Untermhäuser Forum

Plaudereien im Dunstkreis von Untermhaus
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BeitragVerfasst: So 05.Jul 2020 18:49 
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Mich verwundert es etwas, dass hier im Forum nichts darüber berichtet wurde :o .
Es war eine Sondersitzung und es ging einzig darum wieviele neue Straßenbahnen Gera nun bekommen würde, 6 oder doch 10.
Es waren Fördermittel, aber 6 neue Bahnen wurden nur genehmigt = zu unwirtschaftlich in der Herstellung,
d.h. nun müssen die städtischen Verkehrsbetriebe wahrscheinlich vorerst ganz auf den Kauf neuer Straßenbahnen verzichten, weil die Mehrheit des Stadtrats am Donnerstagabend an seinem Kauf-Beschluss vom Juni festgehalten hat, obwohl dieser vom Landesverwaltungsamt als rechtswidrig und unwirtschaftlich eingestuft wurde.
[ironie on]
Wir bedanken uns nochmal bei den Hauptdarstellern dieser "Posse":
Harald Frank für die AfD, Christian Klein für die CDU, Ulrich Porst für die Bürgerschaft Gera, Sandra Raatz für Für Gera, Falk Nerger für die FDP und Bernd Müller für die Liberale Allianz.
Sie alle haben im Stadtrat (Kindergarten) für nur 6 Straßenbahnen gestimmt (26:42) - eine Lösung gegen die Stadt Gera.
[ironie off]
Der parteilose Oberbürgermeister Julian Vonarb sagte nach der Sondersitzung, er gehe nun davon aus, dass das Landesverwaltungsamt den Kauf-Beschluss zurücknehmen wird.
Und hier eine Zusammenfassung von Heinz Roeske, ich hatte den Live-Stream gesehen und war sehr entäuscht,
wie unsachlich hier argumentiert wurde, manchmal artet es in eine Schlammschlacht gegen unseren OB aus :cry:

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BeitragVerfasst: Mo 06.Jul 2020 20:23 
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Tja...

Ich bin gebürtiger Geraer, war aber seit meinem 14. Lebensjahr die meiste Zeit nicht hier. Viel Jena, dann Berlin, dann Jena und Berlin, dann wieder nur Berlin.

Noch 2014 hatte ich Ideen für Gera und habe versucht, mich hier und da, wo es passte und wo ich was zu fassen bekam, zu engagieren. Da ging es um die Bahnanbindung, da ging es um den Erhalt des KuK. Ich habe da hinter den Kulissen einiges an Zeit investiert. Auch privat hatte ich noch ein gewisses Bild, was ich mal aus meinem Elternhaus machen möchte.

Auswärts habe ich Gera gegen Spott verteidigt mit dem, was Gera an guten Dingen hat. Spott kam letztlich schon seit den 1990er Jahren, damals noch von Jenaer Mitschülern. Auch beim letzten Klassentreffen in Jena bekam ich zu hören, was willst du denn in Gera, dieser hässlichen Nazi- und Seniorenstadt? Da ist dann ein anderer ex-Mitschüler reingegrätscht (ein Greizer), der einen Teil der Aussage entschieden zurückwies: das "hässlich".

Und ja, letztlich muss ich heute feststellen, dass meine Verteidigung der Stadt Gera vor allem auf der schönen Umgebung, den doch teils sehr schönen Ecken in der Stadt, bestimmten kulturellen Einrichtungen und auch vergleichsweise günstigen Mieten basierte.

Seitdem meine Eltern zunehmend Hilfe brauchten und vor allem, als mein Vater schwer erkrankte und ein Jahr später verstarb, kehrte ich für länger als nur alle paar Wochen ein Wochenende nach Gera zurück. Ich war vor allem wieder häufiger in der Innenstadt, Wege besorgen, Einkäufe erledigen. Vorher war ich fast nur zwischen Bahnhof und Elternhaus unterwegs gewesen und hatte viele Jahre lang wenig vom Klima in der Stadt mitbekommen.

