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Willy Astor–Unverrichter der Dinge.Humor direkt vom Erzeuger
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Autor:  untermhäuser [ Mo 27.Mai 2013 18:02 ]
Betreff des Beitrags:  Willy Astor–Unverrichter der Dinge.Humor direkt vom Erzeuger

Willy Astor – Unverrichter der Dinge. Humor direkt vom Erzeuger.


Hardcover, Verlag Antje Kunstmann, München 2006, 152 Seiten

Genre: Humor

ISBN: 3-88897-454-2

Preis: 14,90€ (als Softcover-Taschenbuch neu für 8,95€, gebraucht auch für ca. 3-5 Euro)

Willy Astor, Jahrgang 1961. Bekennender Bajuware (geboren in München), Comedian, Komponist, Sprachdidakt, ja Wortakrobat – passt das zusammen? Nur in dieser Kombination, möchte ich sagen – und was nicht passt, macht der Autor passend, rein sprachlich natürlich. Das Zerpflücken und Zusammenstückeln deutschen Wortguts aller Sprachkategorien meistert er wie niemand anders auf Astors Art. Mit seiner Vorgehensweise hat er in der deutschen Comedy-Landschaft ein Alleinstellungsmerkmal erreicht. Seine Bühnenauftritte sind wahnsinnig erheiternd und man muss ständig aufpassen, um ja keinen Wortwitz zu verpassen.
Beim Buch ist das mitunter einfacher, da man mehr Zeit hat, um jedes Wortspiel zu finden, dafür fehlt aber Astors Intonation, die das Gesagte immens stärkt. Die Geschichten und Gedichte sind nicht alle großartig, manches wirkt etwas aufgesetzt und konstruiert. Doch das machen einige sensationelle Teile der Sammlung von Texten wieder wett. Bekannt sind sicher das Astorsche Märchen „Radkäppchen“, „Der Kinomo“ (Wer um Gottes Willen kann soviel Filmklassiker zu einer Geschichte verbauen?) oder „Länderspiele“ – alle im Buch vorhanden und gut. Unbekannter, aber famos und einer meiner Favoriten ist „Warte, bis es Dinkel wird“, eine kriminalistische Geschichte im Küchenjargon.
Verziert ist das Büchlein mit einigen Zeichnungen des Autors und kurzen Zeilen in bekanntem Format, teilweise trifft man auf wirklich gelungene Kalauer. Wer erfindet so etwas heute noch?

Freunde der deutschen Sprache finden an diesem Buch sicher sehr viel Freude. Wer sich in die Astorsche sprachpsychiatrische Behandlung begibt, kommt nicht gesund wieder heraus, sondern angesteckt und amüsiert…

Fazit: Das Buch ist nicht besser als Willy Astors Liveauftritte und Fernsehmitschnitte, doch fast genau so gut. Lesen !!!


Zitat:
Buchauszug S.104ff.:

"...Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Das Leben wird teurer, von Tag zu Tag teurer. Gitarristen sind die einzigen, die sich noch was auf die Saite legen. Keiner will mehr investieren, jeder will weg. Was tun gegen die Häuserflucht?
Der Teppichmarkt ist völlig von der Rolle. Ich hatte neulich ein Gespräch mit meinem Fußabstreicher und habe ihn ermahnt: Bleib du am Boden und schau nicht so betreten!
Dann das Problem mit den Stadtplänen. Wo soll das hinführen? Auch unser Nachwuchs bleibt aus. Nehmen ja heute sogar schon Kugelschreiber die Spirale. Und Frauen wollen nur noch unter Umständen Kinder kriegen. Es gehen alle gute Werte verloren.
Ich kenne zwei Hefeteige, die sind jetzt nach 24 Jahren auseinandergegangen. Die Anwälte scheiden einfach dahin. Himbeeren geben langsam den Geist auf. Uhrmacher segnen das Zeitliche. Hasen geben den Löffel ab. Brustwarzen können auch jederzeit abnippeln.
Wer hat eigentlich damals den Meniskus in die Knie gezwungen? Und an Slipeinlagen wollen sich nun auch immer weniger Damen binden. Keiner hat im Stehimbiss noch einen sitzen.
Aber es gibt Hoffnung. Von Fenstern könnten wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Auch bei Einbrechern herrscht Aufbruchstimmung. Und Taschendiebe gehen jetzt wieder öfter an die Börse.
Ich glaube, wir haben nur eine Chance, wenn wir wieder vom Schengener abkommen. Dann werden sich auch Couchgarnituren wieder durchsetzen. Der soziale Gedanke ist wichtiger denn je. Geisterfahrer müssen wieder mehr auf uns zukommen. Wenn ich heute mit einem Gebirge ein Wettrennen mache, dann gebe ich dem Fels einen Vorsprung.
Wenn wir jetzt anfangen, auch unsere Ernährung umzustellen, z.B. von der Küche ins Schlafzimmer, dann geht auch ein erotischer Gedanke leichter von der Hand.
Bitte, bleiben Sie mir auch nach Ihrer nächsten Diät gewogen. Das dürfen Sie mir abnehmen.
Denn wenn ich einmal tot bin, möchte ich sagen können: Schön, dass ich das auch noch erlebt hab'...!"

Autor:  untermhäuser [ Di 28.Mai 2013 13:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Willy Astor–Unverrichter der Dinge.Humor direkt vom Erze

wer nicht weiß, wer der Willy Astor ist... - http://www.youtube.com/watch?v=VPfEjXySQHc

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