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 Betreff des Beitrags: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Do 17.Aug 2017 15:14 
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Die OTZ von heute ist für mich recht spannend gewesen, denn da erfuhr ich erstmals von einem Projekt, dessen vorzeitiges Ende heute ebenda vermeldet wurde: Gera2025. Nun bin ich ja nicht oft in der Stadt, war zwischendurch auch mal wieder 2 Monate weg - aber dass das so vorbeigehen konnte an mir? Auch von meinen Eltern hatte ich dazu nichts erfahren. Und hier im Forum fand ich jetzt auf die Schnelle auch nichts.

Dafür gibt es nun diesen offenen Brief der Akteure: http://gera2025.org/Chronologie/Eintrag ... jekts.html

Den lese ich als einziges, was ich bislang davon gehört habe und fühle mich spontan sowas von "zu Hause":

Zitat:
Zwar hat das Angebot einzelne Bürger*innen dazu bewegt, uns aufzusuchen und Ihre Meinung kundzutun - leider haben wir dabei aber lediglich wieder einmal erfahren, was die Geraer an ihrer Stadt als problematisch wahrnehmen.

Die geplante Ideenabgabestelle ist zur Meinungsmülldeponie für Klagen und Frustration, Nörgeleien und Nöte geworden. Wohin jetzt damit?

Man bat uns, den resignierten Stimmen Geras kein allzu großes Gewicht einzuräumen und unser Gehör stattdessen jenen Bürgern zu schenken, die „wirklich etwas zu sagen“ hätten und die Schönheit der Stadt zu schätzen wüssten. Auch diese Stimmen haben uns nicht gerade optimistisch gestimmt. So knüpften die -im Verhältnis spärlichen- zuversichtlichen Inputs, die wir von angeblich zufriedenen Bürgern auffangen konnten, ausschließlich an jenem Positiv-Mantra an, welches ohnehin schon in Politik und Medien verbreitet wird: „Wir haben doch Otto Dix, den Hofwiesenpark, die Höhler und unser schönes Theater!“. Wir fragen uns: Sind das wirklich die Grundmauern einer intakten Stadt? Wir erhofften uns als Prozesskünstler, dass der Dialog bei diesen Fakten erst anfängt und nicht schon aufhört.

Ich kenne keinerlei Hintergründe, aber genau das ist das Gera, wie ich es kenne - und wie es mir, wenn ich mich länger und intensiver damit befasse, die Lebensenergie raussaugt und in ein Nichts verwandelt.

Und nun noch der "Lesegenuss" auf dieser Seite: http://gera2025.org/Stimmen.html - ja, 100% so empfinde ich Gera. Da haben sie genau die richtigen erwischt.

Weiß hier jemand aus der Runde mehr über dieses Projekt?


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Do 17.Aug 2017 18:21 
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Nur wo Geld ist, da ist auch Platz für Kultur.
Gera hat größere Sorgen.
Da gibt es die Fabel von der Grille und der Ameise:

http://www.deutschland-lese.de/index.php?article_id=939


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Do 17.Aug 2017 19:44 
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@radiowaves: Du sprichst mir so etwas aus dem Herzen, deinen Worten ist wahrlich nichts hinzuzufügen. Schade, dass es so ist, aber so ist es hier nun mal.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Do 17.Aug 2017 22:54 
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Aschemännl hat geschrieben:
Nur wo Geld ist, da ist auch Platz für Kultur.
Gera hat größere Sorgen.

Ich muß mir das Projekt noch genauer anschauen. Viel war da ja offenbar nicht vor dem frühen Ende. Aber soweit ich das verstanden habe, ging es mit Mitteln von Kunst letztlich um die Alltagskultur in Gera. Die liegt am Boden. Und die holt man sich nicht mit Geld in die Stadt. Wir haben das Theater und Museen, irgenwelche Subventionen fließen da ja auch (im Falle der Theater- und Orchesterlandschaft sogar recht üppig, auch wenns wie immer gerne noch mehr sein könnte) - aber davon ist fast nichts zu merken im Alltag auf der Straße. Und dort halten sich die Menschen nunmal länger auf als im Theater. Dort müssen sie jeden Tag durch, müssen einkaufen, müssen ggf. zur Arbeit (so sie eine haben). Und nehmen dort, wenn sie noch bissl sensibilisiert und nicht schon völlig abgestumpft sind wahr, daß da ein erheblicher Unterschied zu "anderswo" besteht. Und zwar "anderswo" in West und Ost. "Anderswo" auch im Ausland.

