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 Betreff des Beitrags: Hofwiesen früher und heute
BeitragVerfasst: Fr 17.Dez 2004 8:22 
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otz-online am 17.12.04

Spielplatz für die Stadtplaner

Bis zur Bundesgartenschau sollen die Hofwiesen wieder einen Park-Charakter erhalten. (Foto: Buga GmbH)Die zentrumsnahen Hofwiesen fanden schon immer ein besonderes Interesse Von Katrin Wiesner Gera. Die Geraer Hofwiesen stehen mit der Bundesgartenschau vor einschneidenden Veränderungen. Parkähnliche Anlagen werden dort versprochen, wo zu DDR-Zeiten stolz planiert wurde. Zugleich wird mit den Freizeitanlagen manch alter Plan fortgesetzt und vollendet. Kaum einer weiß, dass das Areal zwischen dem einst repräsentativen Schloss Osterstein und der Altstadt schon immer im Kalkül von Städteplanern lag. Auch wenn die unter verschiedenen politischen Vorzeichen Pläne aufs Papier brachten. Die schon lange nicht mehr naturbelassene Elsteraue war damit auch immer ein Politikum.

Urige Auenlandschaft durfte das Gebiet nur bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts sein, mit dem Schlossbau auf dem Hainberg beginnt erstmals die Bewirtschaftung. Bauern ziehen über lange, schmale Felder. Das Bild hat Jahrhunderte Bestand. Erst als mit der aufstrebenden Industrie Geras Stadtgrenzen zu klein werden, fassen Investoren die grüne Ecke ins Auge. Nirgendwo sonst gibt es einen freien Platz so nah am Zentrum. Mit dem Bau der Hofwiesenstraße (Am Sommerbad) in den 1860-er Jahren schafft die Stadt dafür gute Voraussetzungen. Tatsächlich siedeln sich die ersten Firmen in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie (Parkstraße) an. Doch dabei soll es nicht bleiben. Eine Stadtkarte von 1898, die heute im Geraer Stadtarchiv liegt, lässt die ehrgeizigen Pläne ahnen. Ein streng rechtwinkliges Straßennetz spannt sich über die Hofwiesen, von der Waldstraße bis nach Untermhaus, die noch namenlosen Straßen tragen die Nummern 28 bis 34. Die Landschaft soll sich den Plänen rücksichtslos unterordnen. Doch dazu kommt es nicht.

Die Stadt wächst bis zur Sommerbadstraße, auch im nahen Heinrichsgrün. Da verlangt die Industrialisierung, die auch neue Freiräume schafft, längst nach Erholung, Sport und Kultur. Und nach einer grünen Lunge. Die Hofwiesen werden zum Ausflugsort für Volksvergnügen, für die vorerst "fliegende" Bauten genügen. An der Elster gibt es eine Badestelle (heute Höhe Stadiongaststätte). Das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Wannenbad wird noch vor dem ersten Weltkrieg zum Hallenbad ausgebaut. In den 1920-er Jahren kauft die Stadt die fürstlichen Hofwiesen an. Heimatschutzbündler hoffen, dass nun ein geordneter Grünplan sprießt und kritisieren die bisher "höchst bedauerlichen Eingriffe". Planlos sei das Gelände in Sportplätze für Vereine und in Schrebergärten aufgeteilt worden. 1924 wird den Gerschen ein Sommerbad beschert, dessen Bau ein kommunales Wahlkampfthema ist. Am Ende kommen im ersten Jahr trotz miesen Wetters 60 000 Besucher.

Mit den Hofwiesen wittert Gera in den 1930-er Jahren eine Chance, von sich Reden zu machen. Im In- und Ausland werde Gera seltener genannt als Städte gleicher oder sogar geringerer Größe, nörgelt die Geraer Zeitung. Die Zeit des Nationalsozialismus ruft zugleich nach Plätzen, um Massen zu propagieren. "Eine Stadthalle für Gera!" titelt die Geraer Zeitung im Februar 1934. Es scheint zugleich die Lösung zu sein für eine Stadt, die weiß: Sie ist besser als ihr Ruf. Nur kommt kaum einer, um das zu erfahren. Um eine Stadthalle mit 12 000 Sitzplätzen und einigen tausend Stehplätzen aber käme keiner herum. Die Zeitung träumt von Gauparteitagen in Gera. Und plädiert glühend für sofortigen Baubeginn, "je mehr ein neues Denken und Fühlen seinen Ausdruck in Kundgebungen größten Maßes" finde.

Erst drei Jahre später liegen die Pläne zur Umgestaltung der Hofwiesen vor. Propaganda und Sport sollen zusammengebracht werden und die Massen mitreißen. Mit der Stadthalle soll ein neues Hallenbad entstehen, die Elster könnte für den Wassersport angestaut werden, Tennisplätze sind geplant. Abgeraten wird indes von einem Stadionbau, schon das Stadion am Steg des 1. SV wird nicht voll. Verwirklicht werden die Pläne nie. Der zweite Weltkrieg beginnt.

Die Verbindung von Sport und Politik bleibt. Noch hat sich das Nachkriegsdeutschland nicht erholt, da rücken die Hofwiesen erneut in den Blick der Planer. 1952 eröffnet das Stadion der Freundschaft, dessen Ränge dann doch zur Friedensfahrt, zu Fußballspielen und Spartakiaden voll sind. 1969 folgt die Panndorfhalle, fünf Jahre später die dazugehörige Polytechnische Oberschule, in der vor allem Sporttalente pauken. Das Konzept eines Kulturparkes wird nur halbherzig angegangen, dafür entstehen ein Rollhockeystadion, ein Fesselflugplatz, Hartplätze. Im September 1974 sind es Bauarbeiter, die als erste in der neuen Schwimmsporthalle ins Wasser springen. Den Startschuss gibt ein Mitglied des Zentralkomitees der SED.

Nach der Wende fällt der Startschuss für eine am Ende zehn Jahre dauernde Sanierung des Stadions der Freundschaft. Gelungen wird das Hofwiesenbad umgebaut.

Und heute? Heute wird mit aller gebührenden Wichtigkeit der Spatenstich für die Gestaltung des Buga-Hofwiesenparkes erfolgen. Das Vorhaben, das vorerst letzte in der Geschichte der Hofwiesen, gilt als umstrittener Kraftakt einer Provinzmetropole.So sollte die Stadthalle unter Schloss Osterstein aussehen. Doch es blieb bei Plänen aus den 1930-er Jahren. Nach dem zweiten Weltkrieg leistete sich die Stadt ein neues Stadion. 1950 begannen die Arbeiten, zwei Jahre später wurde es eingeweiht.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mo 06.Feb 2006 7:40 

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...und wenn man schon mal die Hofwiesen neu gestaltet dann sollte es auch mit den Namen der dortigen Einrichtungen so sein.

Also: Hofwiesenstadion und Hofwiesensporthalle.

Der Sozialismus ist vorbei, aber vielleicht können es erst spätere Generationen durchführen.



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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mo 06.Feb 2006 13:02 
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Na, schaun mer mal.


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