Inzwischen habe ich keinerlei Energie mehr, mich für irgendwas in Gera zu engagieren. Selbst dringend notwendige Arbeiten in meinem Elternhaus unterlasse ich - ich sehe keine Perspektive für mich in dieser Stadt (und in einem übergeordneten Kontext letztlich auch in gesamt-Ostdeutschland). Diese oft ätzende, hämische, alles blockierende, lebens- und zukunftsfeindliche Energie, die ich in Gera so oft als "klimabestimmend" empfinde, findet sich halt auch im Wählerauftrag in der Politk wieder. Es sind doch nur die Vertreter des Volkes, die da agieren. Und sie tun das, soweit ich es am Rande mitbekomme (zur ausgiebigen Befassung damit fehlt mir die Energie, ich muss mit meiner Lebensenergie haushalten, allzuviel habe ich davon nicht mehr) doch richtig gut passend zu dem Klima, das ich als dominierend in der Stadt empfinde.

Die Bevölkerung bekommt, was sie bestellt hat. Eigentlich gibt es also gar nichts zu beklagen.

Wäre ich in Gera irgendwo in einer Mietwohnung geboren und stünde da nicht mein Elternhaus, dann würde ich, sobald ich hier niemanden mehr aus meiner Herkunftsfamilie haben werde, die Stadt verlassen und nicht wieder betreten. Es gibt auch anderswo landschaftlich schöne Orte - nur halt auch mit einer zukunftsfähigen, angenehmen Energie. So läuft nun aber der schmerzhafte Prozess der schrittweisen Verabschiedung vom Elternhaus, mit unklarer Dauer, mit unklarem Ausgang. Das ist, als wenn einem jeden Tag ein Stück des Körpers weggeschnitten wird. Am liebsten würde ich das Haus ausbuddeln und mitnehmen.

Aber in diesem vergifteten gesellschaftlichen Klima alt werden? An einem Ort, wo so viele bereit sind, auch auf eigene Lebensqualität zu verzichten, wenn sie mit ihrem Handeln nur irgendwen anderes schädigen können? Das hat nichts mit Würde zu tun.

(Und zum Thema "Straßenbahn" ein launiger Einwurf: sollte es mal wieder zu einigen cm Schnee kommen in irgendeinem Winter, werden die Tatras einfach weiterfahren, während die summenden Joghurtbecher, die heute gemeinhin als Straßenbahnen gebaut werden, aufgleiten und ihren Dienst quittieren werden. Andere Städte kennen sich damit bestens aus. Leider dürfte das auch der einzige Vorteil der Tatras sein.)


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BeitragVerfasst: Di 07.Jul 2020 10:47 
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Radiowaves hat geschrieben:
Die Bevölkerung bekommt, was sie bestellt hat. Eigentlich gibt es also gar nichts zu beklagen.


Dieser eine Satz hat mir doch sehr gut gefallen und obwohl wir mit unserem OB wahrlich Glück haben, denn er tut viel für die Stadt Gera.
Muß ich doch sagen, dass sich die Unzufriedenheit der Geraer Bevölkerung sehr in den Wahlen widerspiegelt.
Denn die Gerschen haben jetzt genau die Stadträte/Parteien die sie verdienen.
Lernen werden aus diesem Debakel natürlich die allerwenigsten Gerschen und die meisten werden bei der nächsten Wahl im Jahr 2025 bei den gleichen Nieten ihr Kreuz setzen (leider).
Diese Leute werden ihren Wählerauftrag nicht erfüllen ich beobachte den Negativtrend im Stadtrat schon die letzten 14 Jahre am Anfang wurden seitens der CDU Beschlüsse torpediert in dem deren Parteidisziplin vor den Interessen der Bürger standen, jetzt haben diese Stadträte mit ihrer offenen Zusammenarbeit mit der AfD den Vogel abgeschossen. Ich vermute bei diesen Fraktionen das sie den OB scheitern sehen wollen, weil die Wähler und Wählerinnen die von der CDU unterstützte Ex-OB abgewählt und den AfD Kandidaten verhindert haben.
Und so haben diese Stadträte dafür gesorgt, dass Gera wiedermal in die Negativpresse gebracht wurde.


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BeitragVerfasst: Di 07.Jul 2020 14:21 
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Zitat HaPe:

....obwohl wir mit unserem OB wahrlich Glück haben, denn er tut viel für die Stadt Gera.