Das ist das Problem. Sehr krass von dem Syrer, den sie da auf der Straße befragt hatten, formuliert: in Aleppo wären die Leute noch fröhlicher gewesen zu Kriegszeiten. "Kriegszeit" ist auch ein gutes Stichwort: den Beschriftungen etlicher in Geras Innenstadt zur Schau getragener Kleidungsstücke nach steht der Krieg unmittelbar bevor. In etlichen Menschen tobt er bereits in voller Brutalität. Das gibt es natürlich auch anderswo, aber ich kenne bislang keine Stadt dieser Größe, in der es Mainstream ist, allgemein anerkannter Standard. Anderswo setzt man sich damit ins Aus und dokumentiert seine Inkompatibilität mit der Zivilgesellschaft.

Genau wegen des Klimas in Gera meiden Menschen, die anderswo eine Chance haben, sich einen Platz zu suchen, die Stadt. Genau deswegen pendeln die Ärzte des Klinikums von Jena rüber, statt in Gera zu wohnen (manche tun es natürlich auch, es geht ja nicht um 100% alle Menschen, egal in welcher Betrachtung). Genau deswegen wollen Eltern ihre Kinder nicht in Gera in Kita oder Schule wissen. Es könnte ja "abfärben" - und die Geraer Mentalität schlägt einem überall die Türen zu und beraubt einen der möglichen Chancen.

Diese Sorgen hat Gera. Und die sind existenziell. Und sie haben nichts mit Geld zu tun, sondern mit Sichtweise und Haltung. Das ist eigentlich die gute Nachricht: man könnte es sofort ändern, ohne Scheck aus Erfurt oder Berlin. Die Mehrheit müßte dazu nur erstmal wahrnehmen, daß es so ist und dann entscheiden, daß das nicht so bleiben soll.

Ich war heute abend mit meinem besten Schulfreund unterwegs. Er kam 19 Uhr mit dem Zug aus Jena, wir sind dann mit den Fahrrädern ins Kaimberger Bad und haben bis "Ladenschluß" unsere Runden gedreht. Dann haben wir die Räder hoch nach Kaimberg geschoben, sind drüben nach Collis runter und durchs Gessental zurück. Soooo schön. Mit etwas mehr Abendsonne wärs noch 1000 mal schöner gewesen. Und das lässt sich von vielen Orten in der Stadt sagen. Deshalb ists so schade um das ungenutzte Potential. Gera könnte eine lebenswerte Stadt sein, wäre da nicht das Problem mit dem mehrheitlich vorherrschenden Klima, in dem international anerkannte zivilisatorische Standards zur Inkompatibilität und zur Einsamkeit führen können.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Do 17.Aug 2017 23:43 
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Radiowaves hat geschrieben:
Zitat:
Man bat uns, den resignierten Stimmen Geras kein allzu großes Gewicht einzuräumen und unser Gehör stattdessen jenen Bürgern zu schenken, die „wirklich etwas zu sagen“ hätten und die Schönheit der Stadt zu schätzen wüssten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Macher dieser Bitte in keinster Weise nachkommen werden. Denn dann wissen wir, dass diese resignierten Leute woanders sehr wohl Gehör finden: Bei diversen politischen Rattenfängern in diesem Lande.


Pfiffikus,
der sich fragt welches "Man" eigentlich so eine Bitte äußert


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Fr 18.Aug 2017 8:53 
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Danke Radiowave das Du dieses Thema hier aufnimmst. Gestern bin ich über die Gera Gruppe auf Facebook über diesen offenen Brief gestolpert und kannte das "Projekt" vorher auch nicht und ich lese wirklich viel Regionalnachrichten... Evtl. könnte ich es in Verbindung als Projekt zur Kulturhauptstadt 2025 bringen, aber dem ist wohl nicht ganz so.

Die Macher wünschen sich ja Feedback - auch jetzt noch - vielleicht schreibe ich denen mal oder Du machst das, genau das als Grund das evtl. die breite Öffentlichkeitsarbeit gefehlt hat, so das wir jetzt erst wieder davon erfahren, wenn es schon vorbei ist. Aber ich weiß auch selbst, dass es unheimlich schwer ist Leute zu motivieren mal was (anderes) zu machen - auch in Erfurt und Jena. Diese Meinung vom Rentner ist da sehr prägend: Was interessiert mich Kultur und Politik - ich hab mein Eigenheim - in diesem einen Satz steckt soviel Wahrheit, mehr brauch man dazu eigentlich nicht zu sagen.

