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16.Juli
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Autor:  untermhäuser [ Mo 16.Jul 2012 11:21 ]
Betreff des Beitrags:  16.Juli

16.Juli 1771 - "Brotpreis-Tumult". ...Am 16.Juli 1771 entstand hier aus Anlaß der herrschenden Teuerung ein Tumult. Die Veranlassung zu demselben gab die Äußerung eines einige Jahre vorher vom Dorfe in die Stadt gezogenen Getreidehändlers, namens Kraft, zu einem Korn feil haltenden Bauern: "Heute muß das Viertel noch 4 Thaler gelten! Haltet d´rauf!" Eine Frau und etliche Bürger, welche diese bezeichnende Äußerung gehört hatten, verfolgten den Kraft mit den bittersten Scheltworten bis an die Ecke der Weidaischen- und der Böttchergasse, wo ihm die Frau eine Maulschelle versetzte. Der den Kraft verfolgende Menschenhaufe warf die Fenster seines Hauses ein, stürmte dasselbe und schleppte alles darin lagernde Getreide, wie auch die Möbel, weg. Kraft selbst rettete sich durch das Hintergebäude in die Schuhgasse und wurde vom Stadtknechte auf dem Rathause dem Stadt- und Landgerichte zur Verwahrung übergeben. "Wie nun bei Kraften alles ausgeleeret war", zog das aufgebrachte Volk vor die Wohnung eines Getreidehändlers auf dem Kornmarkte, der auch Getreide aufkaufte und nach auswärts schaffte, schlug die Läden und Fenster auf, bez. ein und schleppte alles vorgefundene Getreide weg. Ein zur Stillung des Tumults anrückendes Picket Soldaten kehrte um, als die Menge nach "Bürgerhilfe" schrie. Hierauf wälzte sich der Haufe vor das Schloßthor, wo der Kaufmann Creutzenach wohnte, der einen starken Getreidehandel nach Nürnberg trieb. Da derselbe aber sein Haus fest verschlossen hatte, so wurden ihm nur die Fenster eingeworfen. Der Landkutscher Falcke auf der Sorge, welcher ebenfalls mit Getreide handelte, öffnete dem Pöbel bereitwillig seine Kornböden, allein sie waren leer. Von da ging es nach dem Grünen Baum zum Gastwirt Lubold und zum Weinhändler Graumüller in der "Straße" (der Heinrichsstraße), welche beide viel Getreide nach Nürnberg abgehen ließen. Bei ersterem war nichts zu finden, der letztere hatte nur einige Scheffel in Verwahrung. Diese wurden mitgenommen. Inzwischen war das Haus des Kaufmanns und Bürgermeisters Schöber, der auch zu seinen Freunden nach Nürnberg Getreide hatte abgehen lassen, mit Soldaten besetzt worden. Da sie infolgedessen nichts auszurichten vermochte, zog die wütende Menge hinter die "Geite" und wollte das Haus von da aus stürmen. Allein sie mußte auch hier unverrichteter Sache abziehen. Einem wohlhabenden Bürger und Schuhmacher, namens Jahn sen., der im Tumulte auch einige Viertel nach Hause getragen, bombardierte der Pöbel das Haus so lange mit Steinen, wobei die Fenster samt und sonders eingeworfen wurden, bis er das Getreide herausgab. Der Hufschmied Wiesenberger hieb im Zorn über die Mißhandlung seines Nachbars Jahn mit einem Wagner-Langbeile auf die Tumultanten ein und verwundete einen Tagelöhner schwer am Kopfe.
Als die Menge die Absicht zu erkennen gab, sich auch des Getreides zu bemächtigen, welches kursächsische Pächter hier aufgeschüttet hatten, ließ die Landesherrschaft die betreffenden Häuser militärisch besetzen, verschließen und versiegeln.
Am Nachmittage zog der Pöbel nach Weißig, wo der Wirt, der Bruder des erwähnten Getreidehändlers Kraft, ebenfalls einen starken Getreidehandel betrieb. Da derselbe aber am Vormittage in der Stadt gewesen war, so hatte er zu Hause alles ausgeräumt und der Haufe mußte mit leeren Händen abziehen.
Selbstverständlich kam der hinkende Bote nach. Da aber im letzten Grunde die Teurung und also sozusagen der Hunger die Ursache der Gewaltakte gewesen war, so kamen die Tumultanten ungewöhnlich glimpflich weg.
Der Getreidehändler Kraft wurde am 13.Sept. aus dem alten Schlosse gerechtfertigt entlassen. Die Bürgerschaft verzieh ihm aber jene Äußerung nicht. Als er am 25.Sept. drei Viertel Bier zu seinem Bruder nach Weißig fahren wollte, nahmen die Bürger ihm dasselbe weg und luden es im Zucht- und Waisenhause ab...! (Meißner, S.450-452)

Autor:  pfiffikus [ Mo 16.Jul 2012 14:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 16.Juli

Die haben so viel Getreide weg genommen? Wo wurde es den hin geschafft und zwischengelagert? Womit wurde es transportiert?


Pfiffikus,
der nicht davon ausgeht, dass die Tumultanten alles gleich verzehren konnten

Autor:  untermhäuser [ Mo 16.Jul 2012 14:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: 16.Juli

pfiffikus hat geschrieben:
Die haben so viel Getreide weg genommen? Wo wurde es den hin geschafft und zwischengelagert? Womit wurde es transportiert?


Pfiffikus,
der nicht davon ausgeht, dass die Tumultanten alles gleich verzehren konnten


das beschreibt der autor nicht näher... - aber vllt. waren es so viele "tumultanten", dass jeder ein säcklein getreide mit nach hause genommen hat und plötzlich war es alle. damit hätte sich auch die frage des transports geklärt... ;-)

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