Warum haben die Geraer da besonderes Glück?
Das ist sein Job, dafür und nur allein dafür wurde er gewählt und wird er auch bezahlt.. Das einzige, was man vielleicht konstatieren kannst, ist, er macht weniger Fehler als seine Vorgänger. Aber das ist wahrlich kein Kunststück.


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BeitragVerfasst: Di 07.Jul 2020 15:48 
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123yxc hat geschrieben:
Warum haben die Geraer da besonderes Glück?
Das ist sein Job, dafür und nur allein dafür wurde er gewählt und wird er auch bezahlt.. Das einzige, was man vielleicht konstatieren kannst, ist, er macht weniger Fehler als seine Vorgänger. Aber das ist wahrlich kein Kunststück.


Das ist auch Aufgabe der Stadträte, aber wir wissen ja genau das manche das FÜR GERA im Logo haben, obwohl sie permanent dagegen rudern :cry:
Ja, er macht noch weniger Fehler als seine Vorgänger, aber er bringt die Stadt Gera und deren angeschlagenes Image wieder ins positive Licht.
Und das ist es was seine Vorgänger leider Nicht auf die Reihe bekommen haben.
OB Rauch, in seiner Amtszeit veränderte sich die Stadt Gera leider nicht zu ihrem Vorteil,
die Themen "Bettelburg und Sommerbad" will ich hier nicht nochmal zitieren.
Da war Vornehm der nur Versprechungen getätigt hatte und mit den Millionen jongliert hatte, als ob es seine Eigenen wären.
Vom absoluten Stillstand für die Stadt Gera bei Frau Hahn will ich garnicht reden, übrigens das war auch eine OB von Gera. :mrgreen:
Man kann nicht verlangen, dass ein OB Vonarb, der Stadt sofort wieder zu neuem Glanz verhilft, denn er kann auch nicht zaubern.
Denn was andere OBs in jahrelanger Amtstätigkeit verbockt haben, das läßt sich nunmal nicht in vier Jahren wieder hinnbiegen.
Leider nahmen die Vorgänger von ihm ihren Job nicht so genau, obwohl sie auch alleine dafür gewählt und bezahlt wurden,
siehst Du nun, dass es doch einiges mehr erfordert (Kunststück), sich für die Stadt Gera einzusetzen :mrgreen:


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BeitragVerfasst: Mi 08.Jul 2020 12:34 
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HaPe hat geschrieben:

Das ist auch Aufgabe der Stadträte, aber wir wissen ja genau das manche das FÜR GERA im Logo haben, obwohl sie permanent dagegen rudern :cry:



Früher waren also die Bürgermeister schuld, heute die Stadträte mit dem FÜR GERA Logo.
Ja, so einfach kann man es sich auch machen, dreißig Jahre linke Stadtratsmehrheiten einfach ausblenden.


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BeitragVerfasst: Mi 08.Jul 2020 19:16 
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Und hier nochmal die ganze Stadtratssitzung vom 2.7. aufgenommen von labor14,
wer den Live-Stream verpasst hat, kann sich hier nochmal die Sitzung anschauen.
Kein Kommentar - weil sich jeder selber ein Urteil bilden kann :mrgreen:

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BeitragVerfasst: Sa 11.Jul 2020 21:31 
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HaPe hat geschrieben:
OB Rauch, in seiner Amtszeit veränderte sich die Stadt Gera leider nicht zu ihrem Vorteil,
die Themen "Bettelburg und Sommerbad" will ich hier nicht nochmal zitieren.

Aber eben auch die BUGA auf den Weg gebracht. Und die hat der Stadt zumindest aus meiner Sicht sehr viel gebracht, zumindest im Hofwiesenpark und etwas weiter geblickt auch dem Gessental bis Ronneburg. War ein geiler Sommer, damals 2007. So ein bissl was wie "Sommermärchen". Und es ist was wirklich gutes übrig geblieben: der Hofwiesenpark und noch einiges mehr. Nur dass sie das Sommerbad für diese befremdliche Beach-Inszenierung geopfert haben, nehme ich ihnen übel. Seit 2013 wäre aber auch klar gewesen: so einfach aufgrund Hochwassergefahr nicht zu halten.

