palme mit dem umrankenden Weinstock ist vermutlich in Anlehnung an die Dichtung des "Hohenliedes" über die Schönheit der Geliebten »Wie schön bist du und wie reizend, du Liebe voller Wonnen! Wie eine Palme ist dein Wuchs; deine Brüste sind wie Trauben ..... .« symbolisiert worden. Weiterhin sieht man das strahlende Auge der Dreifaltigkeit und die alles segnende Hand aus den Wolken.
Leider blieb das Paar ohne Nachkommen, so dass das Haus
„Reuß-Gera jüngere Linie“ mit Heinrich XXX. endete.
Ein wirklich schönes und seltenes Stück Metallgeschichte. Wurde schon ein paar mal in Auktionen angeboten und erzielte meist immer vierstellige Preise.
SCHLOSS HUNGEN =
http://www.hungen.de/seite.php?seite=1.1.3.2&size=1Nun etwas zur Geschichte der letzten Reuß-Regentschaften.
Reuß jüngerer Linie war ein Hauptzweig des Fürstenhauses Reuß. 1802 starb mit Heinrich XXX. der letzte Graf aus dem Haus Reuß-Gera jüngere Linie.
Übrigens, der letzte seines Geschlechts (Reuß-Gera) der „Erbauer“ der Stadt Gera nach dem großen Brande von 1780.
Die jüngeren Linien Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf übernahmen zusammen die Regentschaft über die Herrschaft Gera. Schon 1824 erlosch aber durch den Tod von Heinrich LIV. die Linie Reuß-Lobenstein, deren Gebiet damit an die Linie Reuß-Ebersdorf fiel. Diese Linie verzichtete 1848 mit dem Rücktritt des Fürsten Heinrich LXXII. zu gunsten der Linie Reuß-Schleiz, womit das einheitliche
Fürstentum „Reuß jüngerer Linie“ entstand.
Dies als kleiner numismatischer Ausflug, in Sachen Medaillengeschichte der Stadt Gera.