...
Dieser schulterklopfende Zusammenklang von Künstler und Publikum entsprach einem Lebensgefühl, das nicht von allen geteilt, aber von der Obrigkeit gern gesehen wurde. Populär waren solche Künstler schon, als das Land noch DDR hieß, diese Popularität war Voraussetzung ihrer grandiosen zweiten Karriere. Denn Kult, oder was man so nennt, wurden diese Ost-Künstler erst im West-Land, erst als sie für etwas standen, erst als sie etwas erinnerten, das es nicht mehr gab. Wann verliert schon jemand, gewollt oder nicht, sein Land ohne umzuziehen?
...
Mentzel hat alles gemacht und wenig liegengelassen. Gesungen, gespielt und sogar ge-tanzt. Ganz in Rot beim Tango in der RTL-Sendung „Let’s dance“. Das muss man sich erst mal trauen, wenn man dieser Typ ist, aber es gab wohl wenig, was dieser Entertainer sich nicht getraut hätte auf einer Bühne. Zumal er gesegnet war mit der Fähigkeit der Selbstironie, „Gott sei Dank ist sie schlank“ sang der Zwei-Zentner-Mann, eine Zierde, mit der fast alles geht.
Eine Zierde, aber keine Maske. Diesen Entertainer liebte sein Publikum auch deshalb, weil die Leute seine Ehrlichkeit spürten. Und Ehrlichkeit bedeutet hier, dass einer wirklich mag, was er macht, dass er sich nicht lustig macht über die Leute, für die er den Lustigen macht.
...
Man muss, was dieser Entertainer trieb, nicht mögen, um ihm Respekt zu bekunden.
OTZ, 06.01.16
http://www.otz.de/web/zgt/suche/detail/ ... -487947869
Anmelden
Registrieren
Impressum
Groschen
FAQ
Suche
