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BeitragVerfasst: Mi 13.Jul 2005 9:24 
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Beim Wandern bald Zeugnisse der Vergangenheit entdecken

Von Sigrun Broschardt Bad Köstritz/Gleina. Die Region Bad Köstritz/Gleina ist im Hinblick auf Archäologie und Historie interessanter, als es auf den ersten Blick scheint. Das haben Architekten und Planer im Zuge der Dorferneuerung im Ortsteil Gleina erkannt. Eine Chance, die sich die Stadt nicht entgehen lässt.

Auf Initiative von Bürgermeister Dietrich Heiland sind seit November letzten Jahres drei Männer in einer befristeten Maßnahme damit beschäftigt, den wissenschaftlichen und gestalterischen Vorlauf für einen "Archäologisch-geschichtlichen Wanderweg" zu schaffen. Begleitet vom Thüringer Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege und wissenschaftlich unterstützt von der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität haben sich Hartmut Aick, Hannes Rocktäschel und Karl Haase voll "in die Materie gekniet". haben intensiv in Archiven, Bibliotheken und der Uni recherchiert und ebenso die Geschichte von Gleina und der Dorfkirche erforscht. Unmengen von Material mussten dabei gesichtet werden. Ganz große Unterstützung kam auch von den Bad Köstritzern Friedrich Smit und Horst Schwarz sowie vom Gleinaer Ortsbürgermeister Volker Paul, erzählt Hartmut Aick. ABM-Kräfte sind bereits im Gelände am Werk, haben Wege präpariert und ein Biotop freigelegt. Mittlerweile sind am Computer die Entwürfe für informative Aufsteller und Wanderwegkarten entstanden. Der soll an der "gucke" in Bad Köstritz seinen Anfang nehmen und führt an der B 7 am Gipsbruch vorbei in Richtung Gleina. Von dort aus geht es ins Klosterholz zu zwei Hügelgräbern und dann auf der Verbindungsstraße zwischen Tautenhain und Bad Köstritz auf dem Thüringenweg Richtung Blaues Veilchen - wiederum vorbei an einem Hügelgrab - durch den Borngrund vorbei an einer Ausgrabungsstelle am "Kolk" zurück in die Stadt.

"Richtig spannend" wollen die "Historiker auf Zeit" entlang des 13,5 Kilometer langen Weges Geschichte und Archäologie auf den Schautafeln darstellen. Gespannt darf man auch sein. Denn u.a. stießen sie bei ihren Untersuchungen darauf, dass schon 1828 der damalige reußische Hofarzt Dr. Karl Schottin im Gipsbruch tierische und menschliche Knochen fand und sich sogar Goethe dafür interessierte. Aber auch Funde wie Bandkeramik oder Mammutknochen stammen aus der Gegend um Gleina und ebenso ein altsteinzeitliches Grab am ehemaligen Wildpferdjägerlager am Ortseingang. Zur Eröffnung der Wandersaison 2006 soll der Rundweg fertig sein. Über interessante Details wird bis dahin noch berichtet.


Zuletzt geändert von untermhäuser am Mi 27.Jul 2005 9:57, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mi 27.Jul 2005 9:56 
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Wo einst Mammut und Wollnashorn zu Hause waren

Von Sigrun Broschardt Bad Köstritz / Gleina. Ein archäologisch-geschichtlicher Wanderweg, beginnend in Bad Köstritz über Gleina, Blaues Veilchen zurück durch den Borngrund, soll bis zur Eröffnung der Wandersaison im kommenden Jahr fertig gestellt sein und als touristische Attraktion für die Region werben (wir berichteten).

Während auf der Grünfläche gegenüber dem Schützhaus auf einer ersten Tafel später die Wanderroute dargestellt sein wird, stoßen die Wanderer dann links der Bundesstraße 7 in Richtung Caaschwitz vor dem Abzweig Gleina auf den ersten informativen Aufsteller am ehemaligen Gipsbruch. Was es darüber zu berichten gibt, haben Hartmut Aick, Hannes Rocktäschel und Karl Haase, die in einer befristeten Maßnahme den wissenschaftlichen und gestalterischen Vorlauf schaffen, in akribischer Kleinarbeit bereits weitestgehend erforscht. Denn die Region, in der sich vor über 250 Millionen Jahren ein Zechsteinmeer ausgebreitet hatte, lockte schon vor fast 200 Jahren Wissenschaftler zu Grabungen an. Funde, die durch die landwirtschaftliche Bearbeitung der Oberfläche, hauptsächlich aber durch den noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts hier betrieben Gipsabbau zutage traten, veranlassten den Hofarzt der Reußen, Dr. Karl Georg Ludwig Schottin, sich das Areal näher zu betrachten, erzählt Hartmut Aick. Bei seinen Grabungen stieß er auf fossile Tier- und Menschenknochen. Eine zeitliche Zuordnung der menschlichen Knochen sei nicht möglich gewesen und wird wohl ein Rätsel bleiben, so Aick.