Schade für das Projekt aber es hilft nur eins: Immer weitermachen mit der Hoffnung das doch mal jemand aufwacht und mitmacht!

(Ein paar wenige gibt es ja immer, leider sind das meist immer die gleichen Leute - aber wenigstens die machen noch)

P.S. Ich erfahre auch aus dem Schreiben nicht, was sie genau wollten (Ideen entwickeln?) und warum sie aufgegeben haben.


Zitat:
Machen Sie mit! Erklären Sie uns, was hier los ist. Zeigen Sie uns, was Sie in Gera beglückt, belustigt, frustriert, bewegt.



Also war doch meckern erlaubt? Jetzt meckern sie übers meckern und geben auf...


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Sa 19.Aug 2017 10:19 
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Heute gibts einen neuen otz+ Artikel es geht wohl doch auch um die Kulturhauptstadt eine Gruppe von leuten macht weiter Kontakt gera2025@gmx.de

Zitat:
Momentan steht der Aufbau der Gruppenstruktur an vorderster Stelle. Bis Ende 2017, denken sie, steht ihre Konzeption, die als Diskussionsgrundlage den Dialog mit den Bürgern ankurbelt. „Wir wollen diese Chance nutzen, Gera nach vorn zu bringen, wieder lebenswerter zu machen und die Kulturlandschaft noch breiter aufzustellen“, sagen die Mitstreiter unisono. Ihr Einsatz soll der Stadt im besten Fall den Titel „Kulturhauptstadt“ bringen, aber auch einen langfristigen Effekt, nämlich positive Außendarstellung


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Sa 19.Aug 2017 11:48 
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watson hat geschrieben:
Also war doch meckern erlaubt? Jetzt meckern sie übers meckern und geben auf...

Naja, soweit ich es überblicke, war die Truppe ohnehin nur verbal tätig. Das schadet zwar nicht, aber davon wird kaum ein Arbeitsplatz entstehen.

Den entscheidenden Hebel sehe ich woanders:
In der Zeitung steht heute ein Artikel "Post will 5000 Elektrolaster einsetzen" - leider kostenpflichtig, deshalb nicht verlinkt. Darin heißt es:
Zitat:
Wir produzieren schon länger in Aachen und fahren dort die Jahreskapazität auf 15.000 Fahrzeuge hoch. Zusätzlich planen wir mit einem weiteren Standort. Wo dieser Standort sein wird, werden wir bald bekanntgeben.
Und Gera weist ein neues Industriegebiet aus. Siehe hier!

Seit dem 1. August leistet sich die Stadt eine Stelle eigens für das Stadtmarketing. Nun frage ich mich, ob die Janina Hänsel die ganze Zeit damit beschäftigt ist, bei Post-Chef Frank Appel dafür zu werben, dass der neue Standort in Gera sein wird. Oder hat irgendwer von Euch in der Zwischenzeit schon einmal ihr Wirken bemerkt?


Pfiffikus,
der davon ausgeht, dass es mit unserer Stadt nur durch solche substanziellen Fortschritte wieder aufwärts gehen kann


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Sa 19.Aug 2017 20:46 
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Zitat:
In der Zeitung steht heute ein Artikel "Post will 5000 Elektrolaster einsetzen"

Als ob das so was total Neues wäre .... bis in die 1950-er Jahre fuhren in Gera elektrische Postautos ... vermutlich noch aus Vorkriegsbeständen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Mo 21.Aug 2017 20:33 
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Barbara hat geschrieben:
vermutlich noch aus Vorkriegsbeständen.
früher war alles besser


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 Betreff des Beitrags: Re: Gera2025 gescheitert
BeitragVerfasst: Mo 21.Aug 2017 20:44 
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Lea hat geschrieben:
... früher war alles besser


Genau.
Da kam der Strom noch aus der Steckdose.
Wozu also Kraftwerke?

Die Herstellung von Batterien/Akkumulatoren und das notwendige Aufladen
ist eine genau so dreckige Technologie wie das Verbrennen von Kraftstoffen.
Nur das Rumgestinke findet woanders statt.

Wenn es mal Akkumulatoren gibt,
wo man die aufgeladene "Brühe" einfach nachtanken kann wie an einer Tankstelle,
dann kaufe ich mir auch eine Elektrokarre.
Acht Stunden warten zum Aufladen macht keiner.


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