otz-online am 06.01.05
Thüringens älteste Brennöfen nach Weimar verschickt
Archäologischer Fund auf Westtangente in Gera für Analyse gesichert Von Angelika Munteanu Gera. Mit einem Kraftakt wurden gestern die historischen Eisenschmelzöfen auf die Reise nach Weimar geschickt, die in den letzten Wochen auf der Baustelle für die künftige Westtangente freigelegt wurden.
"Es sind die ältesten Brennöfen, die bisher in Thüringen gefunden wurden", ist sich Grabungsleiterin Grit Heßland jetzt sicher. Schon, als die Öfen entdeckt wurden, gingen die Archäologen davon aus, dass sie älter seien als bisherige Funde aus der frühmittelalterlichen Kaiserzeit im Raum Gera. Die Öfen von der Westtangente datieren aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, umreißt Grit Heßland vorsichtig die Herkunftszeit. "Eine richtige Sensation für Gera." Doch Genaueres sollen nun die fachmännischen Untersuchungen im Thüringer Landesamt für Archäologie in Weimar ergeben. Die aber werden einige Wochen, Monate in Anspruch nehmen.
Drei der entdeckten sieben Brennöfen wurden als kompakte Blöcke samt Erdkruste aus dem Boden gehoben, sorgsam in gepolsterte Kisten verpackt und per LKW nach Weimar transportiert. Dort müssen die tonnenschweren Blöcke Stück für Stück frei gelegt werden. Die anderen Brennöfen wurden in kleinen Stücken zur Untersuchung ins Landesamt geschickt. Ebenso die gefundenen Überreste von Holzkohle und Keramik. Die Keramik, ihre Formen und Gravuren, gab den Hinweis auf das Alter der Brennöfen, erläutert die Grabungsleiterin.
Überreste von Eisen, dem Produkt aus den Schmelzöfen, wurden aber nicht in dem Areal zwischen Eisenbahndamm und neuer Panndorfhalle gefunden. Dort jedoch hatten sich nach den ersten Veröffentlichungen in unserer Zeitung alsbald die Schaulustigen eingefunden.
"Die Leute hier sind an Heimatgeschichte sehr interessiert", war Grit Heßland erfreut. Auch wenn sie und ihre Grabungshelfer zuweilen die Arbeit für archäologische Führungen unterbrechen mussten, taten sie dies gern. Konnte doch so mancher Geraer auch ein Stück seines Wissens über diesen Flecken Erde dem Ausgrabungsteam erzählen. Aufregung über den Aufwand und zusätzliche Kosten habe es nicht gegeben. Letztlich konnten die drei Brennöfen jetzt erst gehoben werden, nachdem die Stadt kurz vor Weihnachten noch 10 000 Euro frei gegeben hatte.
Für Grit Heßland und ihre Helfer ist der Dienst in Gera mit dem Abtransport der Öfen vorerst getan. Währenddessen wird der Neubau der Westtangente ungehindert fortgesetzt.
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