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Klamottenkiste 2 - Das Gersche Alphabet 1937
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Autor:  untermhäuser [ Di 24.Feb 2004 11:03 ]
Betreff des Beitrags:  Klamottenkiste 2 - Das Gersche Alphabet 1937

Das Gersche Alphabet. (TULIPAN in GZ 31.7.1937)

Herr Amthor war ein Alpinist,
Asphalt auf unsrer Avus ist,
Asphalt liegt auch vorm Amtsgericht,
Vorm Arbeitsamt jedoch noch nicht.

Die Brahme ist ein kleiner Fluß,
Am Brühl hält nicht der Gersche Bus,
Der Bismarckturm liegt gänzlich frei,
In Bieblach war die Schäferei.

Die Conradstraße ist bekannt,
Die Cosse führt nach Gera-Land,
Nach Collis komm ich selten hin,
Weil ich geborner Cubscher bin.

Im Dahliengarten sitzt man froh,
Die Straßebahn fährt ins Deboh,
Herr De Smit hat ein Denkmal stehn,
In Debschwitz ist es ooch ganz scheen.

Ehleggdrisch fährt man, wenn es gießt,
Die Elster nur erbärmlich fließt,
Am Ersten tanzt der Emil nett
In Ernsee mit Elisabeth.

Am Ferberturme faucht der Wind,
Die Fuchsklamm führt zur Kerbe hind,
Zur Fürstenstraße führt ein Steg,
Und feucht ist´s am Faulenzerweg.

Vom Galgenberge bis zum Gries,
O Mensch, die Gersche Zeitung lies,
Damit du ganz im Bilde bist,
Was Gaswerk, Gusche, Gagsah ist!

Der Hauptbahnhof ist sehr belebt,
Der Handelshof gen Himmel strebt,
Der Hainberg ist uns auch vertraut,
Das Hallenbad wird noch gebaut.

Bekannt ist unsre Industrie,
Das Ü spricht man hier ooch wie I,
Johanniskirche, -straße, -platz,
Die suche unter Jot, mein Schatz!

Die Krumme Gasse ist auch steil,
Am Kornmarkt hält kein Korn man feil,
Im Küchengarten ist es schön,
Nach Köstritz kann zur Kur man gehen.

Nach Lusan, Leimz und der Lasur
Lockt uns die Liebe zur Natur,
Die Litfasssäule lockte nicht,
Sie stand zu dicht am Landgericht.

Der Mielgram mieft wie mad´ger Hund,
Man munkelt gern im Martinsgrund,
Weit ist´s vom Markt nach Meuselwitz,
Mach lieber ins Museum, Fritz!

Neckt man den Nachbar hier intim,
Nennt man ihn nur noch „Nieselpriem“,
Bei dem, der viel auf Nahrung gibt,
Ist „Nappsülze“ noch mehr beliebt.

Der Osterstein ist eine Zier,
Und unsern Ober schätzen wir,
Sonst sprich das lange O wie U,
Die Ausnahm´ findest oben du!

In Pforten ist, seid mir nicht bös,
Das Pflaster nicht pompfortionös,
Hingegen ist die Polizei
Im Prachtjackett ganz einwandfrei.

Was „Quietsche“ heißt, weiß jeder hier,
Für Sechser sagen Quiegser wir,
Auch Quärchel, Quaddrich, Querulant
Sind hierorts nicht ganz unbekannt.

Der Rathausturm ist nicht von Holz,
Die Reichswehr ist der Gersche Stolz,
Der Rossplatz wurde umgetauft,
Die Rostbratwurst wird gern gekauft.

Der Sächsische heißt Gera-Süd,
Die Sorge drückt nicht aufs Gemüt,
Der Simson reesd dn Lehm entzwei,
Das Schützenfest ist längst vorbei.

Das harde T ist merschdens weich,
An Dinz und Döppeln merksdes gleich,
In Dieschitz danzd der Droubadour,
Doch im Deader singd er nur.

Von Untermhaus bis zur Lasur
Unregelmäßig tickt die Uhr,
Das „Uhr“, das unserm Däz entstrebt,
Tickt nur, wenn man ihm eine klebt.

Verdimmich ist kein schönes Wort,
Und Vollersdorf war einst ein Ort,
Beim Vogelschießen herrscht Radau,
Vornehmlich, wenn man veilchenblau.

Die Weberei blüht hier famos,
Der Weinberg ist ein Hügel bloß,
Die Wärmehalle schwand vom Plan,
Am Waldhaus ist ´ne Rodelbahn.

Die Ixe wohnt im Turme treu,
Die Ypernstraße ist noch neu,
Sonst steht im Gerschen Lexikon
Nischt über X und Ypsilon.

Nach Zabel eine Schule heißt,
Für Zwötzen sage Zwietzen dreist,
Zuletzt zitier´ ich noch Herrn Zinn,
Und freu´ mich, dass ich fertig bin.

Autor:  archivar [ Do 26.Feb 2004 14:02 ]
Betreff des Beitrags: 

Vielleicht eine Ergänzung für jüngere: Zinn war der Geraer Oberbürgermeister während der Nazizeit, ein forscher Typ mit Studentenschmiss im Gesicht und meist in der braunen Uniform auftretend.
Zinn ist kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner spurlos verschwunden, mir ist nicht bekannt, was aus ihm geworden ist, eigentlich ist das auch ziemlich egal.
Der Bismarckturm stand auf dem Steinertsberg, wurde im Oktober 1902 eingeweiht und nach Kriegsende abgetragen. An der Stelle unterhielten die Russen bis zu ihrem ebenfalls nicht zu bedauernden Verschwinden eine Radarstation, welche sich prima auf den Fernsehempfang, gerade ARD, auswirkte.

Autor:  pfiffikus [ Do 26.Feb 2004 21:32 ]
Betreff des Beitrags: 

archivar hat geschrieben:
Der Bismarckturm stand auf dem Steinertsberg, ...


Jetzt hilf mir mal weiter! Ich habe zwar eine alte Karte, aber der Steinertsberg ist da nicht drauf. Und er ist mir auch sonst nicht geläufig :?:

Autor:  archivar [ Do 26.Feb 2004 21:56 ]
Betreff des Beitrags: 

Wenn du in Richtung Trebnitzer Kreuz fährst, Dornaer Straße, Höhe Ortsausgangsschild, rechts der Berg ist es.

Autor:  pfiffikus [ Do 26.Feb 2004 22:47 ]
Betreff des Beitrags: 

Ja, da steht tatsächlich "Bismarck-Turm" dran. Sowohl Name des Berges, als auch Turm waren mir bisher entgangen.

Autor:  Barbara [ Fr 27.Feb 2004 8:02 ]
Betreff des Beitrags: 

Steinertsberg kenne ich. Da war bzw. ist bestimmt immer noch eine Kleingartensparte, da bin ich ein paar mal zum Sommerfest gewesen. Und die Russen waren da ganz dichte bei, man konnte da deren Musik hören.

Autor:  archivar [ Fr 27.Feb 2004 11:15 ]
Betreff des Beitrags: 

Nur hat leider wieder einmal die Gaststätte im letzten Jahr dicht gemacht. Sie war ein schönes Ausflugsziel, gerade im Sommer.

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