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Plaudereien im Dunstkreis von Untermhaus
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 Betreff des Beitrags: 9.November 1989
BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 10:03 
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welche privaten, netten, schockierenden, lustigen, traumatischen,... etc. erinnerungen habt ihr noch an die ereignisse vor 15 jahren???

wie habt ihr den mauerfall erlebt? was habt ihr vom begrüßungsgeld gekauft? und und und...

ich habe die ersten wochen "tatenlos" verstreichen lassen. erst mitte dezember machte ich mich auf die socken gen westen.

meine ersten 100 DM habe ich wie folgt ausgegeben...

ich bin mit dem zug (ein paar schnitten und eine flasche tee im rucksack) nach fulda gefahren und habe mir den goldenen westen angeschaut.

die ersten 19,99 DM investierte ich in ein paar weiße knöchelturnschuhe, die damals als durchaus modisch galten ;-)
als ich zuhause auspackte, fand ich zu meiner überraschung noch einen kugelschreiber (werbegeschenk) in der quick-schuh-tüte...

für 9,99 kaufte ich eine schmusesong-lp für meine mutter zu weihnachten...

weitere 9,99 DM investierte ich in ein fünferpack maxwell-chromdioxid-kassetten (unbespielt, 90 minuten länge), weil ich die dringend brauchte...

die restlichen 60,03 DM brachte ich wieder mit nach hause. da war ich sehr eisern... ;-)

insgesamt war der tagesausflug doch sehr ernüchternd. ich kam mir ziemlich schäbig und fremd vor...


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BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 11:46 
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untermhäuser hat geschrieben:
welche privaten, netten, schockierenden, lustigen, traumatischen,... etc. erinnerungen habt ihr noch an die ereignisse vor 15 jahren???
nicht mehr viel. kann mich nur noch daran erinnern aktuelle kamera gesehen zu haben. alles war ziemlich undurchsichtig und schnelllebig.
Zitat:
wie habt ihr den mauerfall erlebt?
ich war zu hause und hab hausaufgaben gemacht als der antifaschistische schutzwall geopfert wurde.
Zitat:
was habt ihr vom begrüßungsgeld gekauft?
weiss ich nicht mehr alles. eine packung ferrero roche war dabei.
Zitat:
erst mitte dezember machte ich mich auf die socken gen westen.
so zeitig? ich war erst 1990 drueben.
Zitat:
insgesamt war der tagesausflug doch sehr ernüchternd. ich kam mir ziemlich schäbig und fremd vor...
ging mir ganz genauso.


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BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 16:53 
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Ich war ja viel dichter dran als ihr, hab damals noch bei Berlin gewohnt. Es war ein unglaubliches Durcheinander in Berlin und näherer Umgebung. Unmittelbar nach der Nachricht sind die Leute scharenweise zu Fuß und mit ihren Trabbis zu den nächsten Grenzübergängen gestürmt. Ich bin erst eine Woche später mal nach Berlin reingefahren Und bin dann mit der U-Bahn kreuz und quer durch Berlin gefahren, hab die "Geisterbahnhöfe" gesehen, am meisten war ich beeindruckt vom Bahnhof Potsdamer Platz - und von dem Teil des Bahnhofes Friedrichstraße, den man vorher nie zu sehen gekriegt hat. An dem Tag ha b ich mir nichts gekauft, ich weiß auch gar nicht mehr was ich überhaupt vom Begrüßungsgeld gekauft habe. Mein Sohn war damals 17, er wollte sofort mit seinen Kumpels nach West-Berlin. Wir haben sie nach Schönefeld gebracht, zum Grenzübergang nach Rudow. Überall standen dort die Westberliner an der Straße und haben die Ostler begrüßt. Er war dann 3 Tage lang verschollen ... hat eine nette italienisch-deutsche Familie in Rudow kennengelernt, mit denen wir dann viele Jahre sehr befreundet waren. Wenn ihr Berichte und Dokumentationen aus Berlin von dieser Zeit im Fersehen seht - genau so war es. Für mich war es ein unbeschreibliches Gefühl von Euphorie, Befreiung, Freude. Ich habe den Bau der Mauer bewußt mit erlebt, war damals ja schon fast erwachsen und ich kannte Berlin vor dem Mauerbau, bin oft in Berlin gewesen, auch in Westberlin.


