Untermhäuser Forum

otz-online am 21.08.03

Bagger für Stadtbahn legt Straßenbahn-Historie frei

Alte Gleise und Straßenbeläge werden entsorgt / Pflaster für Bauhof Von Angelika Munteanu Gera. Nicht nur Alteingesessene finden die Vorarbeiten zur Stadtbahnlinie 1, die derzeit am Puschkinplatz laufen, interessant und sind täglich Bauzaungäste. Auch Ragna Zemlin, die bei der GVB mbH das ehrgeizige Städtebau-Projekt Stadtbahn seit Juli leitet, findet es "richtig spannend". Vor allem, sich als nicht in Gera Geborene parallel zum Bagger in die Geschichte der Geraer Straßenbahn zu graben.

Derzeit geht die Baufirma TS Bau in die Tiefe von De-Smit-Straße und Puschkinplatz, um auf der Straßenseite von Quisisana, Pressehaus und Haus des Handwerks die Versorgungsleitungen zu erneuern. Unter der Bitumendecke tauchen nun alte Gleise auf der Strecke wieder auf, die schon einmal Heinrichstraße und Untermhaus miteinander verband. Auf der aktuellen Baustelle liegen die alten Schienen deutlich sichtbar. "Auch an anderen Stellen entlang der Stadtbahnlinie werden wir noch auf Gleise stoßen", ahnt die Projektleiterin anhand alter Gleispläne. In der Ernst-Toller-Straße gebe es noch eine Spur der Linie, wie sie Ragna Zemlin nur noch von einem alten Foto aus dem Jahr 1959 kennt. Auch in der Gutenbergstraße zwischen dem bereits grundhaft erneuerten Naumannplatz und der Orangerie wird man noch Schienenstränge ausbuddeln. Ähnliches in der Unterführung am Hauptbahnhof, im noch nicht sanierten Teil der Reichsstraße und in der Schloßstraße. Die Linie nach Untermhaus, auf der vor der elektrischen schon die Pferdebahn nachweislich 1888 unterwegs war, wurde 1968 still gelegt und durch Busse ersetzt, die Linie nach Zwötzen drei Jahre später. "Die Gleise sind natürlich nicht mehr verwendbar und werden von der Baufirma verschrottet. Das ist in der Bausumme mit drin." Ähnliches geschieht mit dem Straßenbelag, der mit herausgerissen wird. Oft ist es Schlackepflaster, das entsorgt wird. Aber auch wertvolleres Granitpflaster ist oft nicht mehr verwendbar, wie das, das am Puschkinplatz mit Bitumen abgedeckt war. Anders als das Granitpflaster aus den Gehwegen. Das erhält der städtische Bauhof, da es ohnehin Eigentum der Kommune ist. "Das klingt zwar wie DDR-Manier", meint Rico Oßmann, Leiter des Tiefbau- und Umweltamtes. "Aber bei der Finanzmisere können wir es sicherlich noch gut für Reparaturen in der Stadt verwenden."

Also ich glaube mich zu erinnern, dass die Straßenbahn nach Untermhaus nicht durch die De-Smit-Straße fuhr, sondern durch die Johannisgasse und Schlossstraße am McDonalds vorbei. Die Strecke nach Tinz bog von dort rechts quietschend in die Sorge ab. Das Gleis von der Hauptpost zum ehemaligen Straßenbahndepot diente nur als Zufahrt für dieses.

Aber ganz sicher bin ich mir nicht, denn ich war damals erst in Luises Alter.

@pfiffikus

da hast du recht, obwohl man auch diese Strecke fahren konnte.
Sie wurde zwar nur für das Depot genutzt, auch musste sie für Umleitungen herhalten. Ihr fehlten die Haltestellen dazwischen. Normalerweise war diese Strecke dem Werksverkehr vorbehalten.

"Ragna Zemlin, die bei der GVB mbH das ehrgeizige Städtebau-Projekt Stadtbahn seit Juli leitet, findet es "richtig spannend". Vor allem, sich als nicht in Gera Geborene parallel zum Bagger in die Geschichte der Geraer Straßenbahn zu graben."

Sie sollte sich einmal das Heft "100 Jahre Geraer Straßenbahn" besorgen, da steht alles Wissenswerte drin.

Und dass die alten Schienen noch zum Teil in den Straßen liegen finde ich eine große Schlamperei der Benutzerbetriebe. Jedes mal wenn eine Versorgungsleitung erneuert werden musste gab es einen Mehraufwand die alten Schienen zu entfernen. (Altlastenproblem)

@Pfiffikus
Du hast recht. Der Roßplatz/Platz der Republik war die zentrale Umsteigestelle, beide Linien fuhren die Heinrichstraße (Stalinstraße/Str. der Republik) hoch und fast rechtwinklig in die Johannisgasse rein. Das Quietschen habe ich immer noch im Ohr. Die Untermhäuser Linie hatte eine Haltestelle in der Johannisgasse, die Tinzer Linie auf der Sorge.

Ich glaube mich erinnern zu können, daß die Haltestelle der Untermhäuser Linie nicht in der Johannisgasse, sondern in der Schloßstraße etwa Höhe Gardinen-Roscher lag. Die Johannisgasse war nur eingleisig befahrbar, eine Haltestelle dort wäre sicher störend für die Gegenlinie. Wenn man in der Johannisgasse als Fußgänger unterwegs war mußte man beim Nahen der Bahn aufpassen, nicht von deren Außenspiegel eine Watsche zu bekommen.

Du hast auch recht. Stadteinwärts war die Haltestelle in der Schloßstraße. Vielleicht ist die Haltestelle in Richtung Untermhaus irgendwann in die Schloßstraße verlegt worden, in den 50-ern war sie in der Johannisgasse. Es gab Straßenbahnampeln in der Johannisgasse, Schloßstraße und Heinrichstraße. Auf der zweigleisigen Strecken haben die Bahnen gewartet, bis die Johannisgasse wieder frei war.
Als 5-jähriges Kind hätte mich in der Johannisgasse beinahe eine Straßenbahn überfahren. Ein Verwandter, der zufällig vorbei kam, hat mich gesehen, mich von den Schienen gerissen und mir eine runtergehauen.

es gab einmal eine Haltestelle in der Johannisgasse von Untermhaus nach Lindenthal und Debschwitz nach Tinz.
Haltestelle Bogenhard (Tabak- und Zigarrenhandlung in der Johannisgasse) laut Fahrplan, aber vor hundert Jahren. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob zu meiner Zeit dort gehalten wurde.
Man sollte einmal auf einem alten Fahrplan nachschauen.