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BeitragVerfasst: Mi 01.Mai 2013 18:04 
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Gera muss Stadtetat 2013 überarbeiten



Rechtsaufsicht fordert neuen Beschluss

Gera. Den im März im zweiten Anlauf vom Stadtrat beschlossen Stadthaushalt 2013 mit dem Haushaltssicherungskonzept bis 2020 hat die Rechtsaufsicht in Weimar ins Geraer Rathaus zurück geschickt. "Der Geraer Haushalt ist schwierig", sagte bereits in der Vorwoche auf OTZ-Nachfrage ein Sprecher des Thüringer Landesverwaltungsamtes.
Nach der beschlossenen Fassung wäre der Etat aus Sicht der Landesbehörde abzulehnen. Diese geht aber davon aus, dass Gera den Etat und das Haushaltssicherungskonzept überarbeiten und neu beschließen werde. Das überarbeitete Haushaltssicherungskonzept soll bis Ende Juni dem Finanzministerium vorgelegt werden.

Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) habe die Stadtratsfraktionen darüber informiert, hieß aus der Stadtverwaltung. Gera befindet sich weiterhin in der vorläufigen Haushaltsführung. Seit Anfang der Woche sei nach Abstimmung mit dem Finanzministerium ein Wirtschaftsberatungsunternehmen in der Stadtverwaltung tätig. "Ich erwarte von dem Einsatz Vorschläge, wie wir unsere Verwaltung zukünftig wirtschaftlicher ausrichten und Einsparpotenziale erschließen können", erklärte die OB.
Verwaltungsstrukturen und Personalausstattung sollen kritisch geprüft und wesentliche Ausgaben auf weitere Einsparmöglichkeiten hin untersucht werden. Mit Blick auf die seit Jahren hohe Inanspruchnahme von Krediten zur Sicherung der Liquidität geht die OB davon aus, dass durch nachhaltig wirksame Konsolidierungsvorschläge die dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt gesichert werden könne.

Angelika Munteanu / 01.05.13 / OTZ


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BeitragVerfasst: Mi 01.Mai 2013 18:33 

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Jetzt braucht´s wohl auch neue Helme für die "Entscheidungsträger". Game over.


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BeitragVerfasst: Mi 01.Mai 2013 19:35 

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Die Stadtratsfraktion DIE LINKE hat dazu folgende Position:

Keine Haushaltswürdigung durch die Rechtsaufsicht - LINKE sieht sich in ihrer Bewertung bestätigt


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BeitragVerfasst: Sa 04.Mai 2013 7:58 
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Viel Kritik, noch wenig Konstruktives: Fraktionen zum Haushalt in Gera


Geras Stadtratsfraktionen zum Haushalt 2013, der überarbeitet werden muss. Linke sehen sich bestätigt. CDU begrüßt externen Berater bei der Lösungssuche. Andere würden auf Kulturangebote verzichten, um zu sparen.

Gera. Nicht nur Hans-Jörg Dannenberg, Chef der CDU-Stadtratsfraktion und Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses im Stadtrat, ist im Moment ratlos, wie die Finanzmisere in Gera beseitigt werden kann. Das Landesverwaltungsamt hatte zu Wochenbeginn den im März vom Stadtrat beschlossenen Stadtetat samt Haushaltssicherungskonzept nach Gera zurückgeschickt. Beides ist zu überarbeiten, neu zu beschließen und soll Ende Juni im Finanzministerium vorliegen.
Es sei vernünftig, dass die Oberbürgermeisterin externe Prüfer eingesetzt habe, den Stand und die Entwicklung der Liquidität der Stadt zu analysieren und zeitnah einen funktionierenden Etat dem Stadtrat zum Beschluss vorzulegen. Bis zur Sitzung am 16. Mai wird das kaum zu schaffen sein. Dannenberg und andere rechnen mit einer Sondersitzung im Juni.
Die Fraktion der Linken sieht sich in ihrer Bewertung des beschlossenen Etats bestätigt. Der geplante "Verkaufserlös aus dem Kunsthaus und die Einnahme aus dem Zweckverband Wasser/Abwasser werden auch in Weimar als völlig illusorisch beurteilt. Statt Steuersenkungen, wie von der Oberbürgermeisterin noch zur Beschlussfassung des Haushaltsplanes versprochen, fordert die Rechtsaufsicht die Erhöhung der Hebesätze" sagt die Fraktionsvorsitzende Margit Jung .
Auch die Fraktionsvorsitzende von "Arbeit für Gera" Kerstin Thiel sagt: "Es war ein bisschen zu erwarten, dass der Haushalt nicht ohne weiteres durchgehen wird." Auch sie begrüßt den externen Gutachter, bedauert es aber, "dass die Stadt von außen gezwungen werden muss, um auf den Pfad der Tugend zurück zu kommen".
Wenn ich die Lösung wüsste ...
Einsparpotenzial sieht sie in der Rückführung der Eigenbetriebe Stadtgrün und Kultur- und Veranstaltungsmanagement in die Regie der Stadt. Zur Haushaltssicherung müssten alle Maßnahmen auf den Prüfstand. Gera müsse sich mit Tonhalle, KuK, Clubzentrum Comma und Theater überlegen, wieviel Kultur es wirklich braucht.
Auch die SPD-Fraktion habe "gewusst, dass der Haushalt Ecken und Kanten hat", sagt deren Finanzausschuss-Mitglied René Gäbler: "Das Finanzproblem der Stadt ist kein neues." Zu den angekündigten Analysen und Sparvorschlägen des externen Beraters gehöre aber auch der politische Wille, diese umzusetzen. Er erinnert an die Arbeitsgemeinschaft zur Haushaltssicherung in der OB-Ära Norbert Vornehm und bedauert, dass ihre Vorschläge ad acta gelegt wurden. Keinen Sparansatz sieht Gäbler bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die ihren Beitrag zur Haushaltssicherung bereits geleistet hätten. Sparen könne man aber bei der Aufwandsentschädigung für die Stadträte.
Harald Frank (FDP), Fraktionschef der "Bürgerschaft Gera" will die Sparvorschläge zur Haushaltssicherung wieder hervorholen. Sein Fraktionskollege Heinz Nikulla sieht im Nachgang das Schulbauprogramm als ein Totschlagargument, den Stadtrat zum Ja zum Haushalt zu nötigen. Er fordert das Theater auf den Prüfstand. Dessen Finanzproblem sei nicht gelöst, sondern vertagt und der Theaterbetrieb werde immer teurer.
Grünen-Stadtrat Eugen Weber sieht zwei Lösungsansätze: die Hilfe des Landes mit mehr Zuschuss oder einer Gebietsreform und das Nachdenken in Gera über freiwillige Leistungen etwa fürs KuK.

