otz-online am 30.11.04
Künstlerin Barbara Lechner lebt in ihren Bildern weiter
Freunde gestalten Ausstellung im Atelier in der Gagarinstraße Von Sylvia Eigenrauch Gera. Barbara Lechner ist nicht vergessen. Reichlich ein Jahr nach dem Tod der 61-jährigen Geraer Malerin und Graphikerin haben die Geraer Andreas Lempe, Bernhard Thom und Dr. Gitta Heil der Künstlerin ein Denkmal gesetzt. Seit Sonnabend ist eine Ausstellung in ihrem Atelier im Hinterhaus in der Gagarinstraße 27 zu sehen.
Gezeigt wird das, was sich im Atelier finden ließ. Nur die Grafiken liegen noch geschichtet in einem Schrank. Die Mühe, den Nachlass der produktiven Künstlerin zu erfassen, konnte sich bis jetzt noch niemand machen.
Insgesamt 160 farbenprächtige Gemälde, Collagen, Objekte aus Alltagsgerät und Pappmach- künden von der stilistischen Vielfalt und davon, dass sie nicht gewillt war, sich festzulegen. Bilder von Menschen - vornehmlich Frauen -, von Blumen und Landschaften erfüllen das Atelier mit Leben. Andreas Lempe hat die Wände dicht behängt, um alles Vorhandene zeigen zu können. Der junge Mann zeichnete während seines Studiums auf Burg Giebichenstein mit Barbara Lechner oft Akte und zählt sich zu ihren Freunden. Bernhard Thom, den Bauingenieur, Kunstsammler und Vermieter, lernte er erst dieses Jahr kennen. Von ihm stammt der Vorschlag, die Werke in den Arbeitsräumen auszustellen. Dort liegt auch der farbbeschmierte Teppich, auf dem er die Künstlerin oft im Schneidersitz malen sah. Täglich begegneten sie sich oder schrieben Faxe über die Distanz einer Etage.
Thom wusste, wie wichtig Barbara Lechner die Rückkehr in die Gagarinstraße war. Schon 1949 bis Mitte der 60er-Jahre hatte sie hier gelebt. Auch ihr Bruder Stefan Lechner aus Hermsdorf erzählt, dass sie an dem Zuhause in der Gagarinstraße und an Österreich hing. Dorthin war der Vater Mitte der 40-er Jahre mit Fotogeschäft und Familie gegangen.
Der Bruder, der immer einen Draht zu seiner Schwester hatte, versuchte sie lange für eine eigene Internetseite zu begeistern. Erst 14 Tage vor ihrem Tod war sie bereit dazu. Das Ergebnis ist jetzt unter der Adresse
www.lechner-hermsdorf.de zu betrachten. Auch ein virtueller Rundgang durch die Atelier-Ausstellung, die nun mittwochs und sonnabends von 14 bis 16 Uhr geöffnet ist, wird dort möglich.
Die Ausstellung sahen auch Crimmitschauer. Vor über 30 Jahre bekam Cornelia Bohlmann von ihrem heutigen Mann einen Holzschnitt von Barbara Lechner als Liebeserklärung geschenkt. Kennengelernt haben beide die Geraerin nie. Um künftig ein Barbara-Lechner-Werkeverzeichnis zusammenstellen zu können, werden Eigentümer der im Privatbesitz befindlichen Arbeiten gebeten, sich an die Veranstalter der Ausstellung zu wenden.
Übrigens, nach der verweigerten Ausstellung zum 60. Geburtstag der Geraer Künstlerin gibt es selbst nach ihrem Tod bislang keine Zusage städtischer Kunstmuseen, ihr Werk zu bewahren. Nicht einmal als Leihgabe.