otz-online am 02.12.03
Reußen wollen Dix-Gemälde zurück
Fürstenhaus widerruft Leihgabe Von Uwe Müller Gera. Neuer Streit zwischen dem Fürstenhaus Reuß und der Stadt Gera bahnt sich an: Heinrich XIII. Prinz Reuss kündigt gegenüber unserer Zeitung an, ein Gemälde aus dem Otto-Dix-Haus abholen zu wollen. Dabei handelt es sich um das Bild "Riesengebirgslandschaft", "das Otto Dix persönlich für meinen Vater gemalt hat und das bis zum Jahre 1998 bei uns in Hessen hing", schreibt Heinrich XIII. Prinz Reuss. Abholen wollen die Reußen ebenfalls die Posthumuskette und das Diana Trinkspiel, geht aus den Ankündigungen hervor, die ein Brief an unsere Redaktion enthält.
Die Reußen erkennen offenkundig Undankbarkeit in Gera. Die Klausel aus der Gütlichen Einigung über bewegliche Kunstgüter, wonach eine Reußen-Ausstellung ins Stadtmuseum eingebaut werden soll, stößt in der Stadt freilich auf fachliche Vorbehalte, weshalb bereits einmal der Osterstein als Ausstellungsort ins Auge gefasst war. Doch die Reußen bestehen auf der ausgehandelten Übereinkunft; sie lehnen die Ausstellung auf dem Osterstein als "Abschiebemodell" ab. Vielmehr sei es Wunsch der Stadt Gera, vertreten durch ihren Verhandlungsführer, den damaligen Kulturamtsleiter Albert Zetzsche, gewesen, die Ausstellung ins Stadtmuseum zu bringen.
Heinrich XIII. Prinz Reuss äußerte nunmehr die Vermutung, dass die Direktorin der Kunstsammlung, Dr. Ulrike Lorenz, das "Entgegenkommen" seines Hauses nicht zu schätzen wisse. Deshalb widerrufe er "hiermit im Namen meiner Mutter die Leihgabe" und werde das Bild "in den nächsten Tagen nach Terminabsprache mit Frau Dr. Lorenz im Otto-Dix-Haus abholen". Eine Ankündigung, die in der Stadtverwaltung auf Verwunderung stößt. Denn weder beim Oberbürgermeister noch in der Kunstsammlung sei ein solches Ansinnen bekannt, ganz zu schweigen davon, dass es irgendeinen Termin gebe, so Dr. Frank Rühling, Pressesprecher der Stadt Gera.
Heinrich XIII. Prinz Reuss sieht seine Familie als Zielscheibe einer "fortlaufenden Stigmatisierung". "Mir ist noch kein Fall vorgekommen, dass ein Sponsor oder Leihgeber so ständig mit Schmutz beworfen wird, wie ich es in Gera immer wieder erfahren muss", klagt er. "Ich darf daran erinnern, dass meine Mutter am 20. April 1998 sämtliche Personen, die in irgend einer Weise an dem Zustandekommen der gütlichen Einigung und der Abwicklung des Vertrages beteiligt waren, zu einem Dankessen auf den Osterstein eingeladen hat. Jeder Gast erhielt ein persönliches Geschenk meiner Mutter, vom Oberbürgermeister der Stadt Gera angefangen bis hin zu den Packern, die die Kunstgegenstände verpackt haben", so Heinrich XIII. Prinz Reuss. Er verweist darauf, dass im Barocksaal des Naturkundemuseums die beiden Lackkabinette auf Kosten seiner Mutter restauriert worden seien, während andere thüringische Fürstenhäuser Beträge in zweistelliger Millionenhöhe erhalten hätten, dass die Kunstschätze bei der Verfügungsberechtigten verblieben seien. Außerdem hätten Siegfried Mues und Dr. Ulrike Lorenz "zusätzliche Leihgaben" aus dem persönlichen Besitz der Mutter für das Stadtmuseum bzw. die Kunstsammlung erhalten, die auf der Flucht der Reußen aus Gera hatten gerettet werden können.
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