Angelika Munteanu / 03.05.13 / OTZ


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BeitragVerfasst: Do 16.Mai 2013 19:08 
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Sonder-Stadtrat in Gera zum Haushalt am 13. Juni

Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) beruft den Stadtrat Gera zu einer Sondersitzung am Donnerstag, 13. Juni, zum Haushalt ein.
Gera. In Vorbereitung dieser Sitzung schlägt sie laut einer Mitteilung der Stadt zudem Sondersitzungen der Ausschüsse vor.
Als Termin für den Hauptausschuss ist Montag, der 3. Juni 2013, vorgesehen, so dass die Fachausschüsse in der Zeit nach dem 3. Juni und vor dem 13. Juni 2013 ihre Sondersitzungen durchführen können. Für diese Sitzung werden den Fraktionen und im Stadtrat vertretenen Parteien sowie den Mitgliedern des Haushalts- und Finanzausschusses je eine überarbeitete Haushaltssatzung mit Haushaltsplan und Haushaltssicherungskonzept übergeben, heißt es weiter.

Hintergrund der Sondersitzung sei, dass die Stadt Gera gemäß dem Schreiben des Landesverwaltungsamtes vom 29. April 2013 die Haushaltssatzung mit Haushaltsplan und Haushaltssicherungskonzept erneut durch den Stadtrat zu beschließen hat. Dieser Beschluss ist dem Thüringer Finanzministerium über das Landesverwaltungsamt bis zum 28. Juni 2013 vorzulegen.


Stadt Gera / 16.05.13 / OTZ


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BeitragVerfasst: Do 27.Jun 2013 16:40 
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Oberbürgermeisterin von Gera: Eiserner Sparkurs alternativlos


Die erste Jahreshälfte ist verstrichen und Thüringens drittgrößte Stadt hat noch immer keinen Haushalt. Ohne einen kräftigen Sparkurs sind Geras Finanzen nicht zu sanieren, sagt Oberbürgermeisterin Hahn. Am Theater-Zuschuss und am Straßenbahn-Ausbau soll festgehalten werden.
Gera. Angesichts der prekären Finanzlage Geras gibt es nach Ansicht von Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) in den kommenden Jahren keine Alternative zu einem eisernen Sparkurs. "Die Stadt hat in den vergangenen Jahren deutlich über ihre Verhältnisse gelebt", sagte sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Zwar ist die zweite Jahreshälfte erreicht, doch Thüringens drittgrößte Stadt hat noch immer keinen gültigen Haushalt; und das Land hat ihr schon zweimal mit vorgezogenen Zahlungen in Millionenhöhe aus der Klemme helfen müssen. Sonst hätten laut Hahn Gehälter nicht gezahlt werden können.


Am 4. Juli soll der Stadtrat über den Haushalt 2013 samt Haushaltssicherungskonzept entscheiden. Auf der Stadt lastet ein Schuldenberg von mehr als 100 Millionen Euro, für den laut Hahn jährlich 8 Millionen Euro an Tilgung und Zinsen fällig sind. Zudem seien in der Vergangenheit laufende Ausgaben über Kassenkredite - vergleichbar dem Dispokredit - finanziert worden. "Das ist alles nicht gesund", erklärt die Stadtchefin, die seit einem Jahr im Amt ist.


Eine Erhöhung von Steuern soll es dennoch nicht geben. Schwerpunkt sei vielmehr, die Ausgaben zu verringern. Ein Posten sind dabei die Personalkosten. Schon jetzt herrscht in Gera ein Einstellungsstopp. "Es wird keine Kündigungen geben, aber wir werden einige Stellen nicht wiederbesetzen", sagte Hahn. Zudem müsse geprüft werden, ob freiwillige Leistungen nicht preiswerter erbracht werden könnten - etwa durch Ehrenamtliche oder mit Unterstützung von Sponsoren.


"Ich bin froh, dass wir die Landeszentralbank verkauft haben", sagte Hahn. Eigentlich hatte die Stadt das von Architekt David Chipperfield entworfene Gebäude zu einem Kunstmuseum umbauen wollen, doch die Eigenmittel nicht aufbringen können. Trotz Leerstand habe die Immobilie den Etat mit jährlich mindestens 100 000 Euro belastet.


Am Zuschuss für das Theater soll es keine Abstriche geben, dafür gibt es einen Vertrag mit dem Land. Und auch am mehr als 50-Millionen-Euro-Programm zu Sanierung und Ausbau des Straßenbahnnetzes rüttelt Hahn nicht. "Für das Stadtbahnprogramm hat die Stadt vor vielen Jahren Sicherheiten gegeben. Die würden nun auf uns zukommen, wenn es platzt." Allerdings müsse geprüft werden, ob Einsparungen möglich seien und das Land helfen könne, den Eigenanteil zu schultern.