Ansonsten könne ich aus familiärer Erfahrung auch sehr übles über die Ära Rauch berichten.

HaPe hat geschrieben:
Vom absoluten Stillstand für die Stadt Gera bei Frau Hahn will ich garnicht reden, übrigens das war auch eine OB von Gera. :mrgreen:

Was Frau Hahn definitiv nicht konnte, war eine, sagen wir mal, attraktive Präsentation ihrer Arbeit (und sei das Arbeitsthema auch noch so unattraktiv, was die Sache natürlich schwer macht, es halbwegs gut zu "verkaufen"). Aber Frau Hahn im TV oder auf einer Bühne war nun wirklich weit, weit weg von "optimal".

Für das, was sie an Altlasten übernommen hatte, kann sie aber freilich auch nichts.

Für mich ist das Hauptproblem von Gera das Problem des ätzenden gesellschaftlichen Klimas. Sowas vernichtet Ideen, sowas vernichtet Gestaltungswille, sowas vernichtet Gestaltungsenergie. Und selbst wenn viel Geld vorhanden wäre und alles glänzen würde: ätzendes Klima kann man auch damit nicht kompensieren.


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BeitragVerfasst: Sa 11.Jul 2020 22:52 
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Radiowaves hat geschrieben:
Für mich ist das Hauptproblem von Gera das Problem des ätzenden gesellschaftlichen Klimas. Sowas vernichtet Ideen, sowas vernichtet Gestaltungswille, sowas vernichtet Gestaltungsenergie.


Hallo Schöngeist,
Luftschlösser müssen auch finanziert werden.
Da hat die Lichtstadt bedeutend sprudelndere Geldquellen.
Dort wurde nicht halb so viel platt gemacht wie in Gera.

:wink:


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BeitragVerfasst: Sa 11.Jul 2020 23:31 
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Wo schrieb ich was von "Lichtstadt"?

Ich schrieb was von "ätzendem gesellschaftlichem Klima". Und das ist keine zwangsläufige Folge von "wenig Geld vorhanden". Es ist eher andersherum: wo ätzendes gesellschaftliches Klima, dort keine lebenswerte Perspektive. Und damit auch kaum Chance auf Belebung.


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BeitragVerfasst: Sa 11.Jul 2020 23:48 
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Das Umfeld formt den Menschen.


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BeitragVerfasst: Mo 13.Jul 2020 7:23 
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Wenn das offenbar als so selbstverständlich hingenommene "das Umfeld formt den Menschen" gültig wäre, dann hätte ich in den vergangenen jahren dutzendweise gewalttätige, kriminelle, höchst unanständige und höchst unangenehme Menschen kennenlernen müssen - aus einer Favela in Sao Paulo, aus dem Grenzgebiet zwischen Palästina und Israel, aus Kenia, aus Namibia - stattdessen traf ich die angenehmsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Und freute mich jedes Jahr erneut auf das Wiedersehen.

Es sind Friedens- und/oder Öko-Aktivisten aus den jeweiligen Krisenregionen. Der Mensch formt auch das Umfeld. Es gibt Leute, die sagen: ausschließlich so herum.


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BeitragVerfasst: Do 16.Jul 2020 14:32 
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So, jetzt habe ich mir mal die mehr als zwei Stunden Stadtratssitzung angesehen.


HaPe hat geschrieben:
d.h. nun müssen die städtischen Verkehrsbetriebe wahrscheinlich vorerst ganz auf den Kauf neuer Straßenbahnen verzichten, weil die Mehrheit des Stadtrats am Donnerstagabend an seinem Kauf-Beschluss vom Juni festgehalten hat, obwohl dieser vom Landesverwaltungsamt als rechtswidrig und unwirtschaftlich eingestuft wurde.
Das dürfte weniger zu befürchten sein, denn diese werden ja auf der Grundlage eines Beschlusses im Dezember beschafft und dieser hat ja unbestritten Gültigkeit.


