Mensch Lea, Du hast es eher gewußt als ich. Eigentlich sollte ich es vorab nochmal zum Lesen bekommen, das ist komplett aus der "Erzählerperspektive" auf eine "über-jemand-anderen-schreib-Perspektive" umgeschrieben worden. War dann gestern abend wohl doch zu spät geworden.
Frau Herzog, die Raumakustikexpertin aus Berlin, die nicht nur die heute weltweit gerühmten Säle und Studios in der Berliner Nalepastraße (
Panoramafotos - lohnt!) raumakustisch projektiert, sondern auch die Stadthallen Chemnitz und Suhl, die Lukaskirche in Dresden (Klassik-Schallplattenaufnahmestudio, auch für die Deutsche Grammophon / BRD), die Theater in Gera, Meiningen, viele Rundfunkstudios in der DDR und andere Akustikbauten geplant und begleitet oder bei Detaillösungen betreut hat, ist für ihre knapp 88 Jahre noch voll fit. Ihr Arbeitszimmer quillt immer noch über, auch wenn sie jetzt beginnt, die von ihr über die Zeit geretten Unterlagen dem
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung zu übergeben.
Für das Haus der Kultur in Gera existierte eine umfangreiche Dokumentation, die in der Abwicklungsphase des Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamtes der Deutschen Post in Berlin-Adlershof offenbar den Weg vielen ostdeutscher Forschungs- und Entwicklungsleistung gegangen ist: Shredder. Ein Exemplar war von Frau Herzog dem HdK zur Eröffnung übergeben worden, dieses Exemplar ist zumindest im Hause nicht mehr vorhanden. Möglicherweise liegt es im Stadtarchiv, da war ich noch nicht.
Das HdK selbst machte bei einer Besichtigung hinter den Kulissen vor einigen Wochen einen nicht hoffnungslosen Eindruck. Natürlich ist die Gebäude- und Beschallungstechnik nach 30 Jahren einfach am Ende, aber das ist ein erwartungsgemäßer Vorgang und betrifft nicht den Saal selbst. Die Berliner Rundfunksäle sind z.B. technisch inzwischen mehrfach komplett ausgeräumt gewesen und bieten seit 60 Jahren exzellenten Raum für hochwertige Aufnahmen - heute bringen die Mieter mobile Aufnahmetechnik mit. Daß von dem langsamen Abwirtschaften des KuK im Publikumsbereich so gut wie nichts zu sehen ist, rechne ich dem Personal sehr hoch an. Da ist mit viel Sachverstand und Kontinuität alles wichtige über die Zeit gerettet worden - über 20 Jahre unter D-Mark und Euro, unter den völlig anderen Bedingungen des westlichen Kulturbetriebes. Auf einem der ersten Programmflyer aus dem Herbst 1981 fand ich auch Dieter Lorenz wieder, heute technischer Leiter des Hauses.
Nicht einmal alles muß dringend ersetzt werden. Produktionsabläufe haben sich inzwischen so verändert, daß die Tontechnik des Saales kaum noch gebraucht wird. Die Veranstalter touren heute mit eigener Technik, um ein in ihrem Sinne verläßliches Ergebnis zu erreichen. Saaltechnik ist letztlich nur noch für hauseigene Veranstaltungen nötig und selbst die könnte gemietet werden. Die Tonregie ist also letztlich nicht dringend erneuerungsbedürftig, im derzeitigen Zustand aber ein herrliches Museum. Ob das Regiepult überhaupt noch funktioniert, weiß ich nicht. Reparierbar wäre es vermutlich, alles diskrete Transistor- und ggf. schon Operationsverstärkertechnik. Lohnen würde sich eine solche Reparatur aber nicht für einen professionellen Betreiber, aber sehr wohl für jemanden, der die Technik privat am Leben halten will. Es stehen sogar noch 3 Stereobandmaschinen und eine 8-Spur-Mastermaschine (Studer!!!) herum.
Die ausfallende Kältetechnik (Kälteleitung von den Stadtwerken, der Service wird soweit mir bekannt ebenfalls aus Gründen eines Sanierungsstaus eingestellt) betrifft auch noch andere. Das UCI und die Sparkassen-Zentrale in der Schloßstraße sollen ebenso da dranhängen und müssen sich ihre Klim-Kälte nun selbst organisieren. Das wird sowieso nochmal spannend.
Für das KuK biete ich im Anhang die beiden Abschlußartikel der RFZ-eigenen Zeitschrift an, mit freundlicher Genehmigung von Frau Herzog. Frank Steffen, der die Beschallungsanlage geplant hat, ist erst vor wenigen Wochen verstorben.