Überhaupt geht in Gera ohne Unterstützung des Landes kaum noch etwas. "Aber das Land hat in allen Situationen hinter uns gestanden", betonte Hahn. Nun müsse die Stadt ihre Hausaufgaben machen.


Obwohl Gera tief im Dispokredit steht, hatten Überweisungen von insgesamt 3,75 Millionen Euro an Liquiditätshilfen für Stadtwerke und Verkehrsbetriebe zusätzlichen Sprengstoff in die Haushaltsdebatte gebracht. Das Geld soll der inzwischen beurlaubte Finanzbürgermeister Norbert Hein überwiesen haben, ohne das ein Beschluss des Stadtrates vorlag. Damit es keine neuen Überraschungen gibt, habe sie nun die Finanzsteuerung übernommen, sagte Hahn. "Es hat in der Vergangenheit ein schlagkräftiges Finanzcontrolling gefehlt. Das bauen wir auf."


27.06.13 / DPA/OTZ


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BeitragVerfasst: Sa 29.Jun 2013 20:32 

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Man fragt sich erstaunt, wo denn die Stadt in den letzten Jahren angeblich über ihre Verhältnisse gelebt hat???

- nicht bei den Schulen,
- nicht bei den Straßen / Brücken,
- nicht beim Freibad, was immer noch fehlt,
- nicht bei der Jugendarbeit, wo seit Jahren vom Notprogramm nochmal 16% abgestrichen werden,
- nicht bei den Kitas, wo die Stadt die Sachkostenzuschüsse auf 0 gesenkt hat und damit die Eltern zur noch mehr Kasse gebeten werden
...... u.v.a.

Ja wo denn nur???


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BeitragVerfasst: Sa 29.Jun 2013 20:54 

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@socialist: Bei einem städtischen Personalbestand, der noch nicht mal in derart aufgeblasener Form für Arbeitsplätze, Schulsanierung (!) und die Erhaltung der elementaren Funktionen einer Stadt (Saubere Kanalisation, halbwegs schadfreie Straßen, funktionsfähiges Ordnungsamt) Sorge tragen kann oder zumindest mit Herz und Verstand an derartigen Aufgaben arbeitet und diese Leistung der Bevölkerung vorlebt.
Und jetzt bitte nicht mit dem dümmlichen Spruch "Wir müssen halt alle nun unsere Hausaufgaben machen...." kommen.


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BeitragVerfasst: Sa 29.Jun 2013 22:58 
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socialist hat geschrieben:
Man fragt sich erstaunt, wo denn die Stadt in den letzten Jahren angeblich über ihre Verhältnisse gelebt hat???
Bei der Bereitstellung von Services (Infrastruktur, Kultur, Wohnen, ...) an Einwohner, die - im Bundesdurchschnitt - nicht annähernd zur Finanzierung dieser Services im gleichen Maßstab wie in anderen Städten beitragen. Gera hat einen sehr hohen Rentner- und Arbeitslosenanteil, die übrigen Geldverdiener sind zum großen Teil Dienstleister die den eigenen Nachbarn die Haare kämmen (jemand hat Gera mal als Dienstleistungsstadt bezeichnet). Produktives Gewerbe, welches die Kohle von außerhalb ranschafft, kann man an einer Hand abzählen und ist unterdurchschnittlich vertreten.

Diesem in sich selbst schwelgenden Klientel wird eine Luxusstadt mit riesigem Theater, tollen Straßen (jaja lacht nur - guckt euch Jenas Nebenstraßen an!), Museen, viel Verwaltungspersonal (das was baumann sagt) und einem erstklassigen Nahverkehr angeboten. Davon profitiert auch ein Umland wie z.B. Köstritz, dessen Gewerbeeinnahmen - Brauerei und Chemie - wohl allerdings nicht mit in Geras Stadtsäckl fliessen. Gut, im Gegenzug stellen die den Gerschen ein Freibad zur Verfügung. ;)

Der Haushalt ist einfach nur im Ungleichgewicht und passt halt nicht mehr zur Einkommenssituation der Stadt. Gera ist immer mehr auf externes Geld vom Land angewiesen, welches in den nächsten Jahren aber weiter zurückgefahren werden wird. Was wir heute sehen ist nur der Anfang.


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 0:00 

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Damit hier keine Unklarheiten bestehen, über die Steuerungsmöglichkeiten der Stadt:
Geras Haushaltseinnahmen kommen (schon seit Jahren) zu rund 75% aus Zuweisungen von Land, Bund und EU....
Da sich das Land auf Kosten der Kommunen saniert - siehe Übertragung von immer neuen Aufgaben ohne ausreichende Finanzierung, Kürzung der Schlüsselzuweisungen usw. - und der Bund das ähnlich perfide praktiziert (für Kostenerstattung bei Hartz IV einfach pauschaler Prozentsatz festgelegt, der im Osten flächendeckend unzureichend ist!), ist die Stadt auf Grund der ebenfalls von der Politik verursachten Strukturprobleme wie Deindustrialisierung, demografische Katastrophe durch Abwanderung usw. nicht in der Lage wirsksam gegenzusteuern.
Die im wesentlichen daraus resultierende Schieflage der städtischen Finanzen kann auf kommunaler Ebene nicht behoben werden, ohne dass sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern. Deshalb hat auch Gera nicht allein Haushaltsprobleme sondern hunderte Städte im ganzen Land (wer es konkret wissen will liest mal beim Deutschen Städtetag nach...), auch in Thüringen ist die Haushaltsnot in Suhl (seit Jahren keinen genehmigten Haushalt), Eisenach, aber auch in Landkreisen wie Unstrut-Hainich (dort arbeitet schon der Zwangsverwalter) zur Genüge bekannt....

