strudel hat geschrieben:
Hey Lars, sie finanzieren Dich. Komplett. Sie bezahlen Dich dafür, daß Du eine Dienstleistung für den Arbeitgeber erbringst.
Ähm wirklich? Sprichst du hier von diesem Deutschland? Zu heutiger Zeit?
Es wird hier ein knappes Wirtschaftsgut (Arbeitsplätze) vermittelt.
Nehmen wir mal ein ganz anderes Beispiel. Theo Tischler kommt auf die Idee, in seiner Tischlerei wunderschöne Küchenmöbel herzustellen. Doch die zu verkaufen ist garnicht so einfach. Das Lager ist inzwischen proppevoll. Man muss erst Nachfrager (Kunden) für die Küchen finden, sonst verdient Theo Tischler an seinen Küchenmöbeln nichts. Nachfrager, die Geld für die angebotenen Küchen bezahlen wollen, sind aber knapp am Markt, die sind nicht so einfach zu finden.
Aus diesem Grunde bietet Theo Tischler einem Vermittler namens Ludwig Neumann an, für jeden Kunden, der eine Küche von Theo Tischler kauft, eine Provision zu zahlen. Und wenn L.N. eine Küche an Kuno Kunde vermitteln kann, ist die Provision zurecht verdient, die selbstverständlich von Theo Tischler zu zahlen ist.
Genauso ist es bei Versicherungen. Die Gesellschaften können und würden gerne stapelweise neue Verträge abschließen. Doch die Nachfrager, die dafür Geld zahlen sollen (Versicherungsnehmer) sind rar, so dass sich die Gesellschaften in der Regel veranlasst sehen, Vermittler zu engagieren. Diese aquirieren (die knappe) Kundschaft für die reichlich vorhandenen Versicherungsgesellschaften. Das ist eine Dienstleistung für den Anbieter des reichlich vorhandenen Gutes und genau deshalb wird die Provision von den Gesellschaften gezahlt.
Wie ist es denn nun am Arbeitsmarkt? Da wird die Ware Arbeitskraft verkauft. Wir haben reichlich Anbieter von Arbeitskraft, so dass sie sich schwer verkaufen lässt. Knapp sind die Nachfrager (Arbeitgeber, die bereit sind, Geld für die Arbeitskraft zu zahlen). Aus diesem Grunde engagieren die Anbieter von Arbeitskraft einen Arbeitsvermittler, der ihnen einen dieser knappen Nachfrager (Arbeitgeber) suchen kann.
Wenn du hier schreibst, der Vermittler erbringt einen Dienst für den Arbeitgeber, so ist das genauso abwegig wie zu behaupten, Ludwig Neumann erbringt eine Dienstleistung für Kuno Kunde.
Einen Unterschied gibt es aber doch zwischen den beiden Formen der Vermittlung. Anbieter Theo Tischler kann eine Küche nach der anderen produzieren. Die Versicherungen können Antragsformulare ohne Ende drucken. So ist es möglich, dass sich Theo Tischler und Ludwig Neumann dauerhaft zu einer Geschäftsbeziehung zusammentun. So ist es möglich, dass sich ein Versicherungsvermittler längerfristig an eine Gesellschaft bindet.
Arbeitsvermittlungen wie die von Lars Naundorf erledigen einen ungleich anspruchsvolleren Job. Sie vermitteln nicht den Verkauf der Arbeitskraft, sondern eher ein Abo, welches der Auftraggeber in der Regel nur einmal anbieten kann. Hat er einen Arbeitssuchenden erfolgreich vermittelt, so kommt dieser Auftraggeber (Anbieter eines reichlich vorhandenen Gutes) als erneuter Auftraggeber erstmal nicht mehr in Frage. So ist ein Arbeitsvermittler nicht nur gezwungen, die knappen offenen Stellen zu aquirieren, sondern er muss sich gleichzeitig auch noch um neue (potenzielle Auftraggeber kümmern).
So ist es zu verstehen, dass ein Arbeitsvermittler auf die potentiellen Auftraggeber zugeht, die er in einer Montagsdemo vermutet.
So ist es zu verstehen, dass ein Arbeitsvermittler seinen Tapeziertisch in Jena auf dem Markt aufstellt.
So ist es zu verstehen, dass sich Arbeitsvermittler im Gegensatz zu Küchenverkäufern und Versicherungsvermittlern immer wieder kreativ nach neuen Auftraggebern umsehen müssen.
Ja, lieber Strudel. Deine Aussage dreht die Dinge im Moment genau in die verkehrte Richtung. Doch das muss nicht immer so sein. Das will ich dir gerne an einem anderen Beispiel deutlich machen:
Jahrzehntelang gab es in Gera einen Mangel an Wohnraum. Wer erinnert sich nicht noch an die Wohnberechtigungsscheine usw... Bis zur Mitte der neunziger Jahre war es völlig selbstverständlich, dass ein Makler, der einem Mieter ein knappes Gut (Wohnung) vermitteln konnte, vom Mieter eine Provision kassierte.
Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Es gibt in Gera 10% Leerstand von Wohnungen und zahlungskräftige Mieter sind zum knappen Gut geworden. Wenn es also ein Makler gelingt, einem Vermieter einen solchen zu vermitteln, erbringt er einen Dienst für den Vermieter und so kann von ihm eine Provision verlangt werden.
Zurück zum Thema Arbeitsvermittlung:
Im Moment ist die Arbeitsvermittlung eine reine Dienstleistung für den Arbeitssuchenden. Doch deine Aussage muss nicht immer falsch bleiben. Wir träumen alle mit Strudel, dass irgendwann einmal in nicht so ferner Zeit Vollbeschäftigung eintritt, reichlich freie Arbeitsplätze vorhanden und Arbeitskräfte knapp sein werden. Ja dann wird Strudel Recht haben, wenn er schreibt:
strudel hat geschrieben:
Hey Lars, sie finanzieren Dich. Komplett. Sie bezahlen Dich dafür, daß Du eine Dienstleistung für den Arbeitgeber erbringst.