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Bild der Woche 35/2003 (Schloss Osterstein aus der Luft)
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Autor:  untermhäuser [ Mo 25.Aug 2003 12:57 ]
Betreff des Beitrags:  Bild der Woche 35/2003 (Schloss Osterstein aus der Luft)

Heute mal ein Bild aus den 40er Jahren. Das Schloss Osterstein aus der Luft. Man könnte heute noch heulen, dass es völlig zerstört ist. Aber was hätte Gera im Jahre 2003 damit angestellt??? Verkauft, um die BuGa zu finanzieren oder...? Mit den Resten weiß man schon nichts anzufangen: keine Jugendherberge realisierbar, eine mögliche Ausstellung reußischer Geschichte anderswo angesiedelt... Echt alles schade!!!

Bild

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http://untermhaus.de/cms/index.php?id=205

Autor:  archivar [ Mo 25.Aug 2003 13:12 ]
Betreff des Beitrags: 

Es sei nochmals daran erinnert, daß die Luftangriffe das Schloß nicht völlig zerstört haben. Die Außenwände waren weitgehend intakt, nur fehlte nach dem Krieg das Geld und vor allem der politische Wille, um das Schloß wieder aufzubauen.
Wirklich schade, aber nicht mehr reparabel.

Autor:  picasso [ Mo 25.Aug 2003 13:15 ]
Betreff des Beitrags: 

Luftschloß nicht - eher Luftblase :cry:
Wenn ich mir die Luftaufnahme so anschaue, stelle ich fest, das trotz der Zerstörung, noch mindestens ein Viertel, wenn nicht gar ein Drittel der Bausubstanz noch existiert.
Daher bin ich für Wiederaufbau - modernes Inneres mit klassischen Fassaden. Für eine klassische Ruine steht einfach zuviel.

Das Terassencafe muß weg, Bausünden aus DDR-Zeiten haben wir noch genug.
Ein paar schöne Eigentumswohnungen könnten zum Beispiel entstehen. Oder was ist denn eigentlich aus dem Plan geworden, ein Kongreßhotel in der Breitscheidstraße zu errichten? Seminarräume im Schloß sind doch viel schöner, in verschiedenen Größen und mit den alten Namen wie Ahnensaal, Marmorsaal, Gobelinhalle. Fremdenzimmer gab es damals im Nordbau auch schon.

Autor:  picasso [ Mo 25.Aug 2003 13:19 ]
Betreff des Beitrags: 

@ archivar
Ja sicher hatte man kein Geld um es aufzubauen, das ist klar. Aber wurden denn nach dem Krieg die Fassaden nicht extra gesprengt.
Schade, das man da nicht nachträglich noch jemand für die Zerstörung von Kulturgut belangen kann.

Autor:  Barbara [ Mo 25.Aug 2003 14:16 ]
Betreff des Beitrags: 

archivar hat geschrieben:
Es sei nochmals daran erinnert, daß die Luftangriffe das Schloß nicht völlig zerstört haben. Die Außenwände waren weitgehend intakt, nur fehlte nach dem Krieg das Geld und vor allem der politische Wille, um das Schloß wieder aufzubauen.
Wirklich schade, aber nicht mehr reparabel.

Da hast du recht. Die vollständige Zerstörung des Schlosses war politisch gewollt, wie woanders eben auch, Stadtschloß Berlin und Potsdam z. B. Ich bin auch für den Wiederaufbau, alte Fassaden und modernes Inneres, aber ein schlüssiges Nutzungskonzept weiß ich auch nicht. Vor allem weiß ich nicht, wo das Geld dafür herkommen solle. Ich würde schon auch spenden dafür ... Vielleicht wären die Stadtoberen ganz froh, wenn ihnen die Reussen die Sorgen um das Schloß abnehmen? Vorausgesetzt, diese zahlen genügend ...