@Lazarus: Luxusstadt? Wie viele hast du denn in der letzten Woche getroffen, die der Auffassung waren, in einer Luxusstadt zu wohnen? Ich meine in Gera....


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 12:43 
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"luxusstadt" finde ich schon nicht mal übel :lol:

man hält sich an "dingen" fest, die offensichtlich nicht leistbar sind und eigentlich in den freien markt gehören (dienstleistungen z.B. und einiges mehr).

mir sieht so einiges aus, als würde man sich mangels geld keine lebensmittel kaufen können, aber andere zum eis einladen wollen, um es mal anders darzustellen. im übertragenen sinne bastelt man beim bürgerhaushalt ja die einladungskarten, denn man diskutiert praktisch ausgaben, die eben nicht leistbar sind, solang die situation in der stadtkasse so sind. schade

theater, "kunschthaus" (gut, nun ist der verkauf beschlossen) uvm.

wer würde bitte mit gesundem menschenverstand so z.B. privat oder im geschäft handeln? es wären nur wenige, die mit geld nicht umgehen können und sich goldene radkappen an einen klapperwagen bauen würden

dass gera nicht die einzige stadt mit problemen ist, ist ganz klar aber gucken wir mal,was auch so manche andere städte sich leisten, die ebenfalls eigentlich kaum gehen (hängt mitunter auch mit dem LFA zusammen)

ein "luftschloss" sind wir ja nun schon mal "los", welches wohl mehr kostete, als es (nix) einbrachte (und noch ein "schickes" plakat am bahnhof wirbt), warten wir mal auf die hoffentlich nächsten "aufräumarbeiten". entweder es trägt sich oder eben nicht


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 18:01 
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socialist hat geschrieben:
@Lazarus: Luxusstadt? Wie viele hast du denn in der letzten Woche getroffen, die der Auffassung waren, in einer Luxusstadt zu wohnen? Ich meine in Gera....
Man muss nicht unbedingt der Auffassung sein, dass eine Realität R existiert, damit diese existiert. Die Realität existiert auch wenn das keiner wahr haben will. ;)

Luxus ist etwas, was man sich leistet, obwohl es nicht sinnvoll oder notwendig ist. Die Kriterien dafür müssen je nach Umfeld neu gewichtet werden. Die wieder aufgebaute Schlossresidenz in Dresden z.B. ist Bestandteil eines touristischen Konzepts um eine alte Monarchiefamilie um August den Starken herum, als ich gestern dran vorbeiging war sie mit Touristen vollgestopft die begierig die Eintrittspreise für die enthaltenen Ausstellungen zahlten. In Gera wäre sowas absoluter Quatsch, die ollen Reussens sind ähnlich attraktiv wie die Mondrückseite. Bei Nebel.

Nun will in Gera keiner ein Schloss wiederaufbauen, aber man kann evtl. die Langenberger Straßenbahnlinie in diesem Kontext sehen und sich die Argumente für/wider betrachten. Natürlich ist die Linie eine Infrastrukturinvestition, die man mitnehmen muss solange das Land noch Geld dafür ausspuckt - wenn die Wohnungsgesellschaften aber dafür Geld abdrücken müssen anstatt den eigenen Wohnungsbestand in Schuss zu halten bringt das auch nix. Tolle Straßenbahn und kalte, nasse Wohnungen hinterlassen bei mir ein Gefühl der Diskrepanz. Gut, ich muss auch nicht jeden Tag von Langenberg in die Stadt zur Arbeit fahren.

Was Du oben über die Zuwendungspolitik geschrieben hast ist korrekt und wird auch schon von anderen politischen Gruppierungen erkannt und bekämpft, ändert aber nichts daran dass Gera aktuell nunmal damit leben muss überproportional Kohle für soziale Zwecke abzudrücken. Sich einen anderen finanzpolitischen Rahmen herbeizuwünschen hilft da nix. Realität und so. ;)


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 18:13 
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Lazarus hat geschrieben:

Nun will in Gera keiner ein Schloss wiederaufbauen...


keiner?

und auch wirklich keiner?


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 18:22 
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untermhäuser hat geschrieben:
Lazarus hat geschrieben:
Nun will in Gera keiner ein Schloss wiederaufbauen...
keiner?
und auch wirklich keiner?
Eventuell hab ich mich unkorrekt ausgedrückt. ;)
Ich kenne auch Leute, die wollen über Gera eine Seilbahn bauen. Diesen Willen halte ich für ähnlich irrelevant wie die von Dir verlinkten Beiträge. Solange es keinen Stadtratsbeschluss, eigens gegründeten Förderverein oder ein Vorpreschen eines Bürgermeisters gibt gehe ich davon aus dass noch kein richtiger Wille zum Ausdruck gebracht wurde. Eine Innenstadtradrennbahn halte ich aktuell für wahrscheinlicher als einen Wiederaufbau des Schlosses Osterstein.


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 19:28 
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strubbelmiez_1975 hat geschrieben:
"kunschthaus" (gut, nun ist der verkauf beschlossen) uvm.

Laaangsam. Der Verkauf ist zwar beschlossene Sache. Doch ich würde lieber erst jubeln, wenn der Kaufpreis auf einem städtischen Konto eingegangen ist und im Stadthaushalt für andere Wohltaten verwendet werden kann.

Die Stadt hat vor einigen Jahren einen schwarzen Peter aus den Händen der Bundesbank in die eigene Hand genommen. Für einen zweistelligen Millionenbetrag. Ja richtig. Es sind dafür auch Fördermittel geflossen, so dass nicht ganz so viele Millionen aus dem städtischen Haushalt in diesem Gebäude gebunden waren. (Waren die Fördermittel zweckgebunden für ein Kunsthaus oder waren sie zur freien Verfügung der Stadt?)

