Untermhäuser Forum

die deutsche sprache hält für nichteingeweihte gerade in dialektalen randzonen bzw. noch ärger in muttersprach-sperrgebieten so manches rätsel bzw. auch belustigendes bereit.

so musste ich, als ich mitte oktober im erzgebirge weilte, sehr über eine geschäftsbezeichnung in der nähe des kurparkes von schlema schmunzeln. der laden hieß schlicht und einfach "Aziehzeich"... - nach zwanzig jahren erzgebirgischer schwiegermutter bin ich arg in mitleidenschaft gezogen worden, so dass ich des rätsels lösung sehr schnell parat hatte: Anziehzeug, Kleidung, Anziehsachen oder wie auch immer - mir hat diese bezeichnung im denglish-wirrwarr der shop-bezeichnungen mal wieder sehr gut gefallen, warum also nicht mal passend zur region in mundart...

kennt ihr aus sachsen, baden-württemberg, bayern, thüringen, norddeutschland oder sonstwoher solche schönen dialektwörter???

Ich bin beim Einkauf an der Kasse im Supermarkt mal gefragt worden: "Brauchad Sie a Gugg?"

herrlich unverständlich für nichtschwaben. ich habe es gerade mal recherchiert: eine einkaufstüte.
von allein wäre ich da nie draufgekommen...

zu meinen lieblingswörtern aus dem sächsischen zählt der legendäre Rungksen (bitte so sprechen, wie man es schreibt...) für einen ordentlichen brotkanten oder die Blämbe für dünnes bier oder dünnen kaffee oder ähnliches... - und natürlich ei verbibbsch (für: na hallo oder na sowas!), was ich aus meiner leipziger zeit kenne...

Inzwischen verstehe ich meine schwäbischen Nachbarn, da gibt es noch vielmehr unverständliche Wörter. Mein Lieblingswort ist: "Breschdlingsgsälz" hihi... versuch mal das zu entschlüsseln... Schwäbisch ist eine Sprache für sich, gehört zu den alemannischen Dialekten. OSTthüringisch ist übrigens stammesverwandt mit dem Schwäbischen - hab ich irgendwo gelesen.
Aber um auf Gersch zurückzukommen: Meine Oma liebte den Ausdruck: "Ein fieschelandes Kerlchen..."

... und die Katze sollte ich nicht malchern und ich sollte nicht soviel rumbadalchen als ich schwanger war

also aus "sonstwoher" könnt ich eine menge flöten

ich denk auch mit gegacker an die schwäbische fleischerin: "ach riiiiibbblää mein´s" (nachdem meine schwester beim einkauf nach einigen erklärungen auf ihren rücken deutete)

und "runksen" kenne ich als anrempeln oder halt wo gegenstoßen

Das meiste im Gersche stammt eh aus dem sächsischen Sprachraum ...
Und da lassen sich schon tolle Sachen finden.
Meine Mutter z.B. hatte Anfang der 80er mal das Vergnügen, in Pirna algerische Gastarbeiter in Mathematik und BMSR zu unterrichten. Folgende Frage eines Schülers gibt sie heute noch gern zum Besten:

"Madame le professeur, warum sie sagen in Deutschland 'Krigchmane Bemme', wenn sie schreiben 'Darf ich bitte ein Brot haben?'..."

Für die Interessierten bringe ich zum ST nä. Woche nocheinmal "Rettet uns den Googlemosch" mit ...

Beim Metzger hatte ich auch so ein nettes Erlebnis: Ich wollte so eine hartgeräucherte kleine Blutwurst kaufen und habe deshalb darauf gezeigt. Dann habe ich den Fleischermeister gefragt, wie man denn "hier" dazu sagt. Er griente mich an und sagte: "Neeschrbeidl"

ich würde da verhungern oder halt immer "das da drüben,das tiefrote...genau daaaaaaa!" oder so

Die Schwaben verstehen schon hochdeutsch .. bloß sie sprechen es eben oft nicht. Getreu der Devise: "Wir können alles - außer hochdeutsch.
Da fallen mir gerade noch zwei hübsche Wörter aus meiner Kindheit ein:
giekeln und ihlern ...

vielleicht meinste "illern"? (gucken, schmulen) hab ich hier so mitgekriegt.

joa und die top losung "wir können alles-außer hochdeutsch"... genug werbung lief dafür ja.

und was ist "giekeln"? kenne nur "geikeln" (herumalbern, spaß haben)

ja, schmulen trifft es.


Stochern, stökern, im Sinne von: Mit etwas Spitzigem in einem kleinen Loch stochern.

Also Barbara, das hieß bei uns anders...

Ja, wie denn? Erzähl mal....

Gern mal im persönlichen Dialog!

Hmmm.... hast du vielleicht was Spitziges?

Hast du vielleicht..., nee, jetzt schreibe ich nicht weiter.

archivar: erst anfüttern, dann kneifen...tztzt

jetzt wird (nicht nur) barbara ratlos durch die hütte laufen-auf und ab....

also, barbara das wort "schmulen" kennst also auch hatte damit sonst immer fragende blicke gefangen

Ich hab doch lange genug im Berliner Umland gelebt.

selbst da wurde ich oft mit fragezeichen überm kopf angeguckt dachte dann schon, das wäre halt nur im heimatort spezielle mundart gewesen.

so, lauern wir mal auf archis erklärung

Ich könnte mir jetzt einen netten Wort-Schlagabtausch vorstellen ... hihi

Hast recht. Mit Rücksicht auf sensible und minderjährige Leser sollten wir das hier lieber bleiben lassen ...

Nanu, weiß niemand weitere "schöne Dialektwörter"? Ich könnte euch ja noch mit ein paar Seltsamkeiten aus meiner Schwäbischen Wahlheimat verwirren. Ein beliebtes Schimpfwort ist "Daggl" (Dackel). Die Steigerung davon ist "Halbdaggl" Da muß ich an den Gerschen Hund oder Hond denken ...
Wer weiß, was es bedeutet, wenn der "Miehlgroom mebbert"? Na schön, heutzutage mebbert der nicht mehr, ist ja verrohrt.