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diesen gestern in unserer lokalzeitung erschienenen artikel über untermhaus möchte ich vor allem den nichtlesern der zeitung nicht vorenthalten. interessante sichtweise auf untermhaus, sicherlich mit einigen klischees behaftet, aber das muss wohl so sein, wenn man den otz-themenmonat mit einem artikel einleitet... OTZ am 01.Juli 2011 (Autor: Robert Mailbeck)
Von kurzen Wegen und Knöllchen
Der Geraer Stadtteil hat weit mehr zu bieten als Otto Dix und Schloss Osterstein.
"...Untermhaus. Nachdem ich vier Jahre in Untermhaus wohne, scheint es mir manchmal, dass Geras Stadtteil eine kleine Ausgabe des Berliner Stadtteils Prenzlauer Berg ist: Grüne Oasen, junge Mütter mit ihren Kindern und viele schick sanierte Gründerzeitbauten - nur in Gera glücklicherweise ohne Hundehaufen, zumindest in den Massen. Natürlich gibt es hier viele Dinge, die es nicht mal im großen Berlin gibt, wie der Weg zu Schloss Osterstein, wenn ich es mal gemütlich und ruhig haben möchte. Obwohl ich wirklich kein großer Spaziergänger bin. Früher oder später komme ich dann, wenn ich doch einmal zu Fuß durch Untermhaus gehe, nicht um die Behörden der Hermann-Drechsler-Straße herum. Vom grünen Stadtwald bis zum jährlichen Blätterwald fürs Finanzamt ist es da nur ein kurzer Schritt. Zumindest Letzteren kann ich ebenfalls mit einem Spaziergang abschließen und spare als Untermhäuser sogar noch Porto. Das nenne ich kurze Behördenwege. Die kurzen Wege ins Stadtzentrum sind immer ein Vorteil, ob zu Fuß oder per Straßenbahn. Gut zu wissen, dass ich, wenn ich mal zu faul zum Laufen bin, dank der Straßenbahnhaltestelle um die Ecke mit dem Tages-Ticket für 3,90 Euro ins Zentrum und zurückkomme - und das meist bis früh um 3 Uhr, wenn es sein muss. Richtig viel los in Untermhaus ist beim Hofwiesenparkfest und hoffentlich, wenn Oberliga-Rückkehrer Gera 03 wieder im Stadion der Freundschaft spielt. Bis der Stadionfüller Carl Zeiss Jena das nächste Mal vorbeischaut, dauert es wohl noch etwas. Eine andere Möglichkeit für Jugendliche in der mit dem Durchschnittsalter seiner Bürger kämpfenden Stadt gibt es ja nicht mehr: Die Disco "Infinity" wurde geschlossen nach für mich interessanten Gründen: Eine Baugenehmigung wurde erteilt, dann zurückgezogen, weil sie nicht erteilt werden durfte. Dafür setzt die Stadt eher auf die Kulturmeile Untermhaus: Otto-Dix-Haus, Hofgut, Orangerie, Kunsthaus in spe, Theater. Schauen wir mal, was daraus wird. Untermhaus ist nicht denkbar ohne seinen Ex-Bugapark, den Hofwiesenpark. Dort wird gejoggt, relaxt, getrunken oder spazieren gegangen. Und fast jeden Vormittag zeigen sich dort mehr Babys als sonst, mal leiser und mal lauter, im Kinderwagen. Junge Mütter machen dann interessante Fitnessübungen am Kinderwagen - in einer Sportart, die mir bisher noch nicht unterkam: Buggysport. Aber man lernt ja nie aus. Andere Frauen sind nicht zu beneiden. Müssen sie doch immerzu kontrollieren, ob die Park- und Halteregeln eingehalten werden, oft in Bereichen, in denen Parkplätze sowieso rar sind. Ich bin häufiger Leidtragender kleiner weißer Zettel an der Windschutzscheibe. Wenn ich dann das Knöllchen ein wenig erzürnt auf den Beifahrersitz werfe, frage ich mich manchmal: Wieso wissen Politessen eigentlich nicht, wenn sie in der Regel früh zwischen acht und neun Uhr vorbei schauen, dass ich abends nach der Arbeit gegen 22 Uhr keinen Parkplatz finde, der auch nur halbwegs nah an den eigenen vier Wänden liegt. Doch das ist, da bin ich mir ganz sicher, im Berliner Prenzlauer Berg noch viel, viel schlimmer..."
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