Nun soll das Gebäude verkauft werden. Ich habe noch nirgends gelesen, dass dieser Verkauf unschädlich für die Fördermittelzuwendung ist. Werden die Mittel zurück gefordert, wäre es ein ordentlicher Tiefschlag für die Stadtfinanzen.


socialist hat geschrieben:
Man fragt sich erstaunt, wo denn die Stadt in den letzten Jahren angeblich über ihre Verhältnisse gelebt hat???

Gehen wir mal vom Idealfall aus: Die Stadt erhält so viel Erlös aus dem Verkauf, wie sie Eigenanteile eingebracht hat. Gehen wir weiterhin davon aus, dass die Stadt die Fördermittel nicht zurückzahlen muss. Selbst in dieser Situation wäre es über unsere Verhältnisse gewesen, die Milliönchen an liquiden Mitteln nicht Mitte der 00er Jahre in die IGS zu stecken, sondern in diesem Prestigeprojekt zu binden.

Die Stadt war jahrelang Eigentümer der nutzlosen Immobilie. Bekanntlich fielen jährlich mehr als 100000 Euro Betriebskosten an. Da hat sich innerhalb der Jahre mal so eine knappe Million angesammelt. Einfach Plupp- weg. Und Du fragst, wo Gera über die Verhältnisse gelebt hat?


Pfiffikus,
dem klar ist, dass Hintermänner, die den Möchtegern-Mäzen gestützt haben, das nicht so gerne sehen wollen


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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 19:39 
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daher habe ich noch nicht "verkauft" geschrieben, da zwischen beschluss und handlung noch viel luft ist :mrgreen: ich kann mir einigermaßen gut vorstellen,dass da noch der eine oder andere haken dran sein könnte. aber sehen wir weiter. denn definitiv "gegessen" ists erst,wenn der vorgang durch ist. von diesem förderverein habe ich auch lange nichts mehr vernommen, wie die nun handeln (die hängen ja auch mit drinnen)

und
Zitat:
Nun soll das Gebäude verkauft werden. Ich habe noch nirgends gelesen, dass dieser Verkauf unschädlich für die Fördermittelzuwendung ist. Werden die Mittel zurück gefordert, wäre es ein ordentlicher Tiefschlag für die Stadtfinanzen.
da wäre sicher einer der haken. nun wirds dann spannend, ob man das beim beschluss mitbedacht hat oder nicht, um das ganze über die bühne zu kriegen. schön wäre natürlich, wenn das ganze sauber abliefe...

Zitat:
Die Stadt war jahrelang Eigentümer der nutzlosen Immobilie. Bekanntlich fielen jährlich mehr als 100000 Euro Betriebskosten an. Da hat sich innerhalb der Jahre mal so eine knappe Million angesammelt. Einfach Plupp- weg. Und Du fragst, wo Gera über die Verhältnisse gelebt hat?
Pfiffikus,dem klar ist, dass Hintermänner, die den Möchtegern-Mäzen gestützt haben, das nicht so gerne sehen wollen

das meinte ich vorhin, um jeden preis muss(te) man sich an gewissen dingen festhalten und ich fasse da auch das theater an, auch wenn es ein "alleinstellungsmerkmal" darstellen soll.


Zuletzt geändert von strubbelmiez_1975 am So 30.Jun 2013 19:43, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So 30.Jun 2013 19:41 
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pfiffikus hat geschrieben:

Nun soll das Gebäude verkauft werden. Ich habe noch nirgends gelesen, dass dieser Verkauf unschädlich für die Fördermittelzuwendung ist. Werden die Mittel zurück gefordert, wäre es ein ordentlicher Tiefschlag für die Stadtfinanzen.





Zitat:
...Fördergelder mit Rutheneum-Campus verrechnet, Verkaufserlös für Museen

Frau Hahn habe bereits mit Thüringens Minister für Landesentwicklung, Christian Carius (CDU), eine Regelung vereinbart, wie mit den Fördermitteln, die der Freistaat der Stadt Gera für den Ankauf der Immobilie gewährt hatte, umgegangen werden soll. Demzufolge zahlt die Stadt das Geld zurück, bekommt es aber in gleicher Höhe wieder zugewiesen für das Schulbau-Projekt Campus Rutheneum. Der eigentliche Verkaufserlös soll den Museen, darunter vorrangig dem Otto-Dix-Haus, zugute kommen. "Das Geburtshaus von Otto Dix ist das Alleinstellungsmerkmal, das unsere Stadt weltweit gegenüber allen Kunsthäusern, die Werke von Dix präsentieren, hat", betont Frau Hahn in der Mitteilung der Stadt.


OTZ am 14.06.


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 16:00 

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72 Mio Euro-Loch in 2016....aha.
......plus 100 Mio Euro Altschulden per 2013....hmmm.
Die Schuldenuhr der Stadt Jena (kann man im Net anklicken) zeigt heute einen aktuellen Wert von ca. 57 Mio Euro.
Aber in dieser Stadt wohnen ja - wie ich hier gelesen habe - die zerlumpten Akademikergestalten in den Kellerlöchern. Also wenn das das Ergebnis der Sparsamkeit ist, dann wähle ich doch lieber Flaschenmopp auf dem Hauptbahnhof und Sponsoren-Eisbahn für alle.
Heute Nacht nehme ich wieder das Konzept "Gera 2030" vom ISEK mit ins Bett. Da kann ich ganz entspannt einschlafen......


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 17:29 
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Zitat:
Bankrott im Genick: Gera droht bis 2016 Loch von 72 Mio Euro



Der Stadt Gera droht bis 2016 ein Finanzloch von 72 Millionen Euro. Am Donnerstag soll der Stadtrat eine Neufassung des Haushalts 2013 beschließen. Der ist nicht ausgeglichen, setzt einen strikten Sparkurs und weitere Finanzhilfen von Land voraus.

