otz-online am 13.09.04
Bibliothek zieht in Schlosssaal
Konzept für Sanierung und Nutzung des Tinzer Wasserschloss Von Uwe Müller Gera. Die künftige Gestaltung des Tinzer Wasserschlosses war ein Besuchermagnet zum Tag des offenen Denkmals gestern in Gera. Bereits zur ersten Führung gegen 11 Uhr waren an die hundert Menschen gekommen, so dass Christoph Thaller und Tim Hofmann die Interessierten in zwei Gruppen aufteilen mussten, um ihnen die Pläne für Schloss und Park nahe zu bringen.
Nachdem die Berufsakademie in der Nachbarschaft den neuen Campus bezogen hat und der ehemalige Kuhstall zur Mensa umgebaut ist, richten sich die Blicke verstärkt auf das historische Wasserschloss. 1744 wurde es erbaut, der Park etwa um 1760, unternahmen die Experten einen Exkurs in die Vergangenheit. Herausgefunden wurde, dass auf dem Gelände bereits um 1200 eine Bebauung vorhanden war. Ein germanisches Pferdegrab wird mit der Zeit der Völkerwanderung in Verbindung gebracht, auch alte Brandstätten sind entdeckt worden.
Mit dem Neubau der Berufsakademie eröffnete sich die Chance, das Schloss zu sanieren, den Park in seiner Rokokoanlage wiederzubeleben und an die Gestaltungsidee der Wassergräben anzuknüpfen. Der Park war zunächst barock angelegt worden - eine Reminiszenz an diese Epoche ist auf dem neuangepflanzten Lindenkarree an der Mensa seit zwei Monaten zu erleben - und war Anfang des 19. Jahrhunderts in einen englischen Landschaftspark umgestaltet worden.
Das Konzept für das Wasserschloss sieht vor, das Gebäude zu sanieren und als Verwaltung und Bibliothek der Berufsakademie zu nutzen. Zurzeit beherbergt das Haus Teile des Geraer Landgerichtes. Der frühere Schlosssaal, der sich über zwei Etagen erstreckte, wird als Verhandlungsräume genutzt. Die Zwischendecke soll entfernt und der Schlosssaal wiederhergestellt werden, um als Lesesaal der Berufsakademie zu dienen. Dabei wird die Stuckdecke erhalten. Untersuchungen haben ergeben, dass im Hause nicht damit zu rechnen ist, im Zuge der Arbeiten auf Wand- und Deckenmalereien zu stoßen.
Die Außenanlagen werden die Wassergräben des Tinzer Schlosses nur zehn Zentimeter tief nachempfinden. Die letzten waren Mitte der 1970-er Jahre, damals diente das Anwesen der DDR-Armee, zugeschüttet worden, erinnerte sich gestern ein Mann im Publikum. Die Parkgestaltung knüpft an die streng geometrisch geprägte Ausgangssituation an, so dass Eingriffe in den vorhandenen Grünbestand sich abzeichnen. Das Tinzer Wasserschloss soll künftig bereits von der Hauptstraße aus wieder gut sichtbar sein. Wer näher kommt, sieht das Bauwerk sich spiegeln in den Wasserflächen, so dass es noch größer und majestätischer erscheint. "Das Wasserschloss wird ein hervorragendes Entree nach Gera für die Bundesgartenschau-Besucher sein", schwärmt Tim Hofmann. Wann die Pläne umgesetzt werden, hängt davon ab, wann das Justizzentrum in der Innenstadt gebaut wird und das Landgericht in Tinz auszieht. Bereits jetzt bröckelt an der Schlossfassade der Sandstein immer stärker, so dass Zeitaufschub die Sanierung verteuert.
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