Zitat:
Es waren Fördermittel, aber 6 neue Bahnen wurden nur genehmigt = zu unwirtschaftlich in der Herstellung,
Wie man auf dieses schmale Brett kommt, ist mir schleierhaft.
Gera hat eine Spurweite von 1000mm. Dieselbe Spurweite verwenden Erfurt, Jena, Plauen, die Kirnitschtalbahn, Halle, Frankfurt an der Oder, Zwickau, Mannheim, Naumburg, Brandenburg, Schöneiche-Rüdersdorf, Augsburg, Bielefeld, Bochum, Essen, Mülheim, Oberhausen, Würzburg, Cottbus, Heidelberg, Krefeld, Mainz, Ulm, Nordhausen, Halberstadt, Gotha oder Görlitz.
Nun ja, Naumburg oder die Kirnitschtalbahn werden wahrscheinlich in den kommenden Jahren nicht so viele neue Bahnen anschaffen. Aber ich verstehe nicht, was der GVB-Geschäftsführer da von "zusätzlichen Entwicklungskosten" derherredet, wenn die nächsten 6 Bahnen erst irgendwann später einmal beschafft werden sollten. Welche Entwicklungskosten fallen denn überhaupt an, wenn man Fahrzeuge in einer so weit verbreiteten Spur beschaffen will? Auf Grund der weiten Verbreitung dieser Spurweite sollte es die gewünschten Bahnen quasi von der Stange geben!

Zur Erinnerung:
Gemeinsam mit Darmstadt wurde damals 2006 eine gemeinschaftliche Beschaffung organisiert, um die Bahnen für die Linie 1 zu beschaffen und den Breis zu drücken. Warum sollte sowas heute nicht möglich sein?


Zitat:
Es war eine Sondersitzung und es ging einzig darum wieviele neue Straßenbahnen Gera nun bekommen würde, 6 oder doch 10.
Zu dieser Frage kamen im Wesentlichen nur von zwei Rednern fundierte Argumentationen, die ordentlich mit Zahlen hinterlegt waren, Dr. Porst und Herr Fröhlich. Bei den anderen Rednern überwog aus meiner Sicht die Rechthaberei.


Da geht es zum Einen um die Frage, nach welchem Plan die Anzahl der zu beschaffenden Bahnen ermittelt werden soll. Alle berufen sich auf einen Nahverkehrsplan, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Dieser wurde immer jeweils Jahr für Jahr verlängert und wird mutmaßlich auch in diesem Jahr für 2021 verlängert. Dieser Nahverkehrsplan ist also gegenwärtig geltendes Recht. Ob Gera in kommenden Jahren größer wird, mehr Fahrgäste haben wird und sich mehr Nahverkehr leisten kann und will, darüber kann man nur spekulieren. Nach dem Erleben dieser Stadtratssitzung wird wohl kaum jemand davon ausgehen, dass in dieser Legislaturperiode ein Nahverkehrsplan mit mehr Bedarf beschlossen werden wird.

Dr. Porst rechnet es nachvollziehbar vor: Für den 7,5-Minuten-Takt der Linie 3 braucht man 15 Bahnen zuzüglich 20% Reserve. Wenn also 18 neue Bahnen gebraucht werden und 12 Stück aus 2006 schon im Depot stehen, müssen nur 6 Bahnen angeschafft werden.
Ja an Schultagen ist in den Spitzenverkehrszeiten eine Verdichtung auf 5-Minuten-Takt vorgesehen. Diese Verdichtung (und nur diese) lässt sich allerdings noch mit den vorhandenen Tatrabahnen und deren Restlaufzeit realisieren. Den Schülern müsste dann zugemutet werden, dass sie in die Tatrabahnen hoch steigen und den Rollstuhlfahrern kann in den Spitzenzeiten nicht jede Tür niederflurig angeboten werden. Vielmehr mutet man diesen Menschen zu, mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen bis zum niederflurigen Zwischenstück der Tatrabahn zu fahren oder alternativ 5 Minuten auf die komplett niederflurige Bahn zu warten.

Herr Nils Fröhlich wartet mit konkreten Zahlen für die Beschaffung und die Reparatur von Straßenbahnen auf. Dankesehr!
Praktisch haben diese Zahlen einen Haken: Wenn die Tatras nach der Anschaffung von neuen Bahnen den größten Teil des Tages im Depot stehen und nur morgens und abends kurzzeitig zur Taktverdichtung eingesetzt werden, dann verschleißen diese Fahrzeuge auch weniger und die in der Tat hohen Instandhaltungskosten fallen nur noch seltener an. Nach Aussage von Herrn Rühling hat der GVB bereits jetzt schon Ersatzteile in größerem Umfang aufgekauft und auf Lager (Interview im ersten Beitrag verlinkt). Nur wenn die Tatras noch weiter in einem überschaubaren Einsatz bleiben, wird dieses Kapital, das gegenwärtig im Lager liegt, noch einen Nutzen entfalten können.