Gera. Das Szenario ist so einfach wie erschreckend. Zweimal schon in diesem Jahr - im März und im Juni - hat die Stadt Gera vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden. Liquiditätshilfen vom Land hatten die Stadt vorerst gerettet. Am Donnerstag soll der Stadtrat eine Neufassung des Stadthaushaltes 2013 beschließen, nachdem der im März beschlossene Etat keine Genehmigung vom Landesverwaltungsamt erhalten hatte. Zum neuen Haushaltsentwurf gibt es ein Eckwertepapier, ein Sparprogramm, das die Grundlage sein soll für ein neue Konzept zur Haushaltssicherung bis 2023. Beschließt Geras Stadtrat den Haushalt am Donnerstag nicht, dann steht Gera im September mit einem 15-Millionen-Euro-Defizit endgültig vor dem Bankrott.
Ein Finanzloch von 72 Millionen Euro werde sich bis zum Jahr 2016 auftun, wenn Gera keinen strikten Sparkurs einlegt, rechnete Stefan Freyer, der externe Wirtschaftsprüfer, den sich die Oberbürgermeisterin ins Rathaus geholt hat, gestern Abend den Stadträten im Haushalts- und Finanzausschuss vor. Einen Grund für die Finanzmisere sieht Freyer in den seit 2013 um 14 Millionen Euro gesunkenen Gewerbesteuereinnahmen.
Doch damit nicht genug: Der neu gefasste Haushalt ist nicht ausgeglichen, weil Einnahmen geringer als im Ursprung geplant, ausfallen. Das betrifft beispielsweise den Erlös aus dem Verkauf der Bundesbankfiliale an die SRH-Stiftung. Vor allem aber auch, dass die Rechtsaufsicht angesichts der Haushaltslage der Stadt die Aufnahme von Krediten untersagt. In der Praxis bedeutet das: Will Gera investieren und dafür Finanzhilfe in Form von Konsolidierungshilfe vom Land bekommen, muss es dem Landesverwaltungsamt nachweisen, dass diese Investition unabweisbar ist.
"Betroffen ist davon auch die Fortführung des Schulbauprogramms", sagte die Leiterin des städtischen Fachdienstes Finanzen, Ines Klostermann. Gibt es aber keinen Haushalt, dann wird es dafür gar nichts geben - weder eine investitionsgebundene Kreditgenehmigung, noch eine Finanzhilfe vom Land.

Auch Verpflichtungsermächtigungen für das kommenden Jahr seien im unausgeglichenen Etat 2013 nicht drin, erklärte Ines Klostermann auf die Nachfrage Andreas Schubert. Der Stadtrat der Linken wollte wissen, ob die Verpflichtungsermächtigung für ein neues Feuerwehrauto im Etat 2013 enthalten ist. Die 60 000 Euro für 200 neue Feuerwehrhelme, deren Anschaffung der Stadtrat erst im Frühjahr beschlossen hatte, seien enthalten.
Offen ist in dieser Finanzmisere noch, wie die Stadt die Eigenmittel des Geraer Verkehrsbetriebs sichern kann, damit dieser seine bereits begonnene zweite Ausbaustufe der Stadtbahn fortsetzen kann. "Dazu werden noch Gespräche mit Ministerien in Erfurt geführt", sagte Stefan Freyer den Geraer Stadträten. "Aber es gibt noch kein abschließendes Ergebnis." Klar ist aber: Hat Gera keinen Haushalt, dann gerät der GVB noch mehr in die finanzielle Schieflage.
Dem Wirtschaftsprüfer ist bewusst, dass der angezeigte Sparkurs politisch strittige Themen in sich birgt. "Über freiwillige Leistungen muss ernsthaft nachgedacht werden. Und da wo die Stadt in der Pflicht ist, muss sie mit den Vertragspartnern neue Verträge schließen"; sagte der Ausschussvorsitzende Hans-Jörg Dannenberg (CDU). Für Rene Gäbler (SPD) ist das Sparprogramm mit einem "großen Fragezeichen versehen. Wir beschließen jetzt Maßnahmen und 2014 sind Kommunalwahlen." Wolfgang Neudert (Linke) sieht in dem Sparprogramm den Arbeitsweg für die Stadtverwaltung, als Politiker könne er sich da nur bedingt einbinden. Für Gitta Zschach ("Arbeit für Gera") und Thomas Seyfarth (FDP) ist der aufgezeigte Weg alternativlos.
Auf Antrag von Mike Huster (Linke) soll die Oberbürgermeisterin beauftragt werden, ab September den Finanzausschuss regelmäßig aus den Arbeitsgruppen zur Umsetzung des Sparprogramms zu informieren. Erwartet werden von ihr bis Oktober auch Eckpunkte für ein Personalentwicklungskonzept in der Stadtverwaltung. Und die AG Bürgerhaushalt soll in die Haushaltssicherung einbezogen werden.

Angelika Munteanu / 02.07.13 / OTZ


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 19:22 
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baumann hat geschrieben:
Die Schuldenuhr der Stadt Jena (kann man im Net anklicken) zeigt heute einen aktuellen Wert von ca. 57 Mio Euro.

Hatte die Stadt nicht ihre Schulden dem Eigenbetrieb Kommunale Immobilien (KI) und den technischen Werken aufgebrummt, die das abarbeiten dürfen, u.a. durch die exorbitant hohen Eintrittspreise fürs GalaxSea-"Schwimmbad" und paar andere nette Sachen? So kann mans freilich auch machen. Aus Gera wäre da noch so einiges herauszuholen.

baumann hat geschrieben:
Aber in dieser Stadt wohnen ja - wie ich hier gelesen habe - die zerlumpten Akademikergestalten in den Kellerlöchern.