In Originaldokumenten in teils kaum leserlicher Sütterlinschrift aber wurden die drei Männer fündig und "übersetzten" unter anderem die genaue Auflistung der gefundenen Tierknochen - von Hunden, Schneehasen und Rentieren, Höhlenlöwen und Wollnashörnern bis hin zum Mammut. Tiere, die vor Millionen von Jahren die Erde bevölkerten und die vor der Eiszeit auch in dieser Region gelebt haben. Was auch der Wollnashornfund von Pohlitz - heute im Geraer Naturkundemuseum zu sehen - belegt. Auch bearbeitete Tierknochen aus der Jungsteinzeit wurden gefunden. Schottins Veröffentlichungen in einer Fachzeitschrift machten den Geologen Ernst-Friedrich von Schlotheim aufmerksam, der Schottin daraufhin unterstützte. Auch Johann Wolfgang von Goethe habe sich damit beschäftigt und Schottin Unterstützung angeboten. Erfahren werden die Wanderer auf der Tafel auch, dass 1862 Heinrich Reuß XIV. Prof. Karl Theodor Liebe und Pastor Julius Sturm erneut zu Grabungen veranlasste und noch 1929 der Heimatforscher Bruno Brause am Gipsbruch fündig wurde. Funde aus der Sammlung Schlotheim sind heute übrigens in der Berliner Humboldt-Universität zu sehen, ein Mammutzahn dagegen in London.

Richtig spannend sind die Recherchen, die die drei Männer demnächst u. a. im Weimarer Goethearchiv fortsetzen. Spannend könnte es aber auch werden, wenn im Zuge des Baus der Ortsumgehung der B 7 bald die archäologischen Untersuchungen einsetzen. Denn die neue Trasse mündet genau in Höhe des Gipsbruchs auf die alte B 7.


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BeitragVerfasst: Mo 22.Aug 2005 8:50 
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4000 Jahre alte Scherben zeugen von Besiedlung

Stationen des archäologisch-geschichtlichen Wanderweges (4)
Von Sigrun Broschardt Bad Köstritz/Gleina. Gut möglich, dass er recht beliebt war bei seinen Schülern, der Lehrer Hugo Kretzsch aus Seifartsdorf. Immerhin hat er mit ihnen nicht nur Rechnen, Schreiben und Lesen gepaukt damals in den 20-er Jahren. Sondern sie auch an etwas sicher ganz Spannendem teilhaben lassen - seinen Ausgrabungen am Kolk.

Dieser teilweise bewaldete Höhenrücken südwestlich der Ortschaft Gleina ist eine weitere Station des geschichtlich-archäologischen Wanderweges, für dessen Entstehen Hartmut Aick, Hannes Rocktäschel und Karl Haase seit Monaten in Archiven und Bibliotheken intensive Nachforschungen anstellen (wir berichteten). Und als es um die Zechsteininsel am Kolk und den genauen Standort der Grabungen an der ersten untersuchten schnurkeramischen Siedlung Thüringens ging, haben sie sogar Hilfe bei einem Zeitzeugen gefunden. Der 81-jährige Gerhard Grübe aus Gleina, dem das Grundstück dort gehört, konnte den Männern die Stelle zeigen, an der Hugo Kretzsch und später unter anderem auch der damalige Köstritzer Bürgermeister Spieß in den Jahren nach 1925 fündig wurden. Verzierte und unverzierte Scherben, gebrannte Kalksteine, aber auch Beile, Knochenmeißel, durchbohrte Hundeeckzähne sowie u.a. sorgfältig bearbeitete Messer, Schaber und Kratzer hat man gefunden.

Gewissenhaft hat Hugo Kretzsch damals alle Funde in einem genauen Grabungsplan festgehalten und später, im Jahr 1961, alles der Universität in Jena übergeben. Prof. Peschel hat sie wissenschaftlich aufgearbeitet. Aus den Keramikscherben wurden an der Uni Gefäße rekonstruiert, die heute im Institut für Ur- und Frühgeschichte zu sehen sind.

Die Funde vom Kolk belegen, dass dieses Gebiet schon vor 4000 Jahren, im Neolithikum, besiedelt war. Einfache Wohngruben oder Hütten aus Ästen und Zweigen dürften dort gestanden haben. Die mit einem Schnurmuster versehene Keramik fertigten sie für ihren täglichen Gebrauch, werden die Wanderer später an einer Informationstafel erfahren.

Nach Hinweisen von Bauern, die Anfang des 20. Jahrhunderts bei Gleina ihre Felder bewirtschafteten, wurden aber noch weitere Funde gemacht am Kolk. So werden zwölf entdeckte Brandgräber, die sich in einer Tiefe von nur 40 bis 50 Zentimetern befanden, in die Jungbronzezeit 1500 vor Christi eingeordnet. Anhand von Knochenresten, den Überbleibseln der verbrannten Toten, die in meist doppelkegelförmigen Gefäßen beigesetzt wurden, konnte sogar herausgefunden werden: Die Menschen sind damals kaum älter als 40 Jahre geworden.

Bei ihren Nachforschungen zum Wanderweg stießen die drei Männer auch auf eine Sage, die sich um den Kolk rankt: Ein Schloss soll dort einmal gestanden haben. Gerhard Grübe kann sich sogar daran erinnern, dass in den 20-er Jahren Leute bearbeitete Steine von dort geholt und sie für den Hausbau verwendet haben. Aber beweisen konnte die Existenz des Schlosses bis heute niemand.

Für handfeste Beweise der Besiedlung des Gebietes dagegen hat Lehrer Kretzsch gesorgt. Ein Engagement, das ihm hoch anzurechnen ist. Denn er tat es als reines Hobby, in seiner Freizeit und ohne jegliche finanzielle Unterstützung...


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mo 05.Sep 2005 19:27 

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passend zum Thema aus dieser Gegend habe ich heute ein paar Bilder gemacht.
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Vielleicht hilft es manchen,wenn mal seinem Leben eine neue Richtung geben will.


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