Autor:  picasso [ Mo 25.Aug 2003 14:56 ]
Betreff des Beitrags: 

Zwischen den alten Reussen und der Stadt gibt es doch schon genug Ärger (Theater und Kunstgegenstände), da muß das Schloss nicht auch noch dazu kommen.
Haben die Reussen eigentlich Geld?
Was weiss man eigentlich über die?

Autor:  archivar [ Mo 25.Aug 2003 20:43 ]
Betreff des Beitrags: 

Zum Thema Osterstein zitiere ich einen Artikel der OTZ vom 31.12.1993.

Die Ruinen des Schlosses Osterstein wurden nicht abgetragen. Das nach dem Bombenangriff vom 6.April 1945 noch erhaltene Mauerwerk - damals trafen fast ausschließlich Brandbomben die Schloßgebäude - wurde gesprengt. Der Geraer Klaus Hettwer, damals Obersprengmeister bei der Wismut, war dabei, als vor fast 31 Jahren die Gebäude des oberen Schloßhofes in sich zusammenfielen. Die Sprengung erfolgte an einem Sonntag gegen 14 Uhr. Es war der 9.Dezember 1962.
Erst später war auf Umwegen der eigentliche Grund der Sprengung zu erfahren. Eben an diesem Sonntag fand eine Parteikonferenz der Wismut in Karl-Marx-Stadt statt. Diese sollen Verantwortliche im Zentralkomitee zum Anlaß genommen haben, das Überbleibsel einer alten Zeit verschwinden zu lassen.
"Du bist sowieso Geraer, geh du mal hoch und putz die Bude runter", hieß der Auftrag, mit dem Hettwer erst am Montag vorher, also am 3.Dezember 1962, zur Schloßruine geschickt worden war. Mit ihm gemeinsam setzten zwei Kumpel vom Bergwerk Schmirchau, ein Soldat vom Pionierbataillon und ein Leutnant der Volkspolizei die Bohrlöcher, 860 insgesamt.
"Das Schloß stand noch. Nur war innen alles ausgebrannt und fehlten die Zwischendecken. Die Mauern waren einwandfrei. Alles war sehr kompakt. Wir stießen auf Sandstein, aber auch auf Granitbrocken", erinnert sich der heute 63jährige Klaus Hettwer, "das hat richtig geklirrt beim Bohren". Nicht wenige gehärtete Bohrkronen wurden stumpf, Bohrstangen zerbrachen. "Schlimm war die Kälte. Die Schläuche des von der NVA angefahrenen Kompressors froren zu. Um uns etwas zu wärmen, verbrannten wir Parkettfußboden", denkt der Obersprengmeister zurück. Weil jeden Tag bis zum Dunkelwerden gearbeitet wurde, ließ man extra Kopflampen aus Schmirchau holen. Die Sprenglöcher wurden in die Grundmauern vorangetrieben. Das bedeutete, daß im Keller, 6 bis 8 Meter unter der Erdoberfläche, gearbeitet wurde. Dabei entdeckten die Kumpel am Fuße des Bergfriedes den Zugang zu einem mit Klinkern ausgemauerten Gang, der hinunter zur Elster führte. Hinein wagte man sich nicht. Bergleute kennen die Tücken sauerstoffarmer Gänge.
Bis 1,20 Meter tief wurde gebohrt. "Wir bohrten zu 90 Prozent waagerecht und brachten die Löcher versetzt an. Es mußte darauf geachtet werden, daß immer zwei Drittel der Mauerstärke durchbohrt wurden. Hätten wir die Mauer durchstoßen, wäre das Sprengmittel verpufft". Normalerweise sei mit Wasser gebohrt worden. Doch darauf mußte man verzichten. Es wäre gefroren.
"Nach heutigen Erkenntnissen hätten die Außenwände erhalten werden können. Wenn man sieht, was jetzt aus alten Häusern gemacht wird. Das Schloß hätte wieder aufgebaut werden können. Aber zur damaligen Zeit sollte es eben nicht sein", schüttelt Klaus Hettwer noch heute den Kopf über den Auftrag. Und dennoch war er für ihn eine Herausforderung.
"Das hat mich beeindruckt, schon deshalb, weil es die Order gab, daß der Turm stehen bleiben sollte".
Schon einige Tage vor der Sprengung fuhren Lautsprecherwagen durch Untermhaus. Die Häuser sollten zur Sprengung verlassen, die Fenster geöffnet und Decken davorgehängt werden.
"Sonntag früh wurde der Sprengstoff und die Zünder aus dem Sprengmittellager der Wismut in Rückersdorf angefahren. Acht weitere Sprengmeister der Wismut halfen, die Bohrlöcher mit Sprengstoff zu besetzen und die Zünder zu plazieren. "Wir hatten 200 Meter Kabel ausgerollt und standen 40 Meter vor der Wolfsbrücke, um von dort die Sprengung vorzunehmen", erinnert sich der Wismut-Kumpel. In drei bis vier Sekunden waren die Mauern in sich zusammen gefallen.
"Dann kam eine unheimliche Staubwolke, die sich auf Untermhaus wälzte. Bis zum Kupferhammer drang der rötliche Dreck", so der Sprengmeister. Für die einwöchige Aktion war er von der Arbeit freigestellt worden und erhielt 120 Marken im NAW...