Nicht nur, teils wohnen sie auch sehr schön - und stets heftig teuer. Wer 1400 EUR Miete hinblättern darf für seine vierköpfige Familie, schafft das nur mit Doppelverdienerhaushalt. Heute wäre die Wohnung zu diesem Kurs ohnehin nicht mehr zu bekommen, wie Genossenschaftsangebote im zweistelligen Kaltmieten-Quadratmeterpreis zeigen. Aber ich kenne tatsächlich auch genug Akademiker (und andere Menschen auch, die Klassifizierung ist ja letztlich was übles), die in unsanierten Schimmelbuden hausen oder in Häusern, in denen das Warmwasser auf 35° runtergespart wird. Ich frage mich dann stets, welchen Lärm Geraer machen würden, wenn sie damit konfrontiert wären. Die Jenaer nehmens irgendwie hin, so als ob es ihnen tatsächlich Seelenfrieden brächte, daß die Stadt akademisch so superklug ist.

baumann hat geschrieben:
Also wenn das das Ergebnis der Sparsamkeit ist

Nicht unbedingt (nur) Sparsamkeit. Es ist das Resultat von Angebot und Nachfrage. Jena ist "in", genau wie das iPhone, das von vielen anderen Telefonen in Sachen Sprachverständlichkeit, SAR-Wert und anderen Dingen regelrecht deklassiert wird, aber dennoch ein "must have" ist. Mit Jena ists das gleiche. Die Leute sind wie im Rausch (man darf keinerlei Kritik anbringen an "unserer schönen Jena-Stadt", sonst fliegt man auch mal aus einer WG-Küche raus oder verscheißt sichs mit promovierten Medizinern, die Leute wirken wie benebelt, sind regelrecht fanatisch), warum sollte man also wohnungsanbieterseitig irgendwelche Zugeständnisse machen? Es wird mitgenommen, was geht. In Jena geht halt auch eine lausige Bruchbude für einen astronomischen Preis weg.

Auch vermehrt anzutreffen: nach dem Familienzuwachs muß (!) gebaut werden, ein zweites Auto muß her, weils natürlich weit außerhalb ist. Ein ex-Kommilitone baute regelrecht widerwillig nahe Stadtroda, nun darf er täglich pendeln. In Jena ist einfach kein Platz für Familien. Das wird sich auf Dauer auch rächen.


Aber mal was anderes. Ich bin gerade bei den Eidgenossen und beschäftige mich eher mit Ökodörfern, Friedensinitiativen, Permakultur und ähnlichem. Bei uns aufm Berg liegt eine Zeitschrift aus, alle 2 Monate neu. ZEITPUNKT heißt das gute Stück und neben dem leider unvermeidlichen Esoterikkram und manchem Hokuspokus stehen da auch sehr gute Artikel drin, über gesellschaftliche Veränderungen, über Initiativen, die sich den Erfordernissen der Zeit stellen und über lebenswerte Alternativen nachdenken und sich darin versuchen.

In der aktuellen Ausgabe befindet sich ein Artikel über das "ärmste Dorf der Schweiz". Ein Dorf mit Plattenbauten, ein Dorf mit extrem niedriger Steuereinnahme der Gemeinde. Man schrammt dort ständig am Bankrott vorbei. Und wie geht man damit um bei den Eidgenossen? So, wie im Anhang ersichtlich. Der Artikel ist leider nicht online abrufbar, ich bin mal so frech und hänge ihn hier an.

Kann Gera daraus eventuell erkennen, was u.a. grundlegend schief läuft? Ich meine jetzt nicht Frau Hahn, sondern etwas anderes. Etwas, das sich nicht auf eine Einzelperson reduzieren läßt. Etwas, das auch nicht auf irgendwlche Stadträte oder sonstwen zu reduzieren ist?

Nur mal so als Anregung. In die gleiche Richtung geht dieser Film, auch mit viel Esoterikkram, aber mit einem faszinierenden Kern. Da steht die Bevölkerung hinter einschneidenden Veränderungen und treibt das sogar voran, statt nur konservieren zu wollen und nur zu meckern. Ich hielte das in Gera (und allgemein vor allem in Ostdeutschland) nicht für realisierbar. Wir sind entwicklungsgeschichtlich noch immer da, wo der Westen in den 60er Jahren war.


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 20:21 

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@Radiowaves: Sich dem Unvermeidlichen - z.B. Demographiewandel und Bevölkerungsschwund - zu stellen, wird nie die Sache "Gera´s" sein. Hier schraubt man bis zum Sanktnimmerleinstag die Goldenen Radkappen an die Klapperkarre (Danke miez für diesen passenden Vergleich!)
Schon die monatealte Werbung an der "etwas ruhiger" gewordenen Baustelle der Edel-Senioren-Wohnanlage ("Nur noch wenige Wohnungen frei!") zeigt, daß auch dieser Sektor zunehmend gesättigt ist und die Nachfrage verebbt. Und ein Bummel über den Kornmarkt mit dem Blick auf die sämtlich schief gefahrenen EDELSTAHL-Straßenlaternen zeigt doch, wie mit fremdem Geld - selbst in der "Guten Stube" umgegangen wird. Wen kümmerts? Jede zeitweilige Supermarktschließung oder der Ausfall des TV-Programms löst hingegen Erdbeben aus. Drogenbedingte Kleinkriminalität gehören zu den Nachrichten vom Wochenende wie die Tatsache, daß nach dem Sonntag der Montag kommt. Wen interessiert das noch?
Die Übertragung der Sitzung des Haushaltsausschusses zeigt in drastischer Form, auf welchem Niveau 23 Jahre nach der Deutschen Einheit miteinander umgegangen wird und wie sich die Akteure der Öffentlichkeit darstellen. Die Filmer begreifen wohl selbst nicht, was sie hier nachhaltig für kommende Generationen auf die Speicherplatten senden. Lustig fand ich in den drei Stunden nur die geschwinden Bewegungen der "Mikrofon-Mandy" von Redner zu Redner. Inhaltlich hat der Herr Allgäuer zum Ende der Veranstaltung einen sehr, sehr wichtigen Antrag eingebracht, der aber im allgemeinen Aufbruch wohl unterging.....
Und ganz zuletzt schob sich noch der Rücken vom Thilo Wetzel - dem EX-GWB-GF - durch´s Bild. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich noch den Kameraden M. Galley im Saal verortet.......
Nein, spätestens zur Kommunalwahl 2014 fällt auch auf dieser Bühne der letzte Vorhang. Game over.
Dann kommt der nächste Over-Kill mit der Frage: Wer soll´s dann im Stadtrat machen? Die beiden Alten aus der Muppet-Show habe ich auf dem Rang nicht erkennen können.


