Okay,
Bruno Brause hat im "76. und 77. Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera (1933 und 1934)" einen Aufsatz "Gibt es in der heimatlichen Landschaft noch neolithische [jungsteinzeitliche] Wege?" bereits aufmerksam gemacht, dass es am Westufer der Elster nur wenige Abstiegsmöglichkeiten für Fuhrwerke gibt. Dies hat sich bis heute nur unwesentlich verändert. Spätbronzezeitliche Höhenburgen/Wallanlagen (Großdraxdorf zwischen Berga und Wünschendorf; Zoitsberg; Osterstein) sicherten meist Flussübergänge von Handelswegen, wobei die Weiße Elster als Transportweg ebenfall für Bronzebestandteile (Kupfer und Zinn) aus dem Vogtland infrage kommt. Im Mittelalter ragen im Geraer Umfeld die Straßenverbindungen von Süd nach Nord bzw. West nach Ost heraus. Von Regensburg und Nürnberg kommende Verbindungen trafen sich im Raum Hof und führten dann etwa entlang der heutigen B2 östlich vom Waldhaus über den Eselsberg zum Martinsgrund/Daliengarten. Noch heute sind Hohlwege im Tierpark und nördlich der "Martinshöhe" feststellbar. Hohlwege entstanden im Mittelalter hauptsächlich beim bergabfahren der Fuhrwerke. Vor die Hinterräder wurde ein Querbalken geworfen, der als Hemmschuh die Fahrt bremsen sollte. Dabei schliff er sich in das Gelände ein. War der Hohlweg zu tief bzw. morastrisch geworden, wurde nebenan ein neuer angelegt. Am Fuße des Eselsberges/Martinsgrund lagerten vermutlich die Fuhrleute, bevor sie die Elster an der heutigen Heinrichsbrücke überquerten. Die Funktion des Dorfes Pöppeln erschließt sich möglicherweise aus der Notwendigkeit von Serviceleistungen wie Vorspanndienste, Schmiedearbeiten, Reparaturen und die Einrichtung eines Gasthauses für den "Fernverkehr". Die Einnahmen daraus wurden in einer gesicherten Unterkunft aufbewahrt: Wallanlage Pöppeln --> heute auf dem Sportplatzgelände in Resten noch sichtbar (Fotos aus dem Nachlass von Georg Kemnitz dazu im Stadtmuseum Gera). Nach Erreichen des Stadtgebietes am Badertor verlief der weitere Fernweg in Richtung Leipzig über die heutige Berliner Straße, Roschütz, Reichenbach, Großaga, Zeitz. Ein Abzweig in Richtung Altenburg lief über die Leipziger Staße, schräg ansteigen über den Alten Markt (Einkaufszentrum Dornaer Straße), Speutewitz, Röpsen, Dornaer Schanze, Nauendorf, Reichstädt, Altenburg, Freiberg. Als West/Ostverbindung gilt die "Alte Geraer Straße" von Sankt Gangloff, Käseschenke, Scheubengrobsdorf, Wüstung Vollersdorf (Vorwerk von Pöppeln), Krankenhausgelände mit Hohlwegen, parallele Hohlwege zum Röhrenweg, Querung des Soldatenweges mit Hohlwegführung durch die Osterstein südlich vorgelagerten Wälle mit Abstieg vom Burgberg/Osterstein über den alten Reitweg und Elsterüberquerung im Bereich der heutigen Brücke. Stadtzugang durch das Schloßtor. Im Bereich "Brühl" und Nikolaiberg sind Fernhändlersiedlungen in der frühen Stadtentstehung zu vermuten. Dies ist aber ein gesonderter Komplex der stufenweisen Entwicklung mittelalterlicher Städte, wobei Gera aus dem Rahmen fällt mit seinem Alten Markt an der Dornaer Straße. Für heute soll es genug sein.
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