Ich kopier mich mal von woanders

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Sooo, okay Stadtmuseum war nicht mehr richtig, aber Rathaussaal stand ja dann auf der Gerschen Homepage, wahrscheinlich sind die umgezogen als sich zuviel Leute angekuendigt hatten.
So ein Geschwurbel hab ich ja lange nicht erlebt. Knapp zwei Stunden Werbung für ein Projekt, was es in jeder Stadt eh schon gibt, um irgendwie zu verdeutlichen, dass da jetzt auch der Bürger mitmachen darf.
Das ISEK ist in über ein Dutzend Teilprojekte untergliedert, die z.T. schon seit 2008 in Bearbeitung/Entwicklung sind. Beispiele sind hier Innenstadt-, Verkehrs-, Schul- und Wohnungsentwicklungsprogramm. An denen wird also schon seit 3 Jahren gearbeitet und entschieden, ohne dass "der Bürger" dafür bemüht wurde. "Der Bürger" kommt auch nicht so einfach an Informationen heran. Bis heute existiert keine Webseite die da irgendwas bietet, selbst die heute ausliegenden Flyer gibts nicht online - was dringend notwendig wäre da die Grafiken unlesbar klein skaliert sind. Wahrscheinlich sollen die auch nicht lesbar sein. Der einzige Online-Draht ist die Mailadresse ISEK2030[at]gera.de.
Nun, just im Wahljahr, wurde wohl entschieden, dass es gut wäre, wenn "der Bürger" das Gefühl hätte, mitbestimmen zu dürfen. Was das Entscheidergremium davon hält, machte Ramon Miller deutlich, als er die Liste der in Frage kommenden Mitstreiter - u.a. Vereine, Interessengruppierungen, der einzelne Bürger usw. - vorlas und beim "Bürger" erstmal stockte, wohl um zu überlegen wie um Gottes Willen sich das unbedarfte Volk nun einzumischen hätte - und dann auf die glorreiche Idee kam dass es doch gut wäre um "festgefahrene Denkstrukturen" der Fachbereiche wieder aufzulockern. Sprich Sachkenntnis wird nicht erwartet, sowas kann "der Bürger" ja auf keinen Fall besitzen. Ich glaub die kurze Szene machte am meisten deutlich, was man im Rathaus von einer breiten Beteiligung hält. Es gibt bis heute auch keine Online-Werkzeuge um wirklich eine breite Beteiligung zu ermöglichen, man muss im H35 vorstellig werden, sich in Listen eintragen und dann ... tja ... "mitmachen" halt. Wie auch immer das aussehen soll, das wusste heute auch noch keiner. Zum Thema "Online-Werkzeuge" wurde kurz erwähnt, dass das "später mal" kommen soll - willkommen im 21. Jahrhundert.
Wir hatten den Eindruck dass die da mindestens 5 Jahre hinterherhinken. Meine Güte, wir paar Piraten hacken in kürzester Zeit mal eben fix ein Kommunalprogramm zusammen. Wenn wir so arbeiten würden wie die im Rathaus hätten wir dieses Jahr unseren zweiten Stammtisch und würden erstmal unsre Namen auf Schiefer ritzen.
Interessant war noch der Gastbeitrag vom Prof. Dr. Behr, der ein demographisch-wirtschaftliches Bild von Thüringen gezeichnet hat was es in sich hat. Alles positiv, wenn wir uns die nächsten 5 Jahre ein bisschen anstrengen. Praktisch keine Jugendarbeitslosigkeit. Wir haben jetzt schon Wirtschaft und Lebensstandard "wie im Westen". Schade, ich hätt das mitschneiden müssen, so feurig wie der Thüringen schöngeredet hat - das will ich auch mal können. Leider hat er Gera mit keinem Wort erwähnt.
(Interessant für Psychologiestudenten: Wenn man eine Veranstaltung über ein negatives Item halten muss, lade einen guten Rhetoriker ein, der nur positives über ein anderes, evtl. verwandtes Item spricht. Dieses Positive färbt dann auf das negative Item ab. Wenn der Redner gut ist, fällt das auch keinem auf bzw. es wird fraglos hingenommen.)
Mein Fazit der Veranstaltung: Es bringt nichts, wenn man sich Themen wie "Bürgermitarbeit" und "Transparenz" nur auf die Fahnen schreibt und dann nicht weiss wie's richtig geht. Dilettantische Umsetzung von Schlagworten die gut ins Wahljahr passen, war da mein Empfinden.