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 21:18 
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ich las gerade etwas von sparsamkeit? 8)
Zitat:
"Rechnungshof kritisiert Finanzierung für Multifunktionsarena Jena" otz


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 21:24 

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Das Ding wird ja (noch) gar nicht gebaut und vor dem Hintergrund der Hochwasserauswirkungen ohnehin noch einmal - auf den Standort bezogen - überdacht.
Finde ich gut, daß das Naturereignis und die Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes irgendwie zusammenpassen. Hier geht´s ja auch im Steuergelder der EU-Gemeinschaft.
In einem anderen Artikel der OTZ zu Deichbau und Flächenausgleich steht neben dem Ernst-Abbe-Sportfeld auch der Geraer Hofwiesenpark zur Disposition....


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 21:28 

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...und miez, wie hoch würde wohl die Versicherungsprämie für so einen Bau im hochwassergefährdeten Gebiet ausfallen? Diesen Betrag kann doch der Betreiber - die Stadt Jena - nicht einfach wegstecken. Ich denke, die verantwortlichen FD der Stadtverwaltung haben diese Folgekosten auf dem Schirm.......


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BeitragVerfasst: Di 02.Jul 2013 23:48 
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baumann hat geschrieben:
@Radiowaves: Sich dem Unvermeidlichen - z.B. Demographiewandel und Bevölkerungsschwund - zu stellen, wird nie die Sache "Gera´s" sein.


Wie meinst Du das bzw. in welche Richtung sollte sich Deiner Meinung nach etwas bewegen?

Sollte Gera letztlich seinen Betrieb "einstellen", also die Stadt letztlich aufgeben, weil alle in die in-City Jena gehen und dort für eine unsanierte Plattenbauwohnung Schlange stehen wollen? Oder meinst Du es kämpferisch: was machen, damit der Schwund aufhört und die Bevölkerung im Schnitt wieder jünger wird?

Ich wäre, da Gera weder übel gelegen noch so als Stadt von ihrer Struktur her übel ist (ich kenne zumindest Orte, an denen ich viel weniger gern leben würde), eindeutig für die letztere Variante. Und da ist freilich nichts erkennbares passiert. Ich wüßte allerdings auch nicht spontan, was man da an extrem wirkungsvollen Dingen auffahren könnte. Außer Platz für alles mögliche (vor allem Platz für die Investition von viel Geld...) hat Gera nicht viel zu bieten in dem Wertmaßstab, in dem heute bewertet wird. Ich sehe tatsächlich erstmal beinahe nur eins: diesen Platz. Auch auf dem Wohnungsmarkt. Nichtmal damit kann man bei in-Jena-Schlangestehern was reißen. Die stehen lieber Schlange, weil ihnen irgendwann mal irgendwer gesagt hat, daß irgendwer gesagt hat, daß Gera Scheiße ist. So und nur so kenne ich es aus meinem ehemaligen Arbeitsumfeld: nie in der Stadt gewesen, aber man "kennt sich aus".

Und das KuK hat wohl auch noch keinen wissenschaftlichen Kongress gesehen, der in Jena keinen Platz fand und ins Umland mußte. Da isses dann wie bei Rainald Grebe, da wars Achim Menzel, der in Schwedt das Autohaus nicht finden konnte. Mit dieser Kategorie kann das KuK seinen tollen Saal auch nicht ausspielen. Chance vertan.

Mir wäre auch neu, wenn es in Jena in all den Jahren Peinlichkeit mit ihrem unverschämt teuren GalaxSea-Planschbecken mal Werbung fürs Hofwiesenbad gegeben hätte. Außer Mundpropaganda (Studenten waren dafür teils durchaus denkbar) ist da nix gelaufen.

Es gab mal Versuche, Studenten, die in Jena keinen Platz finden, in Gera anzusiedeln. Die zwei, drei WGs wurden dann in der Presse herumgereicht, aber das erinnerte in seiner Peinlichkeit beinahe an DDR-Presse. Ist doch klar: Studenten leben meist dort, wo die Masse der Studenten lebt, schon des Party-Feierns wegen. Ausgerechnet bei den Studenten kann ein Pendler-Wohnort nun wirklich nicht punkten. Punkte gäbe es evtl. bei denen, die wirklich arbeiten. Da sind 35 Minuten Bahn nämlich ein Witz, in Berlin fährt man oft lässig das doppelte und fragt kein bißchen nach dem Sinn.

Undsoweiter. Über Industrie für Gera will ich gar nicht nachdenken. Solange die Schmerzen durch abgesprungene Fach- und Führungskräfte, die in Jena keine soziale Perspektive fanden, noch nicht so hoch sind, wird alles weitergehen wie bisher: alle Firmen nach Jena, weils Jena ist.

Hättest Du spontan klare Maßnahmen auf Lager, die für Gera wirklich was reißen könnten?


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