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BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 17:53 
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Ich hab mein Begrüßungswestgeld 1:10 in Ostmark umgetauscht :wink:

Nee, natürlich nicht! Ich hab das alles in Nürnberg ausgegeben: 1 Hooters-LP, 1 Rainbirds-LP, 1 Praline, 1 Bravo, 1 Satz große Gläser (8-eckig, wie sie damals IN waren), 1 Satz kleine Gläser (passend zu den großen) - und da war's auch schon alle. Essen und Trinken gab's kostenlos auf dem Nürnberger Bahnhof und im Pfarramt, wo wir auch übernachtet haben. Allerdings mußte ich auf meine erste Fahrt in den Westen bis Mitte Dezember warten, da ich damals gerade bei der NVA war und meinen PA gegen den Wehrdienstausweis getauscht hatte. Ohne PA wurde man aber nicht über die Grenze gelassen. Erst auf Befehl von "Oben" wurden uns dann die PAs ausgehändigt, die wir dann aber auch rechtswidrig behalten haben... Ja, so war das damals :roll:


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BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 19:39 
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Ich habe am 9.11. von der Maueröffnung gar nichts mitbekommen. Erst am nächsten Morgen im Betrieb war es natürlich Gesprächsthema Nr. 1.
Abends dann zum Stammtisch habe ich mit einem Kumpel verabredet, am Samstag nach Berlin zu fahren, da wir ein Punktspiel von Hertha BSC besuchen wollten. In aller Herrgottsfrühe sind wir los, haben am Stadtrand (Adlergestell)geparkt, mit der S-Bahn bis ins Zentrum. Friedrichstraße war kein Durchkommen, Brandenburger Tor noch zu. Letztendlich sind wir in Invalidenstraße rüber. Endlich eine Bank gefunden für Begrüßungsgeld. Trotz Nachfrage habe ich für meinen mitgebrachten Langhaardackel k e i n Geld bekommen. Für Fußball war es zu spät, also sind wir den Ku`damm hoch. Erste Geldausgabe: Eine Pizza, die ich mir brüderlich mit dem Hund geteilt habe. In den Ku`damm-Passagen habe ich ein paar alte Postkarten gekauft (der Sammlertrieb war stärker als der Drang nach buntem Blödsinn), abends auf dem Ku`damm in eine Kneipe, umsonst Bier getrunken (Dackel mehrere Liter Wasser), dann in die nächste Kneipe (Bier nicht umsonst). Gegen Mitternacht zurück nach Ostberlin, noch ein Paket Kaffee für Muttern, dann gegen 1 Uhr am Trabi in Adlershof. Im Gegensatz zu mir konnte der Dackel sofort in tiefen Schlaf sinken (wie ich ihn beneidet habe...). Auf der Rückfahrt fast eingepennt, nur knapp dem Graben entronnen. Die ganze Fahrt über nur entgegenkommende Autos, praktisch ständig in Scheinwerfer gestarrt, war nicht gerade angenehm.
Der Empfang in WB war prima, mir war aber klar, daß das nur eine Momentaufnahme war und dies nicht lange anhalten würde. Und nach 200 Metern habe ich den ersten Bettler auf dem Gehweg sitzen sehen...
Beschämendes Erlebnis: In einem Cafè stand ein Schild: DDR-Bürger erhalten gegen Vorlage ihres Personalausweises ein Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gratis. Da standen die Arschlöcher in 12er-Reihen, den Ausweis in die Faust geklammert, daß die Fingerknöchel weiß wurden. Mann, habe ich mich geschämt für dieses raffgierige halbverhungerte Gesindel.
Zwei Wochen später in Nürnberg nochmals 40 DM Begrüßungsgeld bekommen.


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BeitragVerfasst: Di 09.Nov 2004 20:38 
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archivar hat geschrieben:
In einem Cafè stand ein Schild: DDR-Bürger erhalten gegen Vorlage ihres Personalausweises ....

Wie früher in Westberlin in den Grenzkinos: Ostberliner und Ostzonenbewohner zahlen 1:1.
Ich habe 2x Begrüßungsgeld geholt: 1x mit Reisepaß, 1x mit PA und später gabs in Düsseldorf von der Stadt noch mal 50,-


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BeitragVerfasst: Mi 10.Nov 2004 9:00 

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ich erinnere mich noch genau an alles.Am 29.11. bin ich mit Frau,
Tochter und geliehenen Trabbi früh im Dunkeln nach Nürnberg
gefahren.Meine Tochter hatte sich mit dem Cousin meiner Frau,der in
Mannheim wohnt und uns aus voherigen DDR-Besuchen gut bekannt war,
verabredet.Treffpunkt am Rathaus.Geparkt haben wir in der Nähe vom
Hauptbahnhof,wo wir auf dem Bahnpostamt auch unser Geld in
Empfang nahmen.Als wir uns endlich zum Rathaus durchgefragt hatten,stellten wir fest,daß es 5 Gebäude waren.Nun war guter Rat
teuer,da ja diese große Stadt überlaufen war und eine einzelne Person war wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.Nachdem meine Damen in der
Innenstadt diverse Bekleidungs- und Schmuckgeschäfte durchforstet
hatten,kam am Nachmittag doch noch das geplante Treffen zustande.
Gekauft habe ich mir auf dem Rückweg in Naila einen Radiorecorder.
Hinterher war ich noch zweimal in Bayern,da es dort noch 40,- DM
extra gab.Auch gab es leider unschöne Episoden,wo auch die Schattenseiten der BRD und die Gier mancher DDR-Bürger sah.


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