Soweit zum damaligen Geschehen. Es erübrigt sich wohl jeder Kommentar.

Autor:  Barbara [ Mo 25.Aug 2003 21:35 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich kann mich noch sehr gut an die Schloßruine erinnern, da sind wir als Kinder drin rumgekrochen. Ich kenne auch das Gerücht, daß ein Gang bis zur Elster führt. Gab es den also tatsächlich? An die Sprengung hab ich gar keine Erinnerung, komisch ... zu der Zeit war ich doch noch in Gera. Aber da hab ich schon nicht mehr in Ruinen gespielt :wink:

Autor:  clarino [ Mo 25.Aug 2003 22:44 ]
Betreff des Beitrags: 

als man Anfang der 90ziger Jahre, hinter den Häusern (ca. Nr. 15-21 Schloßseite) am Fuchsklamm eine große Trockenmauer in den bekannten Drahtkörben setzte, ist man beim Geröllabtragen auf einen Gang gestoßen, der angeblich auch zum Schloß führen sollte.
Der Zustand soll aber so miserabel und eingestürzt gewesen sein, dass man ihn keiner größeren Untersuchung unterzogen hat. Er wurde teilweise verfüllt und ist hinter der großen Trockenmauer verschwunden. Nur noch die bekannten Sagen und Legenden halten diese Notausgänge von Befestigungen und Burgen noch am Leben.

Autor:  picasso [ Mo 25.Aug 2003 23:05 ]
Betreff des Beitrags: 

Da kommen einem wirklich die Tränen, wenn man diesen Zeitungsartikel liest. :cry:

Autor:  pfiffikus [ Fr 29.Aug 2003 11:43 ]
Betreff des Beitrags: 

Barbara hat geschrieben:
Ich kenne auch das Gerücht, daß ein Gang bis zur Elster führt. Gab es den also tatsächlich

Sicher gab es den Gang. Fraglich ist mir nur sein Zweck. Ich habe als Kind hin und wieder am Faulenzerweg gespielt und fand in der Gegend des Schlosses oberhalb des Weges Gänge, die mit Klinkern ausgebaut waren. Wir hielten sie für ehemalige Luftschutzbunker. Im Gegensatz zu den Bergleuten haben wir uns auch hineingewagt. Aber nach ca. 10m war Schluss. Zugeschüttet :cry:

Ich müßte mal nachsehen, wenn ich irgendwann wieder mal dort bin, ob man die Eingänge noch sehen kann.

Autor:  pfiffikus [ Sa 30.Aug 2003 12:33 ]
Betreff des Beitrags: 

Die Eingänge sind verschüttet, der Gang ist nicht mehr begehbar.
Bild
Ich kann mich erinnern, dass der Gang kurz hinter dem Eingang verzweigte. Ein Abzweig ging nach rechts, einer geradeaus. Nach links-da bin ich mir nicht mehr sicher.

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