Mein Fazit: Der Argumentation von Dr. Porst kann ich uneingeschränkt folgen.

Der ebenso sachlichen Argumentation von Herrn Fröhlich mag ich nicht folgen, denn
  • wir würden ohne Not auf die Restlaufzeit des vorhandenen Fuhrparks verzichten, wenn dieser verschrottet wird. Kann und will sich unsere Stadt diesen Luxus leisten?
  • Wir würden die bereits beschafften Ersatzteile im Lager entwerten, die dann ebenfalls nicht mehr gebraucht würden.
  • Ich gehe nicht davon aus, dass der Stadtrat in den kommenden Jahren mehr ÖPNV in den Nahverkehrsplan schreiben will und sich die Stadt mehr ÖPNV leisten kann oder muss.
  • Würde die Stadt mehr als 6 zusätzliche Bahnen anschaffen, so würden die zum Teil im Depot herumstehen. (Drei von ihnen würden ein paar Stunden den Takt verdichten, drei Weitere komplett still stehen.)
    Wenn die neuen Fahrzeuge in der ersten Zeit nicht intensiv genutzt werden, sondern zum Teil im Depot herumstehen, so treten manche Defekte womöglich erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist auf. Also privat würde ich keinesfalls so entscheiden.
  • Wenn mehr Bahnen angeschafft werden, als aktuell gebraucht werden, wird wieder totes Kapital ins Depot gestellt. Das darf sich eine finanziell angeschlagene Stadt wie Gera nicht leisten!
  • Dass weitere Bahnen, die in späteren Jahren anzuschaffen sind, wesentlich über die normale Inflation hinaus teurer werden, kann ich mir angesichts der Verbreitung der 1000mm-Spurweite nicht vorstellen. Behauptete Entwicklungskosten kann ich nicht nachvollziehen.



Pfiffikus,
dem angesichts dieser Argumente völlig schnuppe ist, wie die Leute aus der AfD abstimmen


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BeitragVerfasst: Do 16.Jul 2020 17:44 
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Die Straßenbahn in Gera hat ja nun neben der Linie 3 - auch wenn diese die mit großem Abstand wichtigste Linie ist - noch zwei weitere Linien. Auf der 1 sind (nach derzeitigem Fahrplan) meines Wissens 4 Wagen bzw. Züge im Einsatz, ein weiterer auf der 2. Sind die da mit eingerechnet?
Und dass es eine Sonderentwicklung für Gera geben müsste, kann ich mir durchaus vorstellen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es auch beim Einsatz des Darmstädter Wagens vor ein paar Jahren einige Probleme.


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BeitragVerfasst: Do 16.Jul 2020 18:01 
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René hat geschrieben:
Die Straßenbahn in Gera hat ja nun neben der Linie 3 - auch wenn diese die mit großem Abstand wichtigste Linie ist - noch zwei weitere Linien. Auf der 1 sind (nach derzeitigem Fahrplan) meines Wissens 4 Wagen bzw. Züge im Einsatz, ein weiterer auf der 2. Sind die da mit eingerechnet?
Ja, das sind sie.


René hat geschrieben:
Und dass es eine Sonderentwicklung für Gera geben müsste, kann ich mir durchaus vorstellen.
Selbst wenn das so wäre, dann würden diese Kosten nur einmal anfallen.
Dann müsste man die Entwicklungsunterlagen nach der Auslieferung der ersten sechs Bahnen nicht wegschmeißen. Vielmehr könnte man die diesjährige Entwicklungsergebnisse auch dazu verwenden, irgendwann später mal noch einige weitere derartige Exemplare zu bauen.


Pfiffikus,
der sich nicht erklären kann, weshalb solche Entwicklungskosten doppelt anfallen sollten, wie